Mit Ihnen als Profi wurde Krefeld in den 80er Jahren zur Fußball-Stadt, Sie haben aber nur vier B-Länderspiele gemacht. Warum hat es nicht für die A-Nationalmannschaft gereicht?
Funkel: Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht das Zeug zum Nationalspieler. Das war eine Stufe zu hoch. Ich denke, dass ich als Spieler das Optimale aus meiner Karriere herausgeholt habe. Es war eine fantastische Zeit, vor allem nach meiner Rückkehr aus Kaiserslautern 1983. Das war die erfolgreichste Phase von Uerdingen mit dem Pokalsieg 1985 und 1986 dem Einzug ins Europacup-Halbfinale mit dem legendären 7:3 im Viertelfinale gegen Dynamo Dresden. Wir sind unter Kalli Feldkampf Bundesliga-Dritter geworden, das war eine Sensation. Wir hatten eine fantastische Mannschaft mit Stefan Kuntz, Rudi Bommer, Brian Laudrup oder dem kürzlich leider verstorbenen Atli Edvaldsson. Mein Bruder Wolfgang war damals der überragende Innenverteidiger in Deutschland und hat deshalb im Gegensatz zur mir auch zwei A-Länderspiele gemacht. Uerdingen wird immer in meinem Herzen bleiben.
Wie kam es, dass Sie direkt nach Ihrem Karriereende 1989 als Co-Trainer in Uerdingen geblieben sind?
Funkel: Ich hatte mit Feldkamp einen Trainer gehabt, durch den ich selbstbewusster und kommunikativer geworden bin. Ich war mit Matthias Herget zusammen seine rechte Hand auf dem Platz und habe dann auch in den letzten beiden Jahren als Spieler meinen Heimatverein VfR Neuss trainiert, um zu schauen, ob ich das hinkriege. Ich bin auch zweimal aufgestiegen und habe mich schließlich entschieden, das Risiko einzugehen, Trainer zu werden. Das hätte nach einem halben Jahr vorbei sein können, aber ich bin im ersten Jahr mit Uerdingen direkt in die Bundesliga aufgestiegen und konnte dort in meinen knapp fünf Jahren in Ruhe arbeiten. Natürlich war ich in den ersten Jahren noch nicht so selbstsicher, ob ich das in dem Job schaffe und eine Mannschaft führen kann oder nicht. Aber spätestens nach meiner Zeit in Frankfurt hatte ich endgültig keine Zweifel mehr. Das ist wie in jedem anderen Beruf: Je älter und erfahrener du wirst, desto überzeugter bist du von dir, auch und vor allem bei Misserfolg.
Wenn es nicht als Trainer geklappt hätte, hätten Sie dann wieder in Ihrem erlernten Beruf als Großhandelskaufmann arbeiten können?
Funkel: Nein, sicher nicht. Aber bei meiner Zeit in Neuss hat mir ein ortsansässiger Autohändler, der den Verein unterstützt hat, eine Stelle als Repräsentant angeboten. Da habe ich tatsächlich überlegt, weil ich eine Familie mit zwei kleinen Kindern hatte. Ich habe dann mit mehreren Freunden gesprochen und die haben gesagt: Du schaffst das im Fußball, so fußballverrückt wie du bist. Auch Kalli Feldkamp hat immer zu mir gesagt: Du musst Trainer werden, du bist der ideale Mann dafür. Aber entscheiden muss man letztlich selbst.
Nach Uerdingen waren Sie fünf Jahre beim MSV Duisburg, wo Sie 1998 im Pokalfinale gegen den FC Bayern nur ganz knapp den großen Triumph verpassten.
Funkel: Das war ungerecht. Wir waren in der ersten Halbzeit klar besser und Bachirou Salou hat uns mit einem Supertor in Führung geschossen. Dann hat Michael Tarnat in der zweiten Halbzeit Salou umgetreten, das war glatt Rot, aber der Schiri hat nur Gelb gegeben. Bachi musste draußen behandelt werden und in dieser Zeit erzielte sein Gegenspieler Markus Babbel das 1:1. Und in der letzten Minute machte Mario Basler mit einem ekligen Freistoß von der Seitenlinie an Freund und Feind vorbei das 2:1 für Bayern.
Auch mit Frankfurt standen Sie 2006 im Pokalfinale, auch dort waren Sie fünf Jahre tätig. Ist Ihre Arbeit in Uerdingen, Duisburg und bei der Eintracht ein Vorbild, wie es in Düsseldorf weitergehen kann?
Funkel: Bei allen drei Klubs und jetzt auch in Düsseldorf habe ich das Vertrauen bekommen und konnte etwas aufbauen. Deshalb sind wir hier auf einem guten Weg, den Verein nachhaltig nach vorne zu bringen. Wenn man dagegen zu ungeduldig ist, gibt es keine Kontinuität. Ich bin ja auch mehrfach entlassen worden und da habe ich auch nicht schlechter gearbeitet. In Köln zum Beispiel hat mich Andreas Rettig schon nach zehn Spielen entlassen, dafür hatte er sich später tausendmal bei mir entschuldigt. Das war zu früh, aber Köln ist ein schwieriges Umfeld, wo gefühlt über 50 Leute mitreden wollen und deshalb nie die nötige Ruhe herrscht.
War die Trennung in Köln relativ kurz nach dem Aufstieg die bitterste Entlassung Ihrer Karriere?
Funkel: Ja, weil sie für mich aus heiterem Himmel kam. Ähnlich wie bei der Fortuna hatte ich eine unglaublich enge Verbindung zur Mannschaft. Wir waren ein verschworener Haufen. Aber bei einigen Medien hatte ich einen schweren Stand. Ein Journalist, der nie im Stadion war, hat schon vor dem ersten Saisonspiel geschrieben: "Wann fliegt Funkel?" Aber wir haben uns damals nach einem Fehlstart wieder einigermaßen gefangen, so dass ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Das war schon hart. Im Nachhinein weiß ich, dass Andy Rettig unbedingt Marcel Koller haben wollte, von dem er fasziniert war. Marcel ist auch ein guter Trainer, aber er hat damals nach meiner Meinung den Fehler gemacht, die gesunde Hierarchie im Team aufzulösen. Damit hatte er keinen Rückhalt mehr in der Mannschaft. Die Folge war, dass Köln abstieg.
Sehen Sie Parallelen zu Ihrer Tätigkeit bei 1860 München, wo Sie bis März 2014 nur ein gutes halbes Jahr tätig waren?
Funkel: Ja. Ich bin überzeugt, dass es bei 1860 München ähnlich erfolgreich hätte laufen können wie jetzt in Düsseldorf. Weil die Löwen ein Traditionsverein mit tollen Fans in einer großen, fußballverrückten Stadt sind. Auch da wollte ich ältere Spieler abgeben und habe junge Spieler hochgeholt, wie Julian Weigl, Marius Wolf, Maximilian Wittek, Dominik Stahl und Yannick Stark. Aber in so einem nervösen Verein mit einem Investor, der in Abu Dhabi sitzt und nicht erreichbar ist, geht
es nicht. Da herrschte stets Unruhe und deshalb habe ich gesagt, ich verlängere meinen Vertrag nicht. Schließlich wurde ich dann nach zwei Niederlagen entlassen.