Fabian Giefer ist Fußball-Torhüter - und großer Motorsport-Fan. Im Interview mit SPOX und Goal erklärt der 29-Jährige die Gründe für seine Leidenschaft und erzählt von seiner aktuellen Autosammlung. Die Rennfahrerlizenz besitzt Giefer bereits, nach der Karriere als Profifußballer will er Rennen fahren.
Außerdem berichtet er von seinem Europa-Trip mit drei Freunden in einem selbst bemalten Fiat Multipla, der für 500 Euro und einen Kasten Bier erworben wurde. Der nächste Trip soll über die alte Seidenstraße durch den Iran bis nach China gehen.
Herr Giefer, haben Sie Lust, über Autos zu reden?
Giefer: Absolut, diese Frage ist Musik in meinen Ohren.
Woher kommt Ihre Leidenschaft für den Motorsport?
Giefer: Ich bin in Adenau geboren, das liegt unweit vom Nürburgring und direkt an der Nordschleife. Insofern habe ich diese Leidenschaft vermutlich im Blut. Genau wie meine Brüder, die auch Feuer und Flamme für den Motorsport sind. Ich habe als Kind nur darauf gewartet, dass ich endlich 18 werde, meinen Führerschein machen darf und losfahren kann.
Wohin ging die erste Ausfahrt?
Giefer: Direkt auf die Nordschleife. Daran kann ich mich noch genau erinnern. Mein Bruder saß neben mir und hat mir die ganze Zeit zugerufen, dass ich ein bisschen vom Gas gehen soll. Aber da war nichts zu machen. Nach dem langen Warten musste ich die Limits austesten.
Auf der Nordschleife darf man einfach mit seinem privaten Auto Runden drehen?
Giefer: Manchmal ist sie wegen Rennen oder Testfahrten von Autofirmen gesperrt, aber ansonsten kann man Touristenfahrten buchen und mit seinem privaten Auto fahren. Wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch bin und die Strecke frei ist, drehe ich immer wieder meine Runden.
Fällt es Ihnen schwer, sich im Straßenverkehr zu zügeln? Wie steht es um Unfälle und Blitzer?
Giefer: Das ist kein Problem für mich. In Düsseldorf hatte ich vor ein paar Jahren einen Unfall, aber der war wegen der geringen Geschwindigkeit nicht so spektakulär. Wann ich das letzte Mal geblitzt wurde, weiß ich gar nicht mehr.
Fabian GieferFabian Giefer: "Fußball war auch ein bisschen alternativlos"
Wollten Sie als Kind Fußballer werden oder Rennfahrer?
Giefer: Fußball war damals schon meine Nummer eins, aber ehrlich gesagt auch ein bisschen alternativlos: Damit ich mit meiner Körpergröße in ein Formel-1-Auto passe, müsste man ganz neue Modelle entwerfen. Die Rennfahrerlizenz habe ich direkt nach meinem normalen Führerschein aber trotzdem gemacht.
Wie läuft das ab?
Giefer: Es sind drei Lehrgänge, die je drei Tage dauern. Zuerst gibt es einen Theorie-Teil, bei dem man die exakten Rennabläufe lernt. Zum Beispiel, welche Fahne was bedeutet. Dann kommt der Praxis-Teil, bei dem einem ein Instructor beibringt, wie man ein Auto zügig, sicher und effizient über eine Strecke bringt. Es geht um Aspekte wie die richtige Reaktion in Extremsituationen, den Umgang mit Nässe, die Suche nach Ideallinien, den Reifenverschleiß. Das ist eine Kunst für sich. Mein Instructor war übrigens Benny Leuchter, der für das Max Kruse Racing Team fährt.
Was für Rennen dürfen Sie mit dieser Lizenz fahren?
Giefer: Es ist die Einsteigerlizenz, die nationale A-Lizenz, mit der ich die untersten Kategorien fahren darf, beispielsweise das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. Um höhere Lizenzen zu bekommen, muss man bei Rennen Punkte sammeln und sich hochfahren.
Sind Sie schon einmal bei einem Rennen mitgefahren?
Giefer: Nein, das geht wegen des Profifußballs leider nicht. Nach meiner Karriere werde ich aber auf jeden Fall bei dem einen oder anderen Rennen mitfahren. Es ist mein Traum, einmal am 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring teilzunehmen. In den vergangenen Jahren wollte ich bei der Fuggerstadt Classic Oldtimerrallye in Augsburg mitfahren, aber die war leider immer an Spieltagen. Bei der Veranstaltung geht es nicht um das Rennfahren, sondern nur um den Spaß am Autofahren. Und ich liebe es, mit alten Autos ohne Hilfsmittel wie Servolenkung zu fahren. Da spürt man das Auto noch.
