Das Problem: Seine Mannschaft ist in der Saison 2018/2019 gar nicht königsklasse. Schalke hat eine schwache Bundesliga-Hinrunde gespielt. Und Domenico Tedesco, der in der Vorsaison nach einem Derbysieg über Borussia Dortmund noch in der Nordkurve feierte, musste sich nach einigen Spielen Pfiffe anhören.
Nur vier Punkte trennen sein Team vom Relegationsrang 16. Momentan erscheinen für die kommende Saison Zweitliga-Partien gegen den 1. FC Heidenheim realistischer als weitere Champions-League-Duelle mit Manchester City.
"In Pokal und Champions League sind wir absolut im Soll. Aber mit der Hinrunde in der Liga kann niemand bei uns zufrieden sein. Da ist es normal, dass es Kritik gibt - und der stellen wir uns auch", sagt Tedesco exklusiv zu SPOX und Goal. Und fügt an: "Wir wissen um den Ernst der Situation. Und wir haben das Gefühl, dass sie jeder annimmt."
Die Königsblauen vermeiden allerdings das Wort Abstiegskampf. Es gibt Profis, die sich noch mit anderen Tabellenregionen befassen. "Den internationalen Wettbewerb habe ich noch nicht abgeschrieben, solange es rechnerisch noch möglich ist", sagte Mark Uth während des Trainingslagers in Benidorm im Interview mit Funke Sport.
Der 27-Jährige gehört zu den Zugängen, von dem sie sich auf Schalke viel versprachen. 17 Tore hatte Uth in der Vorsaison in 38 Pflichtspielen für die TSG Hoffenheim erzielt. Seine Bilanz auf Schalke liest sich aber nicht wie die eines abschlussstarken Angreifers: Uth kommt in 17 Partien gerade mal auf zwei Tore.
Mascarell und Rudy enttäuschten
Damit reiht er sich ein in die Riege der Neuverpflichtungen, die hinter den Erwartungen zurückblieben. Zehn-Millionen-Euro-Mann Omar Mascarell etwa schaffte es zuletzt nicht mal mehr in den Kader. Auch Sebastian Rudy, der als Königstransfer galt, hat seine Rolle im Team noch nicht gefunden.
"Wir hatten uns das mit ihm natürlich anders vorgestellt und gehofft, dass die Eingewöhnung schneller geht", sagte Sportdirektor Christian Heidel im Trainingslager über den Spieler, den er für 16,5 Millionen Euro vom FC Bayern München loseiste.
Zur verfehlten Transferpolitik kommt hinzu, dass sich Leistungsträger zurückentwickelten. Wie etwa Amine Harit: Schalkes Shootingstar der Vorsaison sorgte auch in der aktuellen Spielzeit für Schlagzeilen - allerdings nur dank seiner Fehltritte. Erst berichtete die Bild, der Marokkaner habe Nächte in der Spielbank Duisburg verbracht und sich dann aus Selbstschutz für das Casino sperren lassen.
Die Bilanz von Mascarell und Rudy beim FC Schalke 04
Statistik | Omar Mascarell | Sebastian Rudy |
Spiele (davon in der Startelf) | 4 (2) | 8 (7) |
Gespielte Minuten | 169 | 554 |
Passquote | 78,5 Prozent | 83,8 Prozent |
Torschussvorlagen | 1 | 2 |
Zweikampfquote | 30,8 Prozent | 45 Prozent |
Ballsicherungen | 6 | 41 |
Naldo-Wechsel sorgt für Trubel
Zudem kam heraus, dass Harit mit drei Teamkollegen nach einer 1:3-Niederlage beim FC Porto noch zum Feiern in die Diskothek gegangen war. Im Trainingslager fehlte der dribbelstarke Profi dann aufgrund einer Schulterverletzung. Sollte ein entsprechendes Angebot für Harit eingehen, könnte er Schalke noch im Winter verlassen.
Bereits weg ist Fanliebling Naldo. Der Abwehrspieler landete im Sommer 2018 bei der Wahl zum "Fußballer des Jahres" immerhin noch auf Platz drei. Zuletzt hatte Naldo aber seinen Stammplatz verloren. Schalke transferierte den 36-Jährige zur AS Monaco und sorgte für großen Trubel.
Das lag aber vor allem daran, wie der Wechsel kommuniziert wurde. Heidel hatte erklärt, er habe dem Spieler die Freigabe erteilt, um Unruhe zu vermeiden. Ein unzufriedener Naldo könne auf der Ersatzbank schlechte Stimmung verbreiten, so befürchtete es der Sportvorstand.
Naldo wundert sich über Heidel-Aussagen
Der Neu-Monegasse zeigte sich ob dieser Aussagen verwundert. "Ich bin kein Typ, der schlechte Stimmung verbreitet", sagte Naldo im Interview mit dem Kicker. Über Heidels Andeutungen, wonach finanzielle Gründe den Ausschlag für Monaco gegeben hatten, habe er sich zudem "ein wenig gewundert".
Schalkes Sportvorstand muss indes den durch Naldos Weggang frei gewordenen Kaderplatz neu besetzen. Neben einem Innenverteidiger sollen noch zwei Spieler für die harmlose und von Verletzungen geplagte Offensive kommen. "Wir müssen auf jeden Fall nachlegen", sagte Tedesco.
Der 33-Jährige genießt trotz der schwachen Hinrunde Heidels Rückendeckung. Platz zwei in seiner ersten Schalker Saison brachte Tedesco ausreichend Kredit ein. Den könnte er aber mit einem schwachen Rückrundenstart verspielen.
Tedesco: "Mannschaft ist wieder enger zusammengerückt"
Darüber macht er sich aber keine Gedanken. "Wir haben die Hinrunde sehr genau und kritisch analysiert - und an einigen Stellschrauben gedreht", hofft Tedesco gegenüber SPOX und Goal auf Besserung.
Die Aufgaben haben es für Schalke direkt in sich: Am 20. Januar kommt der VfL Wolfsburg, der vor der Winterpause 16 Punkte aus sechs Spielen holte, in die Arena. Danach stehen Partien bei Hertha BSC (25. Januar), gegen Borussia Mönchengladbach (2. Februar) und bei Bayern München (9. Februar) auf dem Programm. Sollte Schalke auch Mitte Februar noch im Abstiegskampf stecken, dürfte es für Tedesco schwer werden, das Spiel gegen Manchester City zu genießen.
Dessen ist sich der 33-Jährige auch bewusst: "Unser Eindruck ist, dass wir im Trainingslager gut gearbeitet haben und die Mannschaft wieder enger zusammengerückt ist. Aber entscheidend ist, dass wir das dann auch in den Spielen auf den Platz bekommen."