BVB-Wechsel: Die Perspektive von Marco Rose
Wie die Bild berichtet, soll Rose bei der Verkündung seines Wechsel gegenüber der Gladbacher Mannschaft erklärt haben, dass er im Alter von 55 oder 60 Jahren nicht mehr als Trainer arbeiten möchte. Daher wage er nun den nächsten Schritt.
Auch wenn es die laufende Saison nicht hergibt, ist Borussia Dortmund aber genau das: die nächsthöhere Kategorie und die größere Aussicht auf einen Titelgewinn. Der BVB ist finanziell besser ausgestattet als die Fohlen, hat einen nominell stärker besetzten Kader und spielt regelmäßig in der Champions League - wobei Rose in seiner ersten Saison bei den Westfalen nach aktuellem Stand womöglich auf Letzteres verzichten muss.
Hinzu kommt eine emotionale Komponente: Sollte es die Pandemie-Lage eines Tages wieder erlauben, wird Rose die Heimspiele in einem Stadion mit über 80.000 Zuschauern coachen. Das Gesamtpaket BVB ist und bleibt schlicht reizvoll. Es ist daher nachvollziehbar, dass der 44-Jährige dem Ruf der anderen Borussia erliegt. Erst recht, wenn er seine Trainerkarriere bereits jetzt zeitlich eingrenzen möchte.
Ein solcher Wechsel ist zudem auch immer eine Frage des Timings. Dortmund sucht eben genau jetzt, Dortmund will Rose, der hat eine Ausstiegsklausel und in Gladbach nach seiner ersten Saison mit der Qualifikation zur Champions League bereits Historisches erreicht - in einem solchen Fall können es sich beide Parteien nicht erlauben, auf Zeit zu spielen und noch eine Saison ins Land ziehen zu lassen.
BVB wird für Marco Rose eine Herkulesaufgabe
Allerdings: Rose soll seinem Team auch erklärt haben, er wolle in Gladbach nichts Langfristiges aufbauen. Genau diese Arbeit stünde nun aber in Dortmund an, wenngleich ein solides Fundament bereits vorhanden ist. Doch nach aktueller Gemengelage wird der BVB für Rose eine Herkulesaufgabe, in zweierlei Hinsicht.
Einerseits fußballerisch-taktisch: Rose muss nachweisen, dass er sich als Trainer noch weiterentwickeln und auf dem höheren Niveau in Dortmund mit all seinen Begleiterscheinungen arbeiten kann. In Gladbach hakte es in dieser Spielzeit auch deshalb, weil Roses Team dieselben Probleme gegen tief stehende Gegner aufweist wie der BVB. Auch die zahlreichen späten Gegentore, die eine bessere Platzierung der Fohlen verhinderten, gehören zu Teilen in Roses Verantwortungsbereich.
Dazu kommt, dass die Planbarkeit aufgrund der Corona-Krise, vor allem jedoch wegen des unklaren Saisonausgangs der Schwarzgelben, erschwert ist. Dortmund leidet wirtschaftlich stark unter den Auswirkungen der Pandemie. "Die Teilnahme an der Champions League hat einen gehörigen Einfluss darauf, wie du die nächste Saison planen kannst. Insofern haben wir da natürlich das eine oder andere Fragezeichen", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc kürzlich.
Zwar wird der BVB mit Rose bereits im Austausch bezüglich der