David Abraham im Interview: Darum wird Messi niemals so wichtig wie Maradona

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SPOX/DAZN: Was ist das große Ziel der Eintracht in diesem Jahr: Die Europa League zu gewinnen oder sich für die Champions League zu qualifizieren?

Abraham: Puh, das ist schwer zu beantworten. Wir wollen natürlich so weit wie möglich in der Europa League kommen, das ist klar. In der Meisterschaft wollen wir bis zum letzten Moment, bis zum letzten Spieltag die Chance haben, uns für die Europa League oder die Champions League zu qualifizieren. Das ist das Ziel. Wir brauchen aber Kontinuität. Wir müssen von Schritt zu Schritt denken und geduldig sein, denn bis zum Saisonende stehen noch sehr viele Spiele an.

SPOX/DAZN: Sprechen wir über Sie. Es ist Ihre vierte Saison bei der Eintracht. Was bedeuten Ihnen der Verein und die Stadt?

Abraham: Ich bin wirklich sehr, sehr glücklich hier. Das habe ich schon oft gesagt und werde ich auch weiterhin sagen. Frankfurt ist mein zweites Zuhause, hier habe ich die schönsten Momente meiner Karriere erlebt. Die Erfahrungen im DFB-Pokal waren unglaublich. Erst das Finale gegen Dortmund, dann das Finale gegen Bayern, das wir auch noch gewonnen haben. Das war der Höhepunkt meiner Karriere, an den ich mich immer zurückerinnern werde. Die Leute hier sind großartig, generell alle Mitarbeiter im Verein, ob wir jetzt vom Fußball- oder Marketingbereich sprechen. Man merkt einfach, dass wir eine große Familie sind.

SPOX/DAZN: Und die Fans ...

Abraham: ... sind unglaublich! In der Europa League lebt man diese unglaubliche Atmosphäre noch mehr.

Frankfurts Fans beim Europa-League-Spiel bei Apollon Limassol.
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Frankfurts Fans beim Europa-League-Spiel bei Apollon Limassol.

SPOX/DAZN: Bei anderen Fangemeinschaften scheint dieser Wettbewerb nicht besonders hohe Priorität zu genießen.

Abraham: Genauso ist es. Wenn du normalerweise Europa-League-Spiele siehst, sind die Stadien zwar nicht leer, aber oft nur zu 50 oder 70 Prozent gefüllt. Die Atmosphäre ist nicht besonders. Außer bei uns. Mit Eintracht Frankfurt in der Europa League zu spielen, ist das Unglaublichste, was dir als Fußballer passieren kann. Als wir in Limassol gespielt haben, sind Gegenspieler zu mir gekommen und haben gesagt: "Das ist unglaublich." Deshalb bin ich den Fans sehr dankbar für die Unterstützung, die wir Spiel für Spiel erhalten.

SPOX/DAZN: Können Sie sich vorstellen, Ihre Karriere bei der Eintracht zu beenden?

Abraham: Ich möchte auf jeden Fall meinen Vertrag hier erfüllen, der bis 2021 läuft. Ich weiß nicht, ob ich danach schon meine Karriere beende. Das kommt auch darauf an, wie ich mich fühle, wie sehr ich von Verletzungen verschont bleibe. Vielleicht spiele ich dann noch ein paar Jahre in Argentinien, aber sicherlich nicht mehr in Europa. Die Eintracht wird mein letzter Klub in Europa sein.

SPOX/DAZN: Sie sind Argentinier, haben einst auch mit Lionel Messi zusammengespielt und die U20-WM gewonnen. Welche Erinnerungen haben Sie an ihn?

Abraham: Das ist mittlerweile schon 14 Jahre her. Leo war ein sehr ruhiger, sehr schüchterner Kerl, der immer sehr leise sprach. Ich kann mich noch erinnern, dass er gerne auf der PlayStation spielte, aber das taten alle von uns. Er war ganz normal, ließ sich von seinem einzigartigen Talent nie beeinflussen. Er wollte außerhalb des Platzes nie im Mittelpunkt stehen.

SPOX/DAZN: Ist Messi der beste Fußballer aller Zeiten?

Abraham: Aktuell ist er auf jeden Fall der Beste. Ob er der Beste aller Zeiten ist, das weiß ich nicht. Was (Diego Armando) Maradona damals für ganz Argentinien gemacht hat, was er bewirkt hat, war schon wirklich grandios. Messi kann jetzt drei Weltmeisterschaften mit Argentinien gewinnen, aber sie werden nicht die gleiche Bedeutung haben wie der Triumph von Maradona. Das kann man auch nicht miteinander vergleichen.

SPOX/DAZN: Wie meinen Sie das?

Abraham: Damals (1986) erholte sich Argentinien gerade von einem verlorenen Krieg gegen England und Maradona traf (im Viertelfinale) gegen England zwei Mal und führte Argentinien später zum WM-Sieg. Dieser Triumph löste eine unglaubliche Freude im ganzen Land aus. Deshalb sollte man meiner Meinung nach keine Vergleiche anstellen. Das ist unmöglich.

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