Max Eberl sucht das Supertalent

Von Simon Haux
Mit der Verpflichtung von Mickael Cuisance könnte Borussia Mönchengladbach ein echter Coup gelungen sein.
© getty

Borussia gegen Borussia - der BVB und Mönchengladbach liefern sich aktuell ein Wettrennen um die Verpflichtung internationaler Top-Talente. Mit dem Transfer von Mickael Cuisance von der AS Nancy-Lorraine könnte den Fohlen nun ein Coup gelungen sein. An dem 17-jährigen Franzosen waren auch Manchester City und Juventus interessiert.

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Dieter Hecking schwärmt von der Transferpolitik der Borussia. Das Lob geht diesmal jedoch nicht an den Gladbacher Sportdirektor Max Eberl, sondern sein Pendant bei der "anderen" Borussia aus Dortmund. "Es ist beeindruckend, wen sie in diesem Altersbereich für sich gewinnen konnten", sagt Hecking mit Blick auf BVB-Youngster wie Ousmane Dembele (20), Emre Mor (19) und Christian Pulisic (18).

Seine eigene Borussia aus Mönchengladbach sieht der 52-Jährige Trainer auf "einem ähnlichen Weg", wenn auch "eine Kategorie darunter." Und tatsächlich scheinen die Fohlen ihre Fühler in den letzten Jahren verstärkt nach internationalen Talenten auszustrecken. Nach den Transfers von Nico Elvedi (2015), Laszlo Benes und Mamadou Doucoure (2016) wurde die Verjüngungskur in diesem Sommer fortgesetzt.

Denis Zakaria (20) wurde von den Young Boys Bern geholt, Reece Oxford (18) per Leihe aus West Ham. Das jüngste aller neuen Fohlen hört jedoch auf den Namen Mickael Cuisance. Der gerade einmal 17 Jahre alte französische Junioren-Nationalspieler kommt ablösefrei von der AS Nancy-Lorraine, lediglich eine Ausbildungsentschädigung in Höhe von 250.000 Euro überwies die Borussia nach Lothringen.

Auch Juventus Turin und Manchester City buhlten um Cuisance

Eberl ist dementsprechend "glücklich, dass wir mit ihm unseren Weg fortsetzen können, vielversprechende Spieler zu verpflichten, die bei Borussia den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gehen sollen." Zumal Cuisance auch bei europäischen Top-Klubs wie Juventus Turin auf dem Zettel gestanden hatte. Im Januar soll der junge Mittelfeldmann sogar schon kurz vor der Unterschrift bei Pep Guardiolas Manchester City gestanden, sich dann aber aufgrund besserer Einsatzchancen doch für die Bundesliga entschieden haben.

Bei aller Vorfreude auf den neuen Mann darf jedoch nicht vergessen werden, dass Cuisance - im Gegensatz zu Zakaria und Oxford - noch keinen einzigen Profi-Einsatz auf dem Buckel hat. In Nancy kam er ausschließlich in der U19 zum Einsatz, wo er sich auch für Frankreichs Jugend-Nationalteams empfehlen konnte. Trotz des Schwachen Abschneidens der französischen U17-Auswahl (Vorrundenaus mit nur einem Punkt aus drei Spielen) konnte er bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr überzeugen.

Als Taktgeber im Mittelfeld spielte sich Cuisance dabei in die Notizblöcke der internationalen Scouts. In der Zentrale ist der gebürtige Straßburger vielseitig einsetzbar, kann sowohl gegen den Ball als auch im Angriffsspiel Impulse setzen. Wen sich der junge Franzose zum Vorbild genommen hat, ist wenig überraschend: "Ich bin ein großer Fan von Zinedine Zidane", verriet er im vergangenen Jahr der Zeitung L'Est Republicaine. Cuisances optimale Rolle ist aber wohl eher die eines dynamischen Box-to-Box-Spielers, der sowohl in Dieter Heckings klassischem 4-4-2 als auch in Systemen mit einer Dreier- oder Fünferkette seinen Platz finden könnte.

Traumtor zum Einstand

"Inwiefern er im ersten Pflichtspiel eine Alternative für die Startelf ist, gilt es in den nächsten Wochen abzuwarten", sagte Hecking am Rande des Trainingslagers der Borussia am Tegernsee. In den bisherigen Vorbereitungsspielen konnte der Neuzugang zumindest schon einige gute Ansätze zeigen und erzielte beim Test gegen Eupen bereits sein erstes Tor im Trikot der Gladbacher - mit einem sehenswerten Freistoß aus gut 30 Metern.

Hecking nutzte die Gelegenheit, Cuisance sowohl als Teil einer Doppelsechs neben Christoph Kramer als auch auf der Zehnerposition hinter Raffael als einziger Spitze auszuprobieren. "Mickael bringt sehr viel mit", so der Trainer: "Er tritt auf wie ein 23-Jähriger. Man hat in den ersten drei Wochen gesehen, dass er genau weiß, wie es geht."

Und auch Kramer schlug in die gleiche Kerbe und zeigte sich tief beeindruckt vom neuen Jungspund an seiner Seite "So weit war ich mit 22", schwärmte Kramer im Gespräch mit dem SID. Um sich im Mittelfeld neben Leistungsträgern wie ebenjenem Kramer, Tobias Strobl oder Lars Stindl und bereits etablierten Talenten wie Benes Spielzeit in der Bundesliga zu erkämpfen, muss Cuisance diese Reife auch weiterhin unter Beweis stellen.

Laszlo Benes: Konkurrent und Vorbild

Wahrscheinlicher ist, dass er - ähnlich wie sein zukünftiger Teamkollege und Konkurrent Benes - sich zunächst im Regionalliga-Team von Trainer Arie van Lent empfehlen muss. Gerade körperlich wird Cuisance noch deutlich zulegen müssen, um sich im Bundesliga-Alltag durchsetzen zu können. Benes' Entwicklung bei den Fohlen kann dem jungen Franzosen jedoch auch als hoffnungsvolle Blaupause dienen.

Der Slowake erhielt nach überzeugenden Auftritten für die zweite Mannschaft in der Rückrunde auch bei den Profis seine Chance, kam in acht der letzten zehn Bundesliga-Spiele zum Einsatz und durfte sich beim 1:0-Erfolg gegen Hertha BSC sogar als Siegtorschütze feiern lassen. Die Borussia hat inzwischen Erfahrung mit der Entwicklung junger Talente und wird Cuisance die nötige Zeit geben.

Schließlich ist Max Eberls neueste Errungenschaft noch bis 2022 an den Verein gebunden. Chefcoach Hecking outet sich jedoch schon im Juli 2017 als großer Fan des 17-Jährigen: "Der Junge macht Spaß!"

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