Hätten Sie denn ein passendes Auto dafür?
Giefer: Ja, da gibt es ein paar Kandidaten. Ich habe schon früh damit angefangen, mir eine Autosammlung zuzulegen. Da ist von alt bis neu mittlerweile alles vertreten: Von einem umgebauten Mini über einen alten Jaguar E-Type bis hin zu einem extrem schnellen McLaren.
Wie viele Autos besitzen Sie insgesamt?
Giefer: Aktuell müssten es acht oder neun sein, die meisten davon sind Oldtimer. Erst vor zwei Tagen habe ich mir einen alten Range Rover gekauft. Der ist aber noch etwas restaurationsbedürftig.
Kümmern Sie sich da selbst drum?
Giefer: Soweit ich das kann, bastle ich schon gerne an meinen Autos herum. Mit Hilfe von YouTube-Tutorials habe ich mir viel selbst beigebracht und bei Fachfragen wende ich mich an meinen Bruder. Er hat Maschinenbau studiert und ist ein Mann vom Fach. Wobei er in seinem Beruf eher mit größeren Maschinen wie Traktoren zu tun hat.
Fabian GieferGiefer: "Wenn die DTM am Nürburgring fährt, bin ich immer vor Ort"
Haben Sie eigentlich ein Traumauto?
Giefer: Ich habe sogar eine ganze Liste mit Traumautos. Mit 18 habe ich damit angefangen, alle Autos zu notieren, die ich später haben will. Einige konnte ich mittlerweile schon abhaken, aber es kommen auch fortlaufend neue dazu.
Also kein absolutes Traumauto?
Giefer: Naja, zwei: Erstens die Eleanor aus dem Film "Gone in 60 Seconds" mit Nicolas Cage und zweitens den Ferrari F40. Als Kind habe ich mit meinen Brüdern oft Quartett gespielt und wer den F40 hatte, war unschlagbar. Das hat sich eingebrannt.
Wie intensiv verfolgen Sie den professionellen Motorsport?
Giefer: Ich schaue mir viele Formel-1- oder DTM-Rennen im Fernsehen an und wenn die DTM am Nürburgring fährt, bin ich immer vor Ort. Dank einiger Freunde darf ich in die Boxen und alles hautnah miterleben. Das finde ich beeindruckend.
Gibt es abgesehen davon eine andere Motorsport-Veranstaltung, bei der Sie gerne mal live vor Ort dabei wären?
Giefer: Das Formel-1-Rennen in Monaco muss schon irgendwann sein. Generell habe ich aber das Riesenglück, dass mit der Nordschleife die tollste Rennstrecke der Welt direkt vor meiner Haustüre liegt. Was Streckenführung, Länge und Beschaffenheit angeht, ist sie nicht zu toppen. Und man weiß beim Fahren nie, was passiert: Manchmal schneit es in der einen Ecke und in der anderen scheint gleichzeitig die Sonne.
Können Sie von Ihrer Motorsport-Leidenschaft irgendwelche Aspekte auf Ihren Job als Torwart übertragen?
Giefer: Schnell Auto zu fahren schult die Konzentrations- und Reaktionsgeschwindigkeit und diese Fähigkeiten helfen einem auch beim Fußball. Die Jobs des Rennfahrers und Torwarts sind generell ähnlich: Wenn man die Konzentration nicht permanent hochhält, gibt es sofortige Folgen - aber natürlich mit unterschiedlicher Tragweite. Beim Motorsport geht es um Leben und Tod, beim Fußball um ein Gegentor.
Hilft Ihnen Ihre Leidenschaft gleichzeitig auch, vom Profifußball abzuschalten?
Giefer: Es tut mir gut, mein Handy wegzulegen, ins Auto einzusteigen und einfach loszufahren. Dann konzentriere ich mich nur auf die Straße und vergesse den ganzen Druck des Profifußballs. Ich glaube übrigens auch, dass mir diese Leidenschaft später beim Umgang mit meinem Karriereende helfen kann.
Inwiefern?
Giefer: Ich habe mal Sven Hannawald kennengelernt, der nach seiner aktiven Skisprungkarriere im Motorsport aktiv war. Er hat mir erzählt, dass es ihm geholfen hat, nach seiner Skisprungkarriere eine Alternative im Motorsport gefunden zu haben. Sportlichen Ehrgeiz haben Profisportler wie er und ich nämlich in sich und der verschwindet mit dem letzten Sprung oder Spiel auch nicht einfach. Insofern ist es wichtig, diesen Ehrgeiz auch danach noch ausleben zu können. Dafür ist der Motorsport eine super Option.
Fabian Giefer erzählt von irrem Europa-Trip im 500-Euro-Fiat
Sie haben schon davon erzählt, dass Sie nach Ihrer aktiven Karriere am 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring teilnehmen wollen. Haben Sie noch andere Pläne?
Giefer: Es gibt die sogenannte Allgäu Orient Rallye. Da muss man mit dem Auto vom Allgäu bis nach Baku fahren und dabei einige Regeln beachten: Das Auto darf nicht mehr als 1100 Euro gekostet haben und man darf auf dem Weg in keinen Hotels übernachten. Der Sieger bekommt ein lebendiges Kamel. Da würde ich mit ein paar Freunden gerne teilnehmen. Ein erstes Training haben wir dafür sogar schon gemacht.
Erzählen Sie!
Giefer: Im Sommer vor vier Jahren habe ich mit Fortuna Düsseldorfs Kapitän Oliver Fink und zwei anderen Freunden einen kleinen Europa-Trip gemacht. Das war eine wilde Aktion. Zunächst haben wir beschlossen, uns für die Maximalsumme von 500 Euro ein Auto zu besorgen. Es sollte unbedingt ein Fiat Multipla sein, weil das - wie wir alle wissen - das mit Abstand hässlichste Auto der Welt ist. Also haben wir bei eBay gesucht und jemanden aus dem Ruhrpott gefunden, der seinen verkaufen wollte. Preislich mussten wir etwas nachverhandeln: Am Ende haben wir uns auf 500 Euro und einen Kasten Bier geeinigt.
Welche Marke?
Giefer: Traugott Simon.
Wie ging es weiter?
Giefer: Erst haben wir ihn komplett eingefärbt, vorne Flammen und über das Fiat-Logo ein BMW-Logo gemalt. Dann sind wir ohne Ziel einfach losgefahren. Wir wollten uns treiben lassen und die Route spontan entscheiden.
Und?
Giefer: Wir waren Freunde in Wien besuchen, dann ging es über Bratislava weiter nach Budapest. Dort haben wir überlegt, nach Athen zu fahren. Aber da auf der Strecke schlechtes Wetter angesagt war, sind wir stattdessen über Zagreb nach Split an die kroatische Küste gereist. Dort haben wir zunächst am Strand übernachtet. Das war aber ein bisschen unkomfortabel: Einerseits, weil es ein Steinstrand war, und andererseits, weil in der Früh ein Strandwärter kam und uns verjagt hat. Zum Glück haben wir auf einer kleinen Insel ein nettes Gästehaus gefunden, wo wir bei einer unfassbar gastfreundlichen Familie ein paar Tage verbracht haben. Dann sind wir über Venedig und Zürich zurückgefahren.
Fabian Giefer: "Auf einem Schotterweg in Kroatien ist uns der Querlenker gerissen"
Wie war das allgemeine Feedback auf das Auto?
Giefer: In Kroatien haben uns ein paar Polizisten aufgehalten. Als sie unser Auto mit dem BMW-Logo aus der Nähe sahen, haben sie sich zehn Minuten kaputtgelacht. Dabei haben sie offenbar komplett vergessen, dass sie uns eigentlich kontrollieren wollten. Wir durften jedenfalls einfach weiterfahren.
Gab es bei dem Trip weitere nennenswerte Vorkommnisse?
Giefer: Auf einem Schotterweg in Kroatien ist uns der Querlenker gerissen. Wir haben dann mitten auf der Straße damit begonnen, das Ding zu reparieren. Nach zehn Minuten waren alle Nachbarn da und haben mitgeholfen. Jeder hat auf halb kroatisch und halb englisch erklärt, was zu tun ist. Auto-Pannen verbinden Menschen.
Wohin geht der nächste Trip?
Giefer: Abgesehen von der Allgäu Orient Rallye haben wir uns nach dem Europa-Trip vorgenommen, mit der gleichen Belegschaft die alte Seidenstraße über den Iran nach China zu fahren. Mein Cousin hat das mal mit dem Fahrrad gemacht und war begeistert. Ich will das unbedingt mit dem Auto machen und habe auch schon beim ADAC angerufen und gefragt, was es zu beachten gilt. Als Tipp sagte der Mitarbeiter: "Informieren Sie sich vorher, ob der Kraftstoff, den Ihr Auto braucht, in allen Ländern verfügbar ist."