Freitag wird ein besonderer Tag für Funkel. Der Routinier wird mit seinem 495. Spiel als Bundesliga-Trainer in der ewigen Bestenliste mit Felix Magath gleichziehen. Nur fünf Coaches standen öfter an der Seitenlinie als der 65-Jährige.
Dass die Fortuna seine letzte Trainerstation sein wird, steht laut Funkel fest. Wann genau er aber seinen Abschied nehmen wird, das will er im Interview mit SPOX und DAZN nicht verraten.
Außerdem sprach der ehemalige Frankfurt-Coach über Regelveränderungen im Fußball, seine Ziele mit der Fortuna sowie den kommenden Gegner.
Funkel: "Gegentore gegen Holland wären früher nie gefallen"
Friedhelm Funkel über...
... Gelbe Karten für Trainer:
"Wenn ich emotional bin, dann bin ich das auch weiterhin. Ich bin die letzten zehn Jahre nicht auf die Tribüne verbannt worden, weder in der ersten noch in der zweiten Liga. Es ist mal ein Schiedsrichter gekommen und hat mich gewarnt und dann bin ich natürlich auch ruhiger geblieben. Aber man muss als Trainer mitgehen. Manche Kollegen sitzen 90 Minuten auf ihrem Platz, aber das kann ich nicht. Ich lebe Fußball und springe hoch, als ob ich zum Kopfball müsste und schieße mit aufs Tor. Ich rege mich auf bei einer Fehlentscheidung, aber ich beleidige niemanden mit Worten oder mit Gesten. Und ich glaube, das ist das Entscheidende. Die Zuschauer wollen doch einen Trainer sehen, der mit seiner Mannschaft fiebert. Das muss einfach raus. Die Gelbe Karte, die ich bekommen habe, halte ich nach wie vor für nicht richtig. Ich finde, man sollte da vorher nochmal verwarnt werden."
... Veränderungen im Fußball:
"Der Fußball hat sich natürlich verändert, in der Athletik und in der Schnelligkeit. Früher wurde auch gut Fußball gespielt, aber im Vergleich zu heute im Zeitlupentempo. Es werden mehr Tore erzielt, aber es wird auch nicht mehr ganz so konsequent verteidigt. Das ist schön fürs Publikum, aber ich ärgere mich manchmal, dass wir zu leicht Gegentore bekommen. Aber das ist nicht nur bei der Fortuna so, sondern auch bei der Nationalmannschaft. Gegen Holland sind Gegentore gefallen, die wären früher nie gefallen. Auch der Videobeweis ist ein Riesenunterschied gegenüber früher, weil dadurch manchmal Spiele entschieden werden. Die Medienberichterstattung ist immens geworden, allein schon im Vergleich zu vor 15 Jahren. Die Stadien sind attraktiver und voller geworden. Es macht einfach Spaß, in der Bundesliga zu arbeiten."
... die neue Handspielregelung:
"Die verstehe ich immer noch nicht. Das große Problem ist für mich, dass sie nicht einheitlich gehandhabt wird. Das stört mich."
Friedhelm Funkel im Steckbrief
geboren | 10. Dezember 1953 in Neuss |
Alter | 65 Jahre |
Stationen als Co-Trainer | VfR Neuss |
Stationen als Cheftrainer | Bayer 05 Uerdingen, MSV Duisburg, Hansa Rostock, 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt, Hertha BSC, VfL Bochum, Alemannia Aachen, 1860 München, Fortuna Düsseldorf |
Durchschn. Amtszeit als Trainer | 2,21 Jahre |
Friedhelm Funkel: "Europa ist ein Traum"
... die vergangene Saison:
"Sie war mit die emotionalste, angefangen mit dem Aufstieg. Die Bundesliga-Saison ging nicht gut los. Aber wie alle da realistisch geblieben sind, Verein, Fans, auch die Medien, das fand ich toll. Danach haben wir das Vertrauen auf den Platz zurückgebracht und sind eine unheimliche Einheit geworden. Und dann kam noch dazu, dass sich die komplette Kurve nach dem Spiel gegen Hannover vor den Fans verneigt hat. Das habe ich in 50 Jahren noch nie erlebt. Das ging unter die Haut, so einen Abschluss zu haben. Deswegen war es meine schönste Saison."
... die Tatsache, dass ihm als Trainer Titel fehlen:
"Natürlich wünscht man sich, dass man auch Titel gewinnt. Ich war zweimal knapp davor im Pokalfinale 1998 mit Duisburg und 2006 in Frankfurt, da stand mir nur Bayern München im Weg. Das war schade, aber ansonsten war es auch mit den Mannschaften sehr, sehr schwer möglich, Titel zu gewinnen. Aber ich bereue nicht eine Sekunde, bei einem dieser Vereine gewesen zu sein. Ich habe überall tolle Leute kennengelernt, ich kann überall wieder hinkommen. Ich glaube, das ist schon ein Beweis dafür, dass ich mit Menschen umgehen kann."
... das mittelfristige Ziel mit Düsseldorf:
"Europa ist ein Traum. Wir müssen realistisch sein. Wir waren in den letzten 20 Jahren zweimal in der Bundesliga. Hannover und Stuttgart sind im zweiten Jahr Bundesliga wieder abgestiegen mit einem Etat, der mehr als doppelt so hoch war wie unserer. Deswegen habe ich gewarnt. Ich weiß genau, was auf uns zukommt. Wir können die Klasse halten, aber es wird nicht so eine überragende Saison wie letztes Jahr. Ich bin kein Pessimist, ich bin ein realistischer Optimist. Wir brauchen einfach Zeit. Unser Anspruch ist mittelfristig, die nächsten zwei, drei, vier Jahre in der Bundesliga zu verbleiben. Alles andere ist absolute Träumerei und Fantasterei. Wir müssen stolz darauf sein, in den nächsten Jahren zu den besten 18 Mannschaften zu gehören."
Jatta? "Das Beste, was der HSV in den letzten Jahren gemacht hat"
... die Frage, ob es seine letzte Saison wird:
"Ob es die letzte Bundesliga-Saison ist, kann ich nicht beantworten. Ich kann beantworten, dass Fortuna als Trainer meine letzte Station ist. Aber wann ich dann als Trainer aufhöre, das kann und will ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. So lange es mir Spaß macht und wir erfolgreich sind, würde ich nicht sagen, dass ich am Ende der Saison aufhöre."
... Sportvorstand Lutz Pfannenstiel:
"Er hat natürlich ein unglaubliches Netzwerk und unmenschlich viele Kontakte. Ich glaube, der könnte selbst beim Papst anrufen und kommt durch, das ist wirklich Wahnsinn."
... Bakery Jatta:
"Ich kann dem HSV und vor allem auch Dieter Hecking nur ein ganz, ganz großes Lob aussprechen, wie sie mit dieser Situation umgegangen sind. Sie haben von Anfang an dem Spieler geglaubt, das ist ein riesengroßer Vertrauensbeweis, den man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Ich finde das gut, wie der gesamte HSV auf diese Situation reagiert hat. Das ist das Beste, was der HSV in den letzten fünf, sechs, sieben Jahren gemacht hat."
... Gegner Wolfsburg:
"Da kommt eine sehr große Wucht auf uns zu. Unter Bruno Labbadia hat die Mannschaft sehr viel Ballbesitz gehabt und nach vorne kombiniert. Das ist jetzt ein bisschen anders geworden, auch taktisch hat es sich ein bisschen verändert und sie spielen schneller nach vorne. Der Anspielpunkt da ist natürlich Weghorst, ein exzellent guter Spieler. Den müssen wir versuchen in den Griff zu kriegen. Es wird eine schwere Aufgabe für uns."