Danach ließen Sie ihre Karriere bei Union Bergen ausklingen. Wie kam es dazu und macht Ihnen das Spielen mit Amateuren nach vielen Jahren Profifußball noch Spaß?
Wosz: Ein Freund fragte mich, ob ich es mir vorstellen könnte, in der siebten Liga zu spielen. Ich meinte dann, dass ich es mir mal anschaue, aber nicht zum Training kommen werde. Als ich dann tatsächlich kam, dachten alle, das wäre ein Aprilscherz. Bis heute spiele ich aber dort und es macht mir Spaß. Ich spiele aber auch noch bei Benefiz-Spielen mit. Vor zehn Jahren habe ich zum Beispiel mit Horst Eckel noch auf dem Platz gestanden, dem letzten Weltmeister von 1954. Das war schon toll.
Dariusz Wosz: Das ist meine Traum-Elf
Sie können auf eine lange und ereignisreiche Karriere zurückblicken mit zahlreichen Mitspielern. Wenn Sie nun eine letzte Elf aus Ihrer aktiven Spielzeit nominieren müssten, wer wäre mit dabei?
Wosz: Das ist gar nicht so einfach. Im Tor wäre Oliver Kahn. Er war der weltbeste Torwart meiner Generation. Linksverteidiger wäre Thomas Reis, mit ihm durfte ich in Bochum ein Zimmer teilen. In der Mitte würde ich mich für Tomasz Wałdoch, einem harten, aber immer fairen Spieler, und Jo Simunic entscheiden. Mit den beiden im Zentrum würde man nie Probleme bekommen. Der letzte in der Viererkette wäre Thomas Stickroth. Er war ein kleiner Brasilianer, dank seiner Übersteiger. (lacht)
Eine sehr interessante Mischung in der Verteidigung ...
Wosz: Im Mittelfeld wäre Sebastian Deisler gesetzt - ein toller Mensch. Ich hoffe, dass man sich irgendwann wiedersieht. Daneben Jörg Schwanke, weil er mich immer beschützt hat und mir speziell in meiner Anfangszeit in Bochum sehr geholfen hat. René Tretschock würde ich im linken Mittelfeld aufstellen. Mit ihm habe ich in Halle das Fußballspielen erlernt und er ist über die Jahre ein guter Freund geworden. Auf der rechten Seite entscheide ich mich für Paul Freier. Er hatte ein unglaubliches Durchsetzungsvermögen.
Dann bleiben noch zwei Angreifer offen.
Wosz: Genau! Da setze ich auf die Chaoten, mit denen ich mir in Berlin bei der Nationalmannschaft der DDR ein Zimmer teilen durfte - Thomas Doll und Andreas Thom. Dolli war dabei der verrücktere, der immer raus wollte. Da ging auch mal um zwölf Uhr nachts das Licht an, beide waren schon angezogen und wollten losziehen. Nur ich wollte nicht mit, da am nächsten Tag Abflug war. Sie waren aber auch super Fußballer und haben sehr viele Tore geschossen.
Sie waren nach Ihrer Profikarriere auch als Trainer aktiv, unter anderem lange in der U19. Was hat Sie speziell an dieser Aufgabe gereizt?
Wosz: Es war einfach der Aspekt, dass ich den jungen Spielern noch Dinge mitgeben wollte. Meine eigene Ausbildung im Osten war sehr gut in den drei Bereichen Kondition, Technik und Taktik und extrem wichtig für meine Karriere. Ich wollte den Jungs die einfachen Dinge vermitteln, zum Beispiel wie ich den Ball hinlege bei einem Freistoß. Dass man ihn eben nicht einfach hinwirft und dann schießt, sondern ihn bewusst hinlegt und einen Punkt fixiert. Ich hatte Spieler dabei wie Ilkay Gündogan, Leon Goretzka, Lukas Klostermann oder Kevin Vogt, die heute in der ersten Liga aktiv sind.
Dariusz Wosz: "Mit Ilkay Gündogan und Leon Goretzka habe ich heute noch Kontakt"
Haben Sie mit diesen Spielern heute noch Kontakt?
Wosz: Mit Ilkay und Leon habe ich bis heute guten Kontakt. Das freut mich sehr, dass der nicht abgerissen ist. Das ist nicht selbstverständlich. Was die zum Teil schon erreicht haben, davon habe ich immer geträumt. Dass Leon dann bei einem Kaffee in Bochum zu mir sagt: 'Du Blinder, so einen Freistoß habe ich von dir gelernt!' - das ist einfach toll.
Sie sind jetzt Markenbotschafter beim VfL Bochum. Wie kam es dazu?
Wosz: Davor war das ja Ata Lameck, der in seiner Generation sehr erfolgreich war mit über 500 Bundesliga-Spielen. Der Verein brauchte allerdings auch jemand jüngeres. (lacht) Bei Presseterminen, bei Benefiz-Spielen - man verbindet mich immer mit dem VfL Bochum. Daher bin ich in dieser Funktion gerne weiter für diesen Verein tätig.