Sogar der deutsche Branchenprimus haben wegen der ausbleibenden Zuschauer-Rückkehr massive finanzielle Probleme. Die Gehälter würden zwar wieder "normal" bezahlt, "aber wir werden in diesem Geschäftsjahr kämpfen müssen. Ich schließe nicht aus, dass wir zum ersten Mal in meinen 19 Jahren als Vorstandsvorsitzender Verlust machen", sagte Rummenigge (65).
Sollte der Champions-League-Sieger bis zum Saisonende vor leeren Rängen spielen müssen, erwarte er "rund 100 Millionen Euro Mindereinnahmen. In ganz Europa verliert jeder Klub zwischen 50 und in der Spitze 200 Millionen Euro in einer Saison, die er ohne Zuschauer spielen muss. Wie lange das ein Fußball-Klub aushält, das kann man sich an fünf Fingern abzählen."
Rummenigge: "Einige Klubs sind insolvenzgefährdet"
Schon jetzt seien hierzulande Gerüchten zufolge "einige Klubs insolvenzgefährdet". Sollte die Saison in Folge einer zweiten Welle sogar abgebrochen werden müssen, würden dies "mehrere Bundesligisten nicht überleben", sagte er: "Mehrere! Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bundesliga in der jetzigen Form dann noch in der Zukunft weiterbestehen könnte."
Schlimmer als die finanziellen seien aber die Folgen für den Stellenwert des Sports. "Ich mache mir größte Sorgen um die Fußball-Kultur. Wenn wir nicht bald wieder Fans in den Stadien haben, dann befürchte ich, wird der Fußball großen Schaden erleiden." Am meisten Sorgen bereite ihm, dass die Zuschauer entwöhnt werden könnten und auch nach Corona nicht wiederkommen.
Rummenigge hatte daher eine bundesweit einheitliche Regelung gefordert: Zum einen brauche es einen Stichtag zur Messung des Inzidenzwertes. "Sinnvoll erscheint mir hier analog zum DFL-Konzept der Montag der jeweiligen Woche", erklärte er. Zum anderen wünscht sich der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern einheitliche Regelungen dazu, welche Kreise bei der Messung des Inzidenzwertes zu Rate gezogen werden.
"Auch hier erscheint mir die DFL-Lösung schlüssig: Standort des Stadions plus angrenzende Landkreise, da auch die Fans vorwiegend aus diesen Gebieten ins Stadion kommen", befand Rummenigge. In München wird aktuell nur das Stadtgebiet berücksichtigt. "Aber bei uns kommen maximal 20 Prozent der Zuschauer aus der Stadt München", klagte der frühere Nationalspieler.
Sonderrolle für den Fußball? Rummenigge: "Mit diesem Märchen können wir aufräumen"
Auch an der Politik übte Rummenigge vor dem Hintergrund der uneinheitlichen Regelungen Kritik: "Ich werfe niemandem etwas vor, aber ich habe das Gefühl, dass der Rote Faden zwischen Fußball und Politik etwas verloren gegangen ist", sagte er. "Beim Re-Start hieß es manchmal, der Fußball habe eine Sonderrolle. Zumindest mit diesem Märchen können wir jetzt ein für alle Mal aufräumen."