Kai Havertz vorerst nicht von Bayer Leverkusen zum FC Bayern: Seine Transfer-Optionen im Check

Von Kerry Hau, Ignasi Oliva, Nizaar Kinsella, Romero Agresti und Naim Beneddra
Kai Havertz steht noch bis 2022 bei Bayer Leverkusen unter Vertrag.
© getty

Kai Havertz zählt zu den begehrtesten Offensiv-Talenten in Europa. Der FC Bayern hat in Person von Ehrenpräsident Uli Hoeneß aber Abstand von einer Verpflichtung des 20-Jährigen in diesem Sommer genommen. Welche Wechsel-Optionen bleiben Havertz in Zeiten von Corona noch? Oder ergibt ein weiteres Jahr bei Bayer Leverkusen sogar mehr Sinn als ein Transfer?

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DEUTSCHLAND: "Ein Verbleib bei Bayer würde Sinn ergeben"

Kerry Hau (Reporter FC Bayern und DFB-Team):

Spätestens nach den Aussagen von Hoeneß im BR-Rundfunk ist klar, dass sich die Münchner Führungsriege in diesem Jahr auf einen Transfer von Leroy Sane besinnt und aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Gesamtsituation durch die Corona-Pandemie, aber auch wegen des unter Trainer Hansi Flick wieder erstarkten Thomas Müllers keinen Bedarf für eine weitere kostspielige Offensiv-Verstärkung sieht. Die Hoffnung der Bayern-Bosse: Havertz bleibt noch ein Jahr in Leverkusen und kommt 2021, um allmählich in die Fußstapfen des dann 31 Jahre alten Müllers zu treten. Ein Verbleib bei der Werkself - vorausgesetzt sie qualifiziert sich für die Champions League - würde für Havertz Sinn ergeben.

Man muss bedenken: Er ist erst 20 und mit seiner Entwicklung noch lange nicht am Ende, wie seine schwankenden Leistungen in der Hinrunde gezeigt haben. Gerade unter dem als Talentförderer bekannten Bayer-Coach Peter Bosz könnte sich Havertz vor allem in Sachen Taktik und Führungsqualitäten weiterentwickeln. Unter dem Niederländer hat er alle Freiheiten und ist in seinem Alter sogar schon einer der Kapitäne. Welcher Klub könnte ihm das sonst bieten?

Sollte er doch schon 2020 wechseln und Leverkusen ihn lieber zwei statt ein Jahr vor Vertragsende abgeben wollen, dürfte Borussia Dortmund sicher keine allzu schlechten Karten bei ihm haben. Die unter Lucien Favre praktizierte Spielphilosophie des BVB passt zu Havertz, zumal mit Julian Brandt einer seiner besten Freunde bei den Schwarz-Gelben unter Vertrag steht. BVB-Sportdirektor Michael Zorc ist ein großer Fan von Havertz und würde sich wohl um ihn bemühen, wenn Jadon Sanchos Wechselwunsch Realität wird. Aber auch nur dann. Ansonsten könnte Dortmund die am dreistelligen Millionenbereich kratzende Ablösesumme für den Nationalspieler nicht aufbringen.

SPANIEN: "Havertz zu Real oder Barca? Schwer vorstellbar"

Ignasi Oliva (Reporter FC Barcelona):

Deutsche Talente sind in Spanien sehr beliebt und allein deshalb taucht der Name Havertz immer wieder in Verbindung mit Real Madrid und dem FC Barcelona auf. Allerdings sieht keiner der beiden Klubs einen Transfer des Leverkuseners aktuell als Priorität an. Das könnte sich bei den Madrilenen bis zum Beginn der Transferperiode ändern, weil sie noch keinen klar definierten Transfer-Plan für diesen Sommer haben. Viel hängt davon ab, wie die restliche Saison verläuft und ob Präsident Florentino Perez in der wirtschaftlich komplizierten Phase zu einem Top-Transfer bereit wäre.

Man darf nicht vergessen: Perez hat einen Narren an PSG-Star Kylian Mbappe gefressen und arbeitet auf dessen Verpflichtung im Sommer 2021 hin. Außerdem herrscht bei Real nicht gerade Bedarf auf Havertz' Position. Dem aktuell an Real Sociedad ausgeliehenen Martin Ödegaard wird zugetraut, zum Spielmacher der Zukunft zu avancieren. Und es gibt ja auch noch Marco Asensio, einen weiteren jungen Offensiv-Allrounder, der nach seinem Kreuzbandriss zu Saisonbeginn auf sein Comeback hinarbeitet.

Barca hingegen möchte mit Juventus-Profi Miralem Pjanic einen erfahreneren und defensiver denkenden Stabilisator fürs Mittelfeld verpflichten. Außerdem dürfte ein hoher zweistelliger Millionenbetrag für Wunschstürmer Lautaro Martinez von Inter Mailand fällig werden, mit dem der Klub bereits sehr weit ist. Mit Havertz und Barca könnte es nur etwas werden, sollte der Pjanic-Transfer scheitern und Leverkusen bereit sein, den einen oder anderen aussortierten Spieler in den Havertz-Deal zu verrechnen, um dessen Ablösesumme zu senken. Ein verzwicktes Unterfangen, weshalb ein Wechsel von Havertz nach Spanien in diesem Sommer derzeit als "schwer vorstellbar" einzustufen ist.

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