Vorahnung von Kahn und Trost von Neuer: Markus Schuberts Horror-Abend in München

Von Robin Haack
Markus Schubert kassierte gegen den FC Bayern München fünf Gegentore.
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Fünf Gegentore, zwei krasse Fehler: Markus Schubert erlebte in München einen schwarzen Tag. Die Torwartdiskussion auf Schalke ist damit neu entfacht.

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Mit gesenktem Kopf, die königsblaue Kapuze seines Pullovers tief ins Gesicht gezogen, huschte Markus Schubert am Samstagabend wortlos durch die Mixed-Zone der Münchner Allianz Arena. Fünf Gegentore hatte der 21-Jährige in seinem fünften Bundesligaspiel schlucken müssen und ein ums andere Mal dabei eine unglückliche Figur abgegeben.

"Es macht wenig Sinn, heute Einzelkritiken zu tätigen. Schubi hat einige Bälle gut gehalten, war allerdings auch bei zwei Toren mit drin. Das brauchen wir nicht totschweigen. Er hat - wie die ganze Mannschaft - schon besser gespielt", analysierte Trainer David Wagner die Leistung seines Torwarts nach Schlusspfiff und ließ offen, ob er auch im kommenden Bundesligaspiel gegen Hertha BSC (Freitag ab 20.30 Uhr live bei DAZN) im Tor stehen wird: "Da habe ich mir ganz ehrlich noch keine Gedanken gemacht."

Bereits nach sieben Minuten nahm der wohl bitterste Abend in der jungen Karriere des Markus Schubert seinen Lauf, als er eine Flanke von Thomas Müller unterlief und so einen großen Anteil am ersten Gegentor seiner Mannschaft hatte. Diese Unsicherheiten bei scharfen Flanken an die Begrenzungen des Fünfmeterraums zogen sich wie ein roter Faden durch sein Spiel. Immer wieder schlugen die Münchner die Bälle von außen in den Sechzehner, immer wieder wirkte der U21-Nationalkeeper nervös und überfordert.

Markus Schubert patzte gegen den FC Bayern gleich zweimal.
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Markus Schubert patzte gegen den FC Bayern gleich zweimal.

Markus Schubert mit Schwächen bei hohen Bällen

"Manchmal hat man das Gefühl, dass er bei dem einen oder anderen hohen Ball noch zulegen kann", merkte Torwartlegende Oliver Kahn bereits in der vergangenen Woche an, als er seinem Experten-Job beim ZDF nachging. S04-Coach Wagner reagierte nach dem souveränen 2:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach gereizt auf die Kritik des Bayern-Vorstandes. Doch spätestens am Samstagabend wurde offensichtlich, dass Kahn bei seiner Kritik ins Schwarze getroffen hatte.

"Er ist nicht Schuld an der Niederlage. Wir haben alle unter unserem Level gespielt", machte Schalkes Bastian Oczipka nach dem 0:5-Debakel klar. "Das ist Fußball. Da kann alles passieren", sagte Kapitän Omar Mascarell, als er gefragt wurde, ob man nun Mitleid mit dem jungen Torwart haben müsse. Statt auf Einzelne zu schauen, hob der Spanier den Teamgedanke hervor. Denn nicht nur für Schubert, sondern für die ganze Mannschaft sei die Pleite ein "harter Schlag" gewesen.

Mitleid schien allerdings Manuel Neuer gehabt zu haben. Noch bevor der Nationaltorwart sich auf den Weg machte, mit den eigenen Fans zu feiern, ging er zu Schubert und richtete ein paar Worte in Richtung des 21-Jährigen. "Er hat auch überragende Bälle gehalten. Am Ende wird man aber meist nur an seinen Fehlern gemessen", erklärte Neuer später gegenüber den Medienvertretern. "Grundsätzlich ist es gerade für einen jungen Torwart gut, diese Erfahrungen zu machen - das haben wir alle."

Alexander Nübel könnte ins Schalke-Tor zurückkehren

Denn was nach Schuberts groben Schnitzern, die zum 0:1 und 0:5 aus Sicht der Schalker führten, leicht unterging, ist, dass er sich auch mehrfach auszeichnen konnte. Kurz nach der Pause fischte er einen Volley-Kracher von Thiago aus dem Winkel, wenig später entschärfte der Keeper auch einen Freistoß David Alabas. Auf der Linie sind Schuberts Qualitäten unübersehbar. "Aber selbst mit seiner allerbesten Leistung hätte Bayern München heute gewonnen. Trotzdem geht das Leben weiter und ich wünsche ihm alles Gute", fasste Neuer zusammen.

Wie Schuberts Saison allerdings weitergeht, ist komplett offen. Nach abgelaufener Rotsperre ist die etatmäßige Nummer Eins Alexander Nübel in der kommenden Woche wieder spielberechtigt. Und trotz seines bevorstehenden Wechsels zum FC Bayern und dem damit verbundenen Unmut der Fans, wäre es wenig überraschend, wenn der 23-Jährige gegen Hertha BSC wieder zwischen den Pfosten steht. "Der Trainer wird sich seine Gedanken machen", sagte Lizenzspielerkoordinator Sascha Riether.

Mit Blick auf die kommende Spielzeit, in der Schubert wohl zum Stammtorwart befördert werden soll, wäre es zwar ein kluger Schachzug, dem U21-Nationaltorwart auch aktuell weiter das Vertrauen zu schenken. Trotzdem gilt in der Bundesliga das Leistungsprinzip und Saisonziele dürfen nicht durch Einzelschicksale gefährdet werden. Hält Wagner Nübel also weiterhin für den besseren Torwart in Königsblau, wird er ihn wohl trotz seiner Zukunftsentscheidung bis zum Saisonende einsetzen.

Markus Schubert und Alexander Nübel beim Trainingslager in Murcia.
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Markus Schubert und Alexander Nübel beim Trainingslager in Murcia.

Schalke 04: Schubert-Degradierung wäre Gift

Von zahlreichen Anhängern bereits als Verräter betitelt, forderte Sportvorstand Schneider schon in der vergangenen Woche Rückendeckung für den Schlussmann. "Alexander Nübel hat nichts Unrechtes getan. Er erfüllt den Vertrag, den er und der Verein abgeschlossen haben. Er streikt oder klagt sich nicht aus dem Vertrag, alles ist legitim." Statt Pfiffen von den Rängen erwartet Schneider Anerkennung für die Leistungen des künftigen Münchners: "Ohne Alexander Nübel würde Schalke diese Saison vielleicht in der zweiten Liga spielen. Das sollten wir Schalker alle nicht vergessen."

Mit diesen Worten seines Vorgesetzten im Hinterkopf steckt David Wagner nun in einer echten Zwickmühle. Dass er Nübel nicht mehr komplett vertraut, machte der Coach deutlich, indem er ihn zu Beginn der Vorbereitung als Kapitän entmachtete. Dem Selbstvertrauen von Schubert würde eine erneute Degradierung zur Nummer Zwei allerdings einen gehörigen Knacks geben.

Wenn sich durch einen erneuten Wechsel zwischen dem Pfosten allerdings desolate Vorstellungen wie am Samstagabend in München vermeiden lassen, wäre es wahrscheinlich nicht die schlechteste Option, bis Saisonende auf Nübel zu bauen. Schubert hätte Zeit, die wohl turbulentesten Wochen seines bisherigen Fußballerlebens zu verarbeiten, um im Sommer erneut anzugreifen.

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