Zudem erklärt Kadlec, warum der Abstieg im Jahr 1996 eine entscheidende Rolle für den späteren Titelgewinn spielte und weshalb die Wiederholung des Wunders vom Betze unrealistisch ist.
SPOX: Herr Kadlec, vor 20 Jahren hat der 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger durch einen 4:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg die Deutsche Meisterschaft perfekt gemacht. Wird es am Jubiläumstag ein "Klassentreffen" geben?
Miroslav Kadlec: Es ist geplant, aber nicht jetzt sofort, sondern etwas später. Am 8. September findet in Lautern auf dem Betzenberg ein Benefizspiel unter dem Motto "Heimkehr der Helden" statt.
SPOX: Dann schnüren Sie noch einmal mit den alten Kollegen die Schuhe?
Kadlec: Ich gehe auf den Platz, aber ich weiß noch nicht, wie lange ich es aushalte. (lacht)
SPOX: Sind Sie noch in Form?
Kadlec: Ich bin für mein Alter noch gut drauf. Ich spiele regelmäßig Tennis und Golf. Ich habe keine gesundheitlichen Beschwerden. Meine Hüfte ist noch die von einem Jungspund. Es funktioniert noch alles gut, ich bin zufrieden.
SPOX: Stehen Sie mit den Kollegen von damals noch in Kontakt?
Kadlec: Ich verfolge über die sozialen Medien, was die anderen so machen und habe beispielsweise mit Martin Wagner oder Olaf Marschall noch ab und zu Kontakt. Aber der ist nicht mehr intensiv.
SPOX: Dann freuen Sie sich sicherlich auf das Spiel.
Kadlec: Ich bin zwiegespalten. Auf der einen Seite wird es schön, die Kollegen von damals wieder zu treffen. Andererseits sieht man in solchen Momenten, wie alt man geworden ist. (lacht) Das ist schon 20 Jahre her, Wahnsinn.
SPOX: Wie verliefen damals am Tag des Titelgewinns die Feierlichkeiten?
Kadlec: Puh, das ist lange her. Im Stadion gab es eine riesige Party, bei der alle Dämme gebrochen sind. Wir waren noch lange auf dem Betzenberg und sind dann irgendwann in ein Restaurant gefahren, um weiter zu feiern. Das Highlight war aber nicht direkt nach dem Spiel. Ich erinnere mich am liebsten an die Feierlichkeiten am Rathaus und auf den Straßen, durch die wir mit einem LKW gefahren sind. Es war unglaublich, wie viele Leute dort hingekommen sind, um mit uns zu feiern. Für mich war diese Meisterschaft sehr speziell.
SPOX: Inwiefern?
Kadlec: Ich war acht Jahre in Kaiserslautern, von 90 bis 98. Ich bin in meinem ersten Jahr Meister geworden und dann auch im letzten. Es war ein perfekter Rahmen.
Miroslav Kadlec: Erfolge beim 1. FC Kaiserslautern
Saison | Erfolg |
1990/1991 | Deutscher Meister |
1995/1996 | DFB-Pokalsieger |
1996/1997 | Aufsteiger |
1997/1998 | Deutscher Meister |
SPOX: Bei keinem anderen Verein haben Sie so lange gespielt. Welchen emotionalen Stellenwert hat der FCK noch für Sie?
Kadlec: Ich hatte dort die beste Zeit meiner Karriere. Die Erfolge, die Fans, das meistens ausverkaufte Stadion, es hat alles gepasst. Es war für tschechische Spieler erst nach der Wende möglich, ins Ausland zu wechseln. Ich hatte davor schon über 30 Länderspiele, aber der Wechsel war etwas Besonderes für mich. Die Bundesliga war auf einem ganz anderen Niveau und ich bin in einen tollen Verein gekommen. Wir haben ohne große Stars viele Erfolge gefeiert, für mich war das wie ein Märchen. Wenn man derzeit sieht, wie schwierig es in der Bundesliga ist, vorne mitzuspielen, ist es umso beachtlicher, dass wir in den acht Jahren fünfmal unter die ersten Fünf gekommen sind. Und das in einer Stadt mit nur 100.000 Einwohnern.
Miroslav Kadlec über den FCK und den Betzenberg
SPOX: Was hat das Phänomen FCK ausgemacht?
Kadlec: Wenn es bei einem Verein so gut läuft, gibt es nie einen einzelnen Grund. Es müssen alle Faktoren ineinander greifen. Der Trainer muss einen klaren Plan haben, die Mischung in der Mannschaft und die Teamchemie müssen stimmen. Es darf keine Nebenkriegsschauplätze geben und alle müssen gemeinsam für eine Sache arbeiten. Das war damals der Fall. Die Mannschaft ist im Kern zusammengeblieben und immer nur punktuell ergänzt worden. Auch bei Neuzugängen hat sich nie jemand als Star aufgespielt. Und natürlich haben die Fans eine riesige Rolle gespielt.
SPOX: Der Betzenberg war berüchtigt.
Kadlec: Niemand ist gerne nach Kaiserslautern gefahren. Dort war man 92, 93 Minuten in der Hölle. Die Fans haben mit ihrer Lautstärke enormen Druck auf den Gegner und den Schiedsrichter ausgeübt. Deswegen waren wir zu Hause eine Macht. Wir haben über zwei Jahre auf dem Betze nicht verloren. Wenn wir zur Halbzeit 0:2 zurücklagen, saßen wir in der Kabine und wussten, dass wir wiederkommen werden. Meistens haben wir dann noch 2:2 gespielt oder gewonnen.