SPOX/Goal: Der Saisonstart sah vielversprechend aus. Danach ging es wieder ein wenig bergab. Wie schätzen Sie den VfL aktuell ein?
Arnold: Ausbaufähig. Das muss man ganz klar sagen. Nach den ersten beiden Siegen dachten vielleicht einige im Umfeld, dass es wie von selbst so weiterläuft. Wir wussten aber, dass immer ein kleineres Tief kommen kann.
SPOX/Goal: Oftmals sah das in dem kleinen Tief zu Beginn der Saison aber gar nicht so schlecht aus.
Arnold: Das stimmt. Uns fehlte oft auch das Spielglück. Gerade gegen Mainz, als wir in der ersten Halbzeit drei hochkarätige Chancen haben liegen lassen. Auch gegen Gladbach oder den BVB wäre mehr drin gewesen. Nichtsdestotrotz: Man muss auch einfach erkennen, dass wir in den vergangenen beiden Spielzeiten nicht gut gespielt haben. Um nach zwei Siegen zu sagen, 'jetzt gelingt uns alles', fehlt uns nach wie vor einfach noch das Selbstvertrauen.
SPOX/Goal: Wieso?
Arnold: Man sagt zwar vor jeder neuen Saison, man legt alles Alte ab. Aber so einfach geht das nicht. Wir müssen einfach stets neue Impulse setzen und intensiv an uns arbeiten. Und das machen wir.
SPOX/Goal: Dennoch heißt das langfristige Ziel 'Europapokal'. Aktuell sind Spiele wie das Niedersachsen-Derby am Freitag gegen Hannover aber die 'Highlights' der Saison. Fühlt sich das Derby gegen 96 auch als ein solches an?
Arnold: Es ist zwar nicht wie ein Spiel gegen Freiburg oder Mainz. Gegen eine Mannschaft aus Niedersachsen wollen wir natürlich immer gewinnen. Aber da gibt es schon noch andere Derbys wie etwa das gegen Eintracht Braunschweig.
Maximilian Arnold: "Der Trainer ist die ärmste Sau"
SPOX/Goal: Trotz des elften Platzes stehen die Punkte am Freitag ohnehin im Vordergrund. Bisher kann Bruno Labbadia für VfL-Verhältnisse sehr ruhig arbeiten. Was sagen Sie zur als zu hart und undifferenziert empfundenen Kritik an Bundesliga-Trainern wie zum Beispiel Niko Kovac, Heiko Herrlich oder Tayfun Korkut.
Arnold: Ich finde das ehrlich gesagt immer ganz amüsant.
SPOX/Goal: Inwiefern?
Arnold: Nehmen wir als banales Beispiel mal Eintracht Frankfurt und Bayern München. Das erste Pflichtspiel der SGE war der verlorene DFL-Supercup, dann kam das Aus im DFB-Pokal. Das erste Saisonspiel ging auch verloren. Schon war Adi Hütter angezählt. Damals hat Niko Kovac alles gewonnen. Es kann doch nicht sein, dass vor vier Wochen alles gut war und jetzt schlecht - oder umgekehrt.
SPOX/Goal: Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Arnold: Das Fußballgeschäft ist zu schnelllebig. Es gibt keine Zeit und Ruhe mehr, es zählt nur noch: Schnell, schnell, schnell, gewinnen, gewinnen, gewinnen. Aber es zählt oftmals auch einfach die Entwicklung. Nicht jeder Tag ist gleich. Ich sehe das sehr kritisch. Der Trainer ist da oftmals ein Stück weit die ärmste Sau. Der Kopf des Trainers ist immer der erste, der rollt.
SPOX/Goal: Erwarten Sie mehr Integrität und Rückgrat von Medien?
Arnold: Es sollte sachlicher argumentiert werden. Man sollte nicht immer gleich alles über den Haufen werfen, drauftreten und sagen: 'Das ist alles Scheiße'.
Arnold fordert mehr Fingerspitzengefühl von Medien und Experten
SPOX/Goal: Wie stehen Sie Expertenrunden gegenüber?
Arnold: Die Zeit dreht sich immer weiter. Die Spieler, die jetzt ihre Karriere beenden, können das aktuelle Geschehen auch am besten einschätzen. Wie vor 30 oder 40 Jahren Fußball gespielt wurde, ist schwer mit heute zu vergleichen. Ich wünsche mir nur, dass nicht immer alles sofort hinterfragt wird.
SPOX/Goal: Manchmal macht es Sinn, Dinge zu hinterfragen.
Arnold: Klar. Aber, ob jetzt um 10 Uhr oder um 11 Uhr Training ist, ist doch unwichtig. Wir gehen umgekehrt ja auch nicht zu den Journalisten und sagen: 'Um Himmels willen! Ihr macht jetzt um 18 Uhr schon Feierabend.' So ist es aber leider im Fußball, wir hängen uns zu oft an irrelevanten Themen auf. Da ist manchmal einfach mehr Fingerspitzengefühl gefragt. Das wäre gut.
SPOX/Goal: Wie gehen Sie mit persönlicher Kritik um?
Arnold: Ich glaube, es gibt keinen Menschen, der sagt: 'Immer her mit negativer Kritik. Die finde ich am geilsten.'
SPOX/Goal: Gut möglich.
Arnold: Mit Kritik muss man einfach umgehen können. An manchen Tagen gelingt mir das besser, an manchen weniger gut. Aber wenn von außen Kritik kommt, von Leuten, die mich noch nie arbeiten gesehen haben, interessiert mich das herzlich wenig. Wenn man sich mit etwas nicht beschäftigt, ist es schwer, sich ein Urteil zu erlauben.