Luca Waldschmidt vom SC Freiburg im Interview: "Mir hat das Vertrauen von Frankfurt gefehlt"

Luca Waldschmidt spielt seit Sommer 2018 für den SC Freiburg.
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Mit Markus Gisdol hat einer Ihrer Trainer beim HSV gesagt, ihn würde es sehr ärgern, dass Sie Ihre Chancen nicht nutzen würden. Wie erging es Ihnen nach dieser Aussage, hatten Sie das Gefühl, keine Fehler mehr machen zu dürfen?

Waldschmidt: Definitiv. Es muss natürlich jeder Coach für sich selbst entscheiden, ob er so etwas über einen eigenen Spieler sagt. Ich bin schon der etwas sensiblere Typ, der sich auch mal einen Gedanken mehr macht, als es vielleicht nötig ist. Wenn dann so etwas vom Trainer über die Presse kommt, geht man nicht frei im Kopf aufs Feld, sondern versucht, auf Sicherheit zu spielen und Fehler tunlichst zu vermeiden. Doch das kommt wiederum meinem Spiel nicht entgegen, da ich in der Offensive gerne ins Risiko gehe.

Mit Ihrem ersten Bundesligator, das Sie nur 110 Sekunden nach Ihrer Einwechslung am letzten Spieltag der Saison 2016/17 gegen Wolfsburg erzielten, ist der HSV unter Gisdol nicht in die Relegation gerutscht. Zur Winterpause der anschließenden Saison waren Sie sich dann bereits mit dem SC Freiburg über einen Wechsel einig, der in letzter Sekunde am Veto des HSV scheiterte. Hat Sie das überrascht?

Waldschmidt: Ja. Es war alles schon sehr weit. Mein Berater meinte zu mir, es könne jeden Moment losgehen.

Wie oft haben Sie danach gedacht: Ich steige hier mit Hamburg ab und in Freiburg herrscht kaum Hektik?

Waldschmidt: Nie, das hätte ja auch niemandem etwas gebracht. Das Thema war dann einfach erstmal abgehakt. Ich wäre damals schon gerne im Winter nach Freiburg gewechselt, aber ich konnte die Situation ja nicht ändern. Als Christian Titz dann übernahm, habe ich auch noch einige Spiele bekommen. Das hat mich persönlich zufriedengestellt, auch wenn ich den Abstieg natürlich sehr gerne vermieden hätte.

In Freiburg haben Sie nun eine starke Hinrunde gespielt und auch in der U21-Nationalmannschaft geglänzt. Fühlt sich für Sie der SC wie das Gegenteil vom HSV an?

Waldschmidt: Ja, dafür muss man nur auf den Trainingsplatz schauen. Es ist alles viel beschaulicher, man hat hier sprichwörtlich seine Ruhe. Ich habe in meiner ersten Woche bereits alle Vereinsmitarbeiter kennengelernt. Sehr wichtig ist für uns als Spieler natürlich auch der Fakt, dass nicht am Trainer gerüttelt wird, wenn man zweimal verliert. Es kommt von außen keine Unruhe auf, weil auch die Erwartungshaltung geringer ist. Unsere Fans wissen, dass der Klassenerhalt immer über allem steht. Man bekommt schnell das Gefühl, dass hier alle ehrliche Arbeit abliefern und zusammenhalten.

Was fühlt sich für Sie alles besser an auf dem Platz in dieser Saison?

Waldschmidt: Letztlich ist es die Tatsache, regelmäßig von Anfang an zum Einsatz zu kommen. Ich merke, wie schnell man dann Sicherheit und Ruhe bekommt. Mir kommt vor allem auch unsere Spielweise entgegen: Wir lassen die Kugel laufen, agieren variabel in der Offensive und mir werden mit dem Ball viele Freiheiten gelassen. Ich spüre eine Entwicklung bei mir.

Merken Sie auch, wie viel ein Faktor wie erhöhtes Selbstvertrauen ausmachen kann?

Waldschmidt: Ja, das ist der Wahnsinn. Auch der Kopf spielt eine riesige Rolle. Ich hatte auch in Hamburg Spaß, auf dem Feld zu stehen. Doch in Freiburg darf ich mir auch mal zwei, drei Fehler erlauben, ohne dann denken zu müssen, es könnte für mich im nächsten Spiel direkt wieder eng werden.

Schaaf, Veh, Kovac in Frankfurt, Labbadia, Bernd Hollerbach, Gisdol und Titz beim HSV - Sie haben in Ihrer jungen Karriere schon einige Trainer erlebt. Was unterscheidet Streich von ihnen?

Waldschmidt: Jeder Trainer ist auf seine Weise speziell, Christian Streich ist auf jeden Fall immer ehrlich. Er ist sehr kommunikativ, korrigiert viel, gibt viele Tipps, ist extrem emotional und fußballverrückt. Er macht sich viele Gedanken über vermeintliche Kleinigkeiten, die andere vielleicht nicht so auf dem Schirm haben und in meiner Karriere bislang nicht derart angesprochen wurden.

Streich kommt in der Öffentlichkeit sehr authentisch rüber. Ist das auch intern so?

Waldschmidt: Ja. Dadurch ist es für uns Spieler leichter, ihm gegenüber zu treten. Er begegnet uns auf absoluter Augenhöhe. Er benennt es deutlich, wenn ihm etwas nicht passt, merkt aber auch immer an, wenn du etwas richtig gemacht hast. Als ich mal nicht von Anfang an gespielt habe, hat er mir detailliert erklärt, was für ihn in der Trainingswoche nicht gepasst hat. Man kann als Spieler ja nichts damit anfangen, wenn es heißt, man habe gut trainiert, aber ein anderer trainiere im Moment besser. Von daher finde ich seine Ansprache sehr gut.

Pascal Stenzel hat im SPOX-Interview vom Austausch mit dem Trainer erzählt, wenn es um fußballferne Themen geht. Wie bewerten Sie das?

Waldschmidt: Dass wir in der Kabine häufiger über Themen abseits des Fußballs sprechen, kannte ich so noch nicht. Der Trainer hat mit uns im Sommer zum Beispiel über Mesut Özil und die Nationalmannschaft gesprochen, als sich daraus ein Politikum entwickelte. Das hat mir gut gefallen, weil es aktuell und sachbezogen war. Grundsätzlich spricht er vor allem Themen an, die einfach zum Leben dazugehören. Wir Fußballer stehen ja leider nicht immer unbedingt dafür, dass wir solch übergeordnete Dinge auf dem Schirm haben. Der Austausch ist wirklich fruchtbar.

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