Mit den Transfers von Corentin Tolisso und Serge Gnabry verstärkt der FC Bayern München seinen Kader auf neuralgischen Positionen. Die gehandelten Superstars Alexis Sanchez und Marco Verratti wollten sich die Münchner aber nicht leisten. Der FC Bayern geht weiter seinen eigenen Weg, um mit den restlichen Größen im europäischen Fußball mitzuhalten. Einfach wird das nicht.
Mehmet Scholl lag falsch. Der ehemalige Dribbler des FC Bayern und jetzige TV-Experte war sich nach dem DFB-Pokal-Aus der Münchner gegen Borussia Dortmund relativ sicher, "dass Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß verrückte Dinge machen werden".
Acht Wochen später hat der FC Bayern für die Saison 2017/18 schon vier Spieler verpflichtet. Nicht schlecht für Mitte Juni, wo der Transfermarkt normalerweise erst etwas später in Schwung kommt. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass die Münchner auf die knapp 70 Millionen Euro, die sie bisher ausgegeben haben, noch ein paar für einen Mittelstürmer als Ersatz für Robert Lewandowski draufpacken werden.
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Aber ein echter Blockbuster-Transfer, eine Granate, wie es Präsident Uli Hoeneß am Rande der Meisterfeier ausdrückte, wird nicht mehr hinzukommen. Die Sport Bild hat in ihrer jüngsten Ausgabe nur ein paar "Granätchen" erkannt.
FC Bayern bleibt Transferphilosophie treu
Hoeneß hat mit seiner Aussage eine Steilvorlage für viele Spekulationen in dieser Transferperiode geliefert. Er räumte auch ein, dass es durchaus sein könne, "dass wir etwas machen, was wir bisher nicht gemacht haben". Das Maximum für einen Transfer liegt weiterhin bei 40 Millionen Euro.
Er hat aber auch gesagt, dass der FC Bayern keine 100 Millionen Euro für einen einzelnen Spieler zahlen werde und man sich in den kommenden Wochen über den richtigen Mix aus Zugängen und Abgängen unterhalten müsse.
Die Grundsatzentscheidung an der Säbener Straße fiel offensichtlich so aus, dass sich die Bayern auch in diesem Transfersommer treu bleiben und sich von der Aufgeregtheit des Marktes nicht komplett treiben lassen. Die verrückten Dinge sollen weiterhin die anderen machen.
FC Bayern braucht kreative Lösungen
"Auch Bayern investiert viel für Neuverpflichtungen - aber nicht auf demselben Größenlevel wie Madrid. Diese Super-Transfers passen nicht zu unserer Philosophie", sagte der Technische Direktor Michael Reschke im April der spanischen Zeitung El Pais.
Zwar sehen sich die Bayern weiterhin als Käuferverein und nicht als Verkäuferverein, aber bei ihren Einkäufen müssen sie in den kommenden Jahren kreativere Lösungen finden als die finanziell in eigenen Sphären schwebenden englischen Klubs und die Großmächte aus Spanien.
Die Bayern befinden sich in einem ambivalenten Spannungsverhältnis zwischen dem Anspruch, in jedem Jahr um den Gewinn der Champions League mitzuspielen, und dem Credo, ein gesund gewachsenes Gehaltsgefüge nicht zu sprengen.
Kann sich Bayern Alexis Sanchez leisten?
Transfers von internationalen Topstars werden in den kommenden Jahren immer komplizierter zu bewerkstelligen sein. "Die großen Klubs verkaufen ihre Spieler immer seltener. Die wichtigen Spieler sind alle im Orbit dieser Klubs. Sie wechseln nur, wenn ihr Vertrag ausläuft wie zum Beispiel Ibrahimovic oder Dani Alves", sagt Reschke.
Und selbst wenn ein Spieler mal vorzeitig den Verein verlassen will, wie jetzt Sanchez und die Bayern womöglich sogar bereit wären, die Ablösesumme von kolportierten 60 Millionen Euro zu zahlen, gibt es erstens noch eine Menge potenzieller und möglicherweise sogar finanzkräftigerer Mitbewerber wie Manchester City in diesem Fall. Und zweitens: Das Gehalt, das Sanchez auf der Insel einstreichen könnte, übersteigt den Spitzenverdienersatz in München um mehrere Millionen Euro.
Das Gerüst der Bayern-Mannschaft steht
Und so müssen die Bayern mit Transfers wie Serge Gnabry und Corentin Tolisso in Vorleistung gehen. 35 bis 40 Millionen Euro sind dabei natürlich ein Risikoinvestment, das wie im Fall Renato Sanches auch mal nicht gleich funktionieren kann, aber auf dem internationalen Transfermarkt wirkt diese Summe schon fast banal.
Und Angst um den internationalen Anschluss müssen die Bayern im Moment auch nicht haben. Das Gerüst ihrer Mannschaft steht, abgesehen von den Altstars auf Außen haben die wichtigsten Spieler Verträge über das Jahr 2020 hinaus. Einen Plan für den Abschluss des Generationenwechsels und das Verhalten auf dem Transfermarkt in den kommenden fünf Jahren braucht es aber schon.
Der Kader des FC Bayern München