"Sportchef-Suche ist eine Blackbox"

SID
Heribert Bruchhagen äußerte sich extrem motiviert
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Heribert Bruchhagen hat seine Arbeit als Vorstandsvorsitzender beim Hamburger SV voller Tatendrang aufgenommen. Die momentane Situation des Tabellen-16. sei "ausgesprochen prekär" und sie ermögliche "nur ein kurzfristiges Ziel: Die volle Konzentration auf den Klassenerhalt", sagte Bruchhagen.

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Blütenweißes Hemd, braunes Sakko, blaues Einstecktuch - Heribert Bruchhagen hatte sich für seine Rückkehr auf die Bundesliga-Bühne fein rausgeputzt. Doch für den neuen starken Mann beim Hamburger SV zählt jetzt nur noch ehrliche Arbeit. Schon mit den ersten Sätzen bei seiner Inthronisierung wurde klar: Die Chaostage an der Elbe sollen gezählt sein.

"Wir wissen um die Situation, die es notwendig macht, keine Nebenkriegsschauplätze in Form von Eitelkeiten oder sonstwas zu schaffen", sagte Bruchhagen, der neue Vorstandsboss: "Wir müssen alles in unserer Macht stehende tun, uns selbst zurückzunehmen und die Mannschaft und ihre Arbeit in den Vordergrund zu stellen."

Befriedung des Klubs, neuer Sportdirektor zum Jahreswechsel und weitere Verstärkungen für den wankelmütigen Spielerkader: Bruchhagen zeigte bei seiner offiziellen Vorstellung am Mittwoch im Hamburger Volksparkstadion klare Kante.

Die momentane Situation des Tabellen-16. sei "ausgesprochen prekär" und sie ermögliche "nur ein kurzfristiges Ziel: Die volle Konzentration auf den Klassenerhalt", sagte der Nachfolger von Dietmar Beiersdorfer: "Nach dieser PK muss alles auf den Sport fokussiert sein."

Bruchhagen fehlt die ersten Spiele

Kurios: Bruchhagen wird bei den letzten beiden HSV-Spielen des Jahres am kommenden Samstag in Mainz und am Dienstag gegen Schalke noch nicht dabei sein. Weil er als Experte noch beim TV-Sender Sky unter Vertrag steht, wird er stattdessen am Samstagabend bei der Partie Wolfsburg gegen Frankfurt weilen.

Unaufgeregt, sachlich - aber hart in der Sache. Bruchhagen dozierte bei seinem knapp 45-minütigen Auftritt am Mittwoch im Stile eines Universitätsprofessors. Die Vorfreude auf den neuen Job war ihm dabei jedoch stets anzumerken. "Nach fast 30 Jahren war ich jetzt ein halbes Jahr nicht in der Bundesliga tätig. Ich bin froh, dass das Rentnerdasein jetzt ein Ende hat", sagte Bruchhagen mit einem Lächeln auf den Lippen.

Erster Auftrag für den langjährigen Klubchef von Eintracht Frankfurt, der bereits von 1992 bis 1995 beim HSV als Manager tätig war, ist die Verpflichtung eines Sportlichen Leiters. Der neue Kaderplaner müsse "zu 100 Prozent kompatibel" zu Trainer Markus Gisdol sein, "um ein Vertrauensverhältnis zu ermöglichen", sagte Bruchhagen. Namen wie den Ex-Schalker Horst Heldt wollte er nicht kommentieren, Kontakte zu möglichen Kandidaten habe es bislang nicht gegeben. "Die Suche nach einem Sportchef ist eine Blackbox, da kann es keine Zwischenberichte und Einschätzungen geben", sagte er.

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Nach turbulenten Tagen und Wochen für den Klub beendete Bruchhagen die Spekulationen, wonach der gerade erst entmachtete Beiersdorfer auch über das Jahresende hinaus zumindest Sportchef der Rothosen bleiben könnte. "Dietmar Beiersdorfer bleibt bis zum 30. Dezember. Er hat kein Signal gegeben, dass er darüber hinaus für den HSV tätig sein wird", sagte Bruchhagen.

Spekulationen um Beiersdorfer beendet

In den letzten beiden Spielen bis zur Winterpause werde Beiersdorfer das Team aber noch betreuen und eine klar definierte Liste mit Aufgaben bearbeiten. Bruchhagen selbst wird erst im neuen Jahr zur Mannschaft sprechen.

Und doch machte Bruchhagen unmissverständlich klar, wer bei den Norddeutschen ab jetzt das Sagen hat. Interims-Aufsichtsrats-Chef Jens Meier, der den am Dienstag zurückgetretenen Karl Gernandt auf dem Podium vertrat, handelte sich gleich einen kleinen Rüffel ein, als er Bruchhagen lediglich als "unaufgeregten Menschen, der Ruhe ausstrahlt" würdigte. "Es reicht nicht, nur konziliant und unaufgeregt zu sein", sagte Bruchhagen mit spitzer Zunge: "Ich bin auch ein bisschen kompetent."

Diese Kompetenz wird er schnell beweisen müssen. Denn obwohl er zunächst im Hintergrund agieren wird, muss er dem Kader bis zur Rückrunde ein neues Gesicht geben. 20 Millionen Euro soll der umstrittene Klub-Investor Klaus-Michael Kühne laut Sport Bild dafür locker machen. "Ich werde alles dafür tun, um mit Herrn Kühne ein extrem gutes Verhältnis zu entwickeln", sagte Bruchhagen, dessen Vertrag beim HSV dem Vernehmen nach zunächst bis 2019 läuft.

Die "wirtschaftliche Vernunft", das betonte Bruchhagen, werde bei seinem Handeln wie bei seinen vorherigen Klubs immer im Vordergrund stehen.

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