Sie werden im Herbst Vater. Wie stellen Sie sich das vor?
Poulsen: Ich denke nicht viel darüber nach und bereite mich auch gar nicht darauf vor. Das ist die beste Herangehensweise. Wenn man sich zu viel vorstellt, kann man nur enttäuscht werden, sollte es doch in eine andere Richtung gehen. Wenn man nichts erwartet, kann man nur positiv überrascht werden. Das sage ich auch immer meiner Freundin.
Sie wohnen mittlerweile seit sechs Jahren in Leipzig. Ist die Stadt ein zweites Zuhause für Sie?
Poulsen: Auf jeden Fall. Während meiner ersten Saison habe ich es noch nicht genossen, hier zu sein. Damals bin ich an jedem freien Tag nach Kopenhagen gereist. Das hat sich mittlerweile aber komplett geändert, dieses Bedürfnis habe ich nicht mehr. Für mich ist ein Ort dann ein Zuhause, wenn ich mich an diesem Ort an einem freien Tag nicht langweile. So ist das mittlerweile in Leipzig.
Gab es einen Moment, in dem Sie alles hinschmeißen und zurück nach Kopenhagen wollten?
Poulsen: Nein, diesen Moment gab es nie. Wenn ich mir irgendetwas vornehme, dann ziehe ich das voll durch. Das ist oft ein Vorteil, kann aber auch zum Nachteil werden. Nämlich dann, wenn es lange schlecht läuft, man das nicht wahrhaben will und letztlich zu spät reagiert. Ich habe aber einen Kreis an Vertrauten, der mir Ratschläge gibt.
Hilft es, Freunde außerhalb des Fußballs zu haben?
Poulsen: Ich unterhalte mich gerne mit Menschen, die nichts mit Fußball zu tun haben, um andere Aspekte zu sehen. Als Person, die in der Öffentlichkeit steht, ist es aber sehr schwierig, neue Freundschaften mit Leuten zu knüpfen, die das nicht kennen, weil sie spezielle Probleme nur sehr schwer nachvollziehen können.
Viele Leute, die in der Öffentlichkeit stehen, inszenieren sich über die sozialen Medien. Was halten Sie davon?
Poulsen: Ich persönlich verbringe sehr wenig Zeit mit sozialen Medien. Meiner Meinung nach gibt es dabei ein großes Problem: Wenn zum Beispiel ein bekannter Fußballer zwei coole Fotos postet, denken die Leute, dass es auch zwischen den Fotos cool läuft. Vor allem junge Leute haben dann den Eindruck, dass das normal ist - aber das ist es natürlich nicht. Als öffentliche Person sollte man eigentlich auch zeigen, was zwischen solchen Fotos passiert. Vielen ist nicht bewusst, was sie für eine Verantwortung gegenüber Kindern und Jugendlichen tragen.
Sie selbst mussten früh Verantwortung übernehmen. Ihr Vater starb, als Sie noch ein Kind waren, weswegen Sie oft allein mit Ihren Geschwistern waren. Inwiefern hat Sie das geprägt?
Poulsen: Dadurch habe ich gelernt, Verantwortung zu übernehmen, egal was passiert. Ich habe fünf Geschwister. Wenn unsere Mutter nicht zuhause war und etwas passiert ist, mussten wir uns untereinander helfen. Zunächst trug meine ältere Schwester die größte Verantwortung, aber als sie 16 war, ging sie für zwei Jahre nach Tansania. Dann war ich der Älteste. Das hat mich geprägt.
In Tansania wohnen große Teile Ihrer Familie väterlicherseits. Wie eng ist der Draht?
Poulsen: Bevor mein Vater gestorben ist, waren wir jedes Jahr dort. Dann wurde es nach und nach weniger. Wir sind eine große Familie und es ist sehr teuer, dorthin zu fliegen. Aktuell versuche ich, so oft wie möglich in Tansania zu sein. Mir bedeutet der Kontakt mit meinen Verwandten dort sehr, sehr viel.
Inwiefern?
Poulsen: Er zeigt mir eine ganz andere Lebensart als unsere europäische. Während wir uns in Europa über Kleinigkeiten ärgern, zum Beispiel weil wir einen Zug verpassen oder kein Benzin mehr im Auto haben, vergessen wir, zu schätzen, was wir alles haben. Es prägt einen, wenn man miterlebt, wie lebensfroh die Leute in Tansania sind, obwohl sie vergleichsweise wenig haben. Ich kann jedem nur empfehlen, in andere Teile der Welt zu reisen. Das setzt vieles in eine andere Perspektive.