"Wir haben Dembele für 15 Millionen Euro verpflichtet - und dann kommt ein Angebot, das uns bis zu 148 Millionen Euro bringen kann", so Watzke.
Als börsenorientiertes Unternehmen habe man sich damit genau auseinandersetzen müssen: "Vor allem, wenn ein Spieler sich auch noch so verhält, streikt, das Land verlässt, nicht mehr zu greifen ist. Die Summe war einfach zu groß, um einfach zu sagen: Wir setzen dich jetzt ein Jahr auf die Tribüne. Unter charakterlichen und ethischen Gesichtspunkten war der Fall Dembele katastrophal."
Auch beim Abgang von Aubameyang sah der BVB-Boss am Ende wenig Alternativen. "Er hatte uns klar zugesagt, dass er diese Saison bleibt, gerade auch als Reaktion auf den Wechsel von Dembele. Bei ihm schwang aber auch mit, dass er glaubte, wir müssten ihm dankbar sein, weil er sich 2016, als Hummels, Gündogan und Mkhitaryan gingen, gegen sehr lukrative Offerten ausgesprochen und zum BVB bekannt hat."
Watzke geht davon aus, dass der BVB "einen Exodus auch noch mit Auba kaum verkraftet" hätte: "Dieses Gefühl schwang bei uns jetzt auch mit. Unter anderem deswegen haben wir es letztlich gemacht. Aber vor allem auch, weil wir das Gefühl hatten: Das wird in der Rückrunde niemals mehr gut mit Auba. Nicht mehr gut mit den Fans. Nicht mehr gut mit der Mannschaft. Da war durch sein Verhalten zu viel kaputtgegangen. Die Summe von 64 Millionen war letztlich nicht so hoch, dass wir es deswegen hätten machen müssen."
Dortmunds Abgänge in der Saison 2017/18
Spieler | aufnehmender Verein | Ablösesumme in Mio. € |
Ousmane Dembele | FC Barcelona | 105,0 |
Pierre-Emerick Aubameyang | FC Arsenal | 63,75 |
Matthias Ginter | Borussia Mönchengladbach | 17,0 |
Emre Mor | Celta Vigo | 13,0 |
Sven Bender | Bayer Leverkusen | 12,5 |
Adrian Ramos | Chongqing Dangdai Lifan | 12,0 |
Marc Bartra | Betis Sevilla | 10,5 |
Pascal Stenzel | SC Freiburg | 4,0 |
Mikel Merino | Newcastle United | 3,0 (Leihgebühr) |
Neven Subotic | AS Saint-Etienne | ablösefrei |
Dzenis Burnic | VfB Stuttgart | Leihe |
Felix Passlack | TSG 1899 Hoffenheim | Leihe |
Jacob Bruun Larsen | VfB Stuttgart | Leihe |
Aki Watzke fordert beim BVB Spieler mit Siegermentalität
Als positives Gegenbeispiel führte Watzke Sven Bender an: "Er hatte mehrfach um seine Freigabe gebeten, wir haben mehrfach vergeblich versucht, ihn umzustimmen. Bei keinem Spieler außer Mats Hummels ist es mir so schwer gefallen, ihn ziehen zu lassen." Bender stehe "genau dafür, was wir in der neuen Saison wieder mehr in die BVB-Mannschaft implementieren müssen. Wir benötigen zwingend noch zwei, drei Spieler, die extreme Siegermentalität ausstrahlen, die gierig sind und auch mal böse werden können. Reibung sorgt für Dynamik!"
Generell habe man bei den Schwarzgelben "nach wie vor den Anspruch, ein großer Verein zu sein". Jedoch habe unter anderem der Fall Aubameyang gezeigt: "In Europa gibt es noch sechs, sieben Klubs, die größer sind als Borussia Dortmund. Und 20, die mehr Geld haben. Wenn du über mehr als ein Jahrzehnt eine Geschichte wie Borussia Dortmund schreibst, stürzen sich leider nur die allergrößten Vereine auf deine Spieler."
Der BVB sei nämlich "einer der wenigen Klubs, die Weltklassespieler herausgebracht haben, die man aber wirtschaftlich aus dem Klub rausbrechen kann", wie Watzke sagt: "Real Madrid, Barcelona und Bayern können jedes Problem der Welt mit Geld lösen. Wir nicht. Niemals. Das hemmt uns. Tatsache ist: Es ist unter rein finanziellen Aspekten mittlerweile leichter, einen Spieler aus dem Gefüge des BVB herauszubrechen als aus dem eines englischen Mittelfeldklubs."
Hans-Joachim Watzke: "Schritt zurückgehen, um wieder Schritte nach vorne zu machen"
Deswegen gelte: "Nach zehn Jahren Dauererfolg müssen wir vielleicht wirklich, falls es dieses Jahr nicht mit der Champions League klappen sollte, einen Schritt zurückgehen. Um anschließend wieder die nächsten Schritte nach vorne machen zu können." Dafür brauche es in Zukunft Spieler, "die das Publikum durch ein, zwei Aktionen emotional mitnehmen. Das ist viel wichtiger als die Anzahl der Follower auf Instagram. Die Tabelle muss bei einigen Spielern wieder im Fokus stehen, nicht die sozialen Netzwerke".
Watzkes großer Wunsch ist es, "in Dortmund wieder eine stärkere Einheit zwischen Fans und Klub und zwischen Fans und Mannschaft zu schaffen. Wir haben da immer einen höheren Anspruch als viele andere. Das heißt: Wir müssen bei der Internationalisierung neue Geldquellen erschließen, aber wir dürfen keine Politik gegen das Gefühl unserer zehn Millionen Fans in Deutschland machen".
Außerdem kündigte der BVB-Boss an, eine Diskussion mit der Liga über Montagsspiele anzustoßen: "Ich spüre bei allen Fans eine sehr große Aversion dagegen. Wir sollten nicht alles unter kommerziellen Gesichtspunkten tun, was möglich ist. Ohne Montagsspiele werden wir ab 2021 vielleicht ein, zwei Millionen Euro weniger einnehmen." Eine größere Einheit mit den Fans sei ihm das aber wert: "Auch da gilt für Borussia Dortmund: back to the roots, zurück zu unseren Wurzeln!"