SPOX: Wofür steht der FCI in Ihren Augen?
Linke: Wir sind ein offener, junger und toleranter Verein. Sportlich gesehen haben wir mit unserer selbst entwickelten Spielweise, dem aggressives Pressing, in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal.
SPOX: Ex-Trainer Markus Kauczinski wich gelegentlich von dieser Spielweise ab.
Linke: Bei seinem Amtsantritt lagen wir mit ihm hinsichtlich der Philosophie auf einer Wellenlänge, er wollte an der Grundausrichtung nicht viel ändern. Gleichzeitig wollte er jedoch unbedingt einen Plan B entwickeln, der leider nicht wie gewünscht geklappt hat. Nach dem Trainerwechsel sind wir dann wieder zu unserem Plan A und der alten Spielweise zurückgekehrt.
SPOX: Also ist Kauczinski letztlich an seiner Philosophie gescheitert?
Linke: Nein, er ist am fehlenden Spielglück gescheitert. Ein Trainer ist abhängig von Erfolgserlebnissen und die hatten wir unter Markus einfach zu selten. Wir waren unter ihm nie die schlechtere Mannschaft und mit jedem Gegner auf Augenhöhe. Gegen Dortmund und bei Bayern hätten wir gewinnen müssen, aber bei der Chancenverwertung haben ein, zwei Prozent gefehlt.
SPOX: Was waren nach Kauczinskis Entlassung die ausschlaggebenden Argumente für Maik Walpurgis?
Linke: Wir haben Gespräche mit verschiedensten Trainern geführt aber bei Maik den Eindruck, dass er authentisch den größten Glauben an unseren Kader und den Klassenerhalt hat.
SPOX: Hat Walpurgis bisher gehalten, was Sie sich von ihm versprochen haben?
Linke: Er hat das erste Spiel gewonnen und so den Glauben der Mannschaft neu erweckt. Froh bin ich aber vor allem, dass wir wieder so spielen wie in den vergangenen Jahren. Unsere Philosophie liegt der Mannschaft.
SPOX: Hasenhüttl begeistert mit dieser Philosophie derzeit mit seinem neuen Klub RB Leipzig.
Linke: RB spielt einen ähnlich aktiven, begeisternden Fußball wie wir. Bei uns war diese Entwicklung ein Wunder, bei RB ob der finanziellen Ressourcen absehbar. Was dort geleistet wird, ist trotzdem fantastisch und sie haben aus ihren immensen Möglichkeiten auch sehr viel gemacht.
SPOX: Sie haben 2011 selbst als Sportdirektor bei RB Leipzig gearbeitet. Nach knapp zehn Wochen wurde der Vertrag aber in beidseitigem Einverständnis aufgelöst. Warum?
Linke: Das hatte private Gründe.
SPOX: Davor waren Sie bereits bei RB Salzburg tätig. Was haben Sie von Ihrer Zeit bei RB mitgenommen?
Linke: Das war sehr lehrreich für mich, learning by doing. Während ich noch als Aktiver gespielt habe, durfte ich meine ersten Schritte in Management-Bereich machen und wichtige Erfahrungen sammeln.
SPOX: Ähnlich wie die RB-Klubs ist auch Ingolstadt kein Traditionsverein. Mit welchen Maßnahmen versuchen Sie die Leute in der Region zu emotionalisieren?
Linke: Vorab: In Ingolstadt herrscht seit vielen Jahrzehnten Fußballtradition. Der FC Ingolstadt 04 ist aus zwei sehr alten Ingolstädter Vereinen entstanden. Wir wollen jedenfalls mit unserer attraktiven Spielweise stetig mehr Publikum anlocken. Zudem versuchen wir, junge Menschen anzusprechen und dieses dann auch durch unsere im Jahre 2009 gegründeten Fußballschule - die größte Deutschlands - langfristig an uns zu binden. Das ist ein guter Weg, um die Kinder auf uns aufmerksam zu machen und zu begeistern. Und da die Kinder heutzutage ohnehin bestimmen, was die Erwachsenen machen, erreichen wir diese ebenfalls. So können wir unsere eigene Vision der Schanzer selbst bauen.
SPOX: Welche Vision haben Sie mit dem FCI?
Linke: Wir wollen trotz aller Erfolge volksnah bleiben und nie ein Verein werden, der sich abschottet. Wir wollen Talente ausbilden, Spieler entwickeln und Familien mit Kindern an Spieltagen ein Fest bieten.
SPOX: Weil Ingolstadt ein recht junger Verein ist, verfügt er über keine allzu breite, aktive Fanszene. Sind Sie über dieses ruhige Umfeld als Sportdirektor manchmal sogar dankbar?
Linke: Ja, das hat schon positive Effekte. Aber wir haben einen konstruktiven Austausch mit unseren Fans und sogar einen Fanvertreter im erweiterten Vorstand. Unsere Anhänger sind wichtig für die Entwicklung des Vereins.
SPOX: Vereinen wie Ingolstadt wird gerne vorgeworfen, dass sie Traditionsklubs einen Bundesliga-Platz wegnehmen.
Linke: Die Vereine, die besser arbeiten, bekommen die Plätze. Wir stehen alle in Konkurrenz untereinander, ob es sich dabei um junge Klubs oder Traditionsvereine handelt, ist unerheblich.
SPOX: Sie haben für diese Anschuldigung also gar kein Verständnis?
Linke: Nein, überhaupt nicht, denn jeder Verein war mal jung und jeder Verein muss die Chance bekommen, zu wachsen und seinen Weg zu gehen. Die von Ihnen angesprochenen Traditionsvereine sollten sich eher fragen, warum sie aktuell hinter uns stehen, obwohl sie wirtschaftlich über wesentlich größere Möglichkeiten verfügen.
SPOX: Über allen thront natürlich weiterhin der FC Bayern, der bekanntlich immer gerne Ex-Spieler, wie Sie einer sind, in den Führungsreihen haben. Wenn die Bayern anrufen würden ...
Linke: ... dann würde ich absagen, weil ich mich hier wohlfühle und glücklich bin. Ich bleibe in Ingolstadt.
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