Die Eskapaden von Caiuby, die öffentliche Kritik an Ihnen von Martin Hinteregger und Jeffrey Gouweleeuw, der Transfer von Jens Lehmann, dann noch die Trainerentlassung - so unruhig war es in Augsburg noch nie. Was ist Ihre Erklärung dafür?
Baum: Es war jetzt nicht so, dass zuvor nie etwas vorgefallen ist. Das wäre auch unnormal. Uns hat aber ausgezeichnet, dass wir das intern sehr gut verarbeiten konnten. Wenn jedoch Spieler wiederholt im Privatleben auffällig werden, wird das eben auch öffentlich ein Thema. Es war daher in der Saison schon ein Problem, dass sehr viele Themen auch aus der Kabine an die Öffentlichkeit drangen und viel spekuliert wurde. Das war in der Tat ungewöhnlich für Augsburg. Allerdings wurde auch diese Situation erfolgreich gemeistert und man hat seine Lehren daraus gezogen.
Caiubys Verfehlungen haben deutschlandweit noch keine allzu große Aufmerksamkeit erzeugt. Das kam erst durch den Fall Hinteregger.
Baum: Martin Hinteregger ist wirklich ein richtig, richtig guter Spieler, aber das war schon ein Ausreißer. Die grundsätzliche Frage, wenn Themen wie beispielsweise die angeblich verlorene Kabine auch medial von außen an dich herangetragen werden, ist: Wie reagierst du als Verein darauf? Wir haben uns entschieden, in diesem Fall gar nicht öffentlich zu reagieren. Nach meiner Freistellung hat auch fast jeder Spieler nochmal den Kontakt zu mir gesucht. Das ist nicht selbstverständlich und wäre wohl nicht passiert, wenn sie froh gewesen wären, dass der Trainer weg ist.
Wie haben Sie überhaupt von der Hinteregger-Kritik erfahren?
Baum: Recht zügig vom Pressesprecher. Martin Hinteregger hat nach dem Spiel gegen Gladbach letztlich seine Entscheidung getroffen, wie er mit der Situation umgeht. Ich habe für mich mit dem Thema abgeschlossen.
Anders als Hinteregger ist Gouweleeuw nach seiner Kritik im Anschluss an die Niederlage gegen Hoffenheim zu Ihnen gekommen und hat sich erklärt.
Baum: Das ist richtig. Er hat das Spiel auch vollkommen zurecht kritisiert. Die Kritik war nur auf das Inhaltliche bezogen und nicht gegen das Trainerteam gerichtet. Wir haben uns direkt nach dem Spiel auch dazu ausgetauscht. Man will ja eigentlich mündige Spieler, die auch mal sagen, dass man schlecht war und Trainer wie Mannschaft nicht gut performt haben. Es sollte aber genauso nicht außer Acht gelassen werden: Auch Trainer machen mal Fehler. Es gibt zudem immer einen Gegner, der auch ein gutes Spiel machen kann.
Wenig überraschend sorgte auch der Wechsel von Lehmann als Co-Trainer für landesweite Beachtung. Wie ist man überhaupt auf ihn gekommen?
Baum: Wir wollten unser Trainerteam mit der Expertise eines ehemaligen Profispielers erweitern. Ich trainierte seinen Stiefsohn in Unterhaching und kenne Jens daher schon länger. Nach mehreren Gesprächen waren Stefan Reuter und ich uns sicher, dass Jens gut zur Mannschaft und zum Verein passen würde.
Wenn man an manche Episoden des Spielers Lehmann denkt: Hat er sich dann gerade mit den verrückten Vögeln in der Mannschaft gut verstanden?
Baum: Nein. (lacht) Jens ist unheimlich professionell - so wie es beispielsweise auch Rani Khedira ist. Diese beiden haben daher recht gut zusammengepasst. Eine Fußballmannschaft ist ein Querschnitt der Gesellschaft mit unterschiedlichen Charakteren. Da braucht es unterschiedliche Persönlichkeiten im Trainerteam. Mein Co-Trainer Jonas Scheuermann ist zum Beispiel ein extrovertierter Typ, der einen bestimmten Spielertyp sehr gut angesprochen hat. Wer sagt wem was wann wo und wie - diese Gedanken sind wirklich wichtig für einen Cheftrainer.
Lehmann brachte zwar die Erfahrung als Ex-Profi mit, aber kaum welche als Trainer. Er hat sich inhaltlich vor allem beim Thema Defensive eingebracht. Wie sah sein Aufgabengebiet genau aus?
Baum: Ich delegiere sehr gerne an meine Co-Trainer, damit sie Übungsformen entwickeln, die wir anschließend durchsprechen und idealerweise umsetzen. Das war eine von Jens' Aufgaben, oder auch das Coaching der Viererkette in Spielformen. Jens hat sich gut in die Gruppe integriert, war meinungsstark und hat an gemeinsamen Lösungen mitgearbeitet. Ich glaube, diesen Eindruck hatte man als Spieler nicht unbedingt von ihm. Als Trainer war das im Vergleich zu seiner aktiven Zeit ein Unterschied zu 100 Prozent.
Wie haben Sie die häufig geäußerte Meinung aufgenommen, Lehmann warte nur auf Ihre Entlassung, um dann selbst als Cheftrainer zu übernehmen?
Baum: Man hat ja im Nachhinein gesehen, dass er nicht der Platzhalter für mich war. Wir hatten das Thema, einen ehemaligen und in diesem Fall ja auch sehr hoch dekorierten Profi mit hinzuzunehmen, schon längere Zeit. Es ist aber eine Frage des Timings, denn derjenige muss dann natürlich auch verfügbar sein. In diesem Fall haben alle Parameter zusammengepasst. Ein ehemaliger Spieler im Trainerteam tut wirklich gut. Ich werde das auch künftig so handhaben.