Peter Knäbel vom FC Schalke 04 im Interview: "Man kann nicht jedes Jahr einen neuen Sane rausbringen"

Peter Knäbel (r.) arbeitet als "Technischer Direktor Knappenschmiede und Entwicklung" eng mit Trainer-Guru Norbert Elgert zusammen.
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Kaum ein Verein in Deutschland schafft es so gut, Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu Profis zu machen. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Knappenschmiede?

Knäbel: Das hat nicht allein, aber zu einem großen Teil mit Norbert Elgert und seiner Arbeit zu tun. Es ist schön, wenn man über zwei Jahrzehnte einen Experten wie ihn in seinen Reihen hat, der es wie kaum ein Zweiter versteht, junge Spieler besser zu machen. Neben dem Vertrauen, das wir unseren jungen Spielern geben, gehört aber auch die Notwendigkeit dazu, sie einzusetzen. Schauen Sie sich den FC Chelsea an, der wird wegen einer Transfersperre aktuell zu seinem Glück gezwungen, weil er viele Spieler aus der eigenen Jugend einsetzen muss und die es gar nicht so schlecht machen, wie viele vielleicht dachten. Bei uns ist es so, dass wir nicht über die ganz großen finanziellen Möglichkeiten verfügen, um uns Jahr für Jahr Spieler für mehrere Millionen Euro zu leisten. Umso wichtiger ist es, daran zu glauben, dass der eigene Nachwuchs Wesentliches zum Erfolg der Profis beitragen kann. Dieser Glaube ist bei uns vorhanden. Allein in der schwierigen vergangenen Saison haben fünf Spieler aus der Knappenschmiede ihr Debüt bei den Profis gefeiert. Ahmed Kutucu kam aus der U19, Nassim Boujellab, Jonas Carls, Haji Wright und George Timotheou aus der U23.

Von diesen Spielern ist aktuell aber niemand in der ersten Profi-Elf gesetzt.

Knäbel: Man kann nicht jedes Jahr einen neuen Leroy Sane herausbringen, der sofort Stammspieler und Leistungsträger wird und dir ein paar Jahre später 30, 40 oder 50 Millionen Euro einbringt. Auch ein Thilo Kehrer ist nicht direkt durchgestartet. Höhen und Tiefen sind bei jungen Spielern in diesem hoch kompetitiven Markt normal. Wichtig ist, dass wir die jungen Spieler, die ab und zu auch mal wieder in der U23 ranmüssen, auffangen und ihnen sagen: "Da ist eine Tür, ihr habt den Fuß drin, aber reingehen müsst ihr selbst. Wir schenken euch nichts, aber ihr könnt euch sicher sein, dass wir euch vertrauen."

Peter Knäbel ist seit April 2018 beim FC Schalke 04 tätig, um die Nachwuchsarbeit der Knappen zu verbessern.
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Peter Knäbel ist seit April 2018 beim FC Schalke 04 tätig, um die Nachwuchsarbeit der Knappen zu verbessern.

Peter Knäbel: "Norbert Elgert ist ein Glücksfall für den Verein"

Da Sie den Namen Norbert Elgert nannten: Ist er der Inbegriff für Empathie?

Knäbel: Das ist eine seiner großen Stärken. Norbert sieht in erster Linie den Menschen, der vor ihm steht und nicht nur den Fußballer. Für ihn endet die Arbeit auch nicht auf dem Platz oder in der Kabine, er interessiert sich auch für die Herkunft und das Umfeld seiner Spieler, er kennt ihre Familien. Warum? Weil er der Meinung ist, dass ein Fußballer in den Übergangsjahren vom Junioren- in den Profibereich nicht nur sportliche Herausforderungen meistern muss. Diese Meinung teile ich zu hundert Prozent.

Wie groß ist Elgerts Mitspracherecht in der Knappenschmiede?

Knäbel: Seine Meinung ist natürlich immer gefragt, wenn es darum geht, Positionen von Trainern zu besetzen. Einige Ex-Spieler von ihm werden ja auch Trainer und haben viel von ihm gelernt. Man kann ihm nur vertrauen und ihn zum Vorbild nehmen. Er ist ein Glücksfall für den Verein.

Peter Knäbel: U23-Abschaffung bei Schalke 04 kein Thema

Zur Knappenschmiede zählt auch die U23. Der DFB kritisierte zuletzt die Bundesliga-Vereine, die Ihre U23-Teams abschafften. Gab es eine solche Diskussion auch einmal auf Schalke?

Knäbel: Da der DFB die Abschaffung der U23-Mannschaften zulässt, kann er sich auch nicht beschweren, dass davon Gebrauch gemacht wird. Auch wir haben schon über dieses Thema diskutiert, aus unserer Sicht ist der Wert der U23 aber unverändert hoch. Wir haben das Glück, dass wir mittlerweile in der richtigen Liga spielen. Die Regionalliga West bietet attraktive Duelle von hoher sportlicher Qualität, die auch für einen Spieler, der von der ersten Mannschaft kommt, um Spielpraxis zu sammeln, intensiver ist als jede Trainingseinheit. Wir sind aber auch der Meinung, dass da noch mehr geht.

Das heißt, Sie peilen den Aufstieg in die 3. Liga an?

Knäbel: Nein, die jetzige Konstellation unter den gegebenen Rahmenbedingungen ist genau richtig. Für einen ruhigen Talentaufbau ohne den totalen Existenzdruck ist die Regionalliga West Gold wert. Wir können uns aber spielerisch noch entwickeln und wollen uns in dieser für uns neuen Liga weiter etablieren. In dieser Saison zählt erst einmal der Klassenerhalt.

Die Profi-Stationen von Peter Knäbel

VereinZeitraum
VfL Bochum1984-1988
FC St. Pauli1988-1993
FC Saarbrücken1993-1994
TSV 1860 München1994-1995
FC St. Gallen1995
1. FC Nürnberg1995-1998
FC Winterthur1998-2003
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