Baustelle 2: Reifeprozess mit Tücken
Mit sechs Siegen aus sieben Spielen in allen Wettbewerben hatte sich der BVB zuletzt überaus stabil präsentiert. Die einzige Niederlage resultierte aus dem spannenden Kräftemessen mit dem Branchenprimus, und selbst beim Duell mit dem FC Bayern waren die Dortmunder zum ersten Mal seit Herbst 2018 nicht chancenlos.
Vergessen der frühe Blackout in der Champions League bei Lazio Rom, vergeben der Ausrutscher zu Saisonbeginn in Augsburg. "Die Mannschaft hat einen guten Spirit. Der Fokus ist da", ließ sich Sportdirektor Michael Zorc erst vor wenigen Tagen im Kicker zu einem Lob für Team und Trainer hinreißen. Offenbar zu früh.
Es ist weiter möglich, Dortmund mit schlichten Aufgaben zu überfordern. Augsburgs Mittel war der nicklige Fight, auf den vor allem Dortmunds Youngster keine Antwort hatten. Kölns Vakzine für den erwarteten Angriffswirbel war, neun Kilometer Laufwege mehr zu investieren und die Räume derart zu verdichten, dass für Goalgetter Haaland alle Wege versperrt sind. Ach ja, und Eckstöße.
Die Art und Weise der Köln-Pleite lässt vermuten, dass der BVB weiter nicht vor Rückschlägen gefeit ist. Der Reifeprozess ist längst nicht abgeschlossen, und damit sind nicht die Jungstars gemeint: Vor allem den Routiniers gab die jüngste gute Phase nicht die nötige Selbstsicherheit, Widerständen zu trotzen und auch mal die berüchtigten "dreckigen" Siege einzufahren, für die Konkurrent München gefürchtet ist.
Durch die dritte Pleite der Saison droht der BVB nicht nur Bayern aus dem Blick zu verlieren. Leipzig ist vorbeigezogen, Leverkusen könnte folgen und von hinten drängen Wolfsburg, Union Berlin (!) und Gladbach.
Die gute Nachricht: Trotz aller Rückschläge lässt sich der positive Gesamttrend bei Jungstars wie Haaland, Reyna oder Bellingham nicht übersehen. Im Tempo der jüngeren Vergangenheit konnte das einfach nicht weitergehen. Die andere gute Nachricht: Bei Marco Reus und Jadon Sancho liegt gerade unfassbar viel Potenzial brach - irgendwann werden auch sie wieder glänzen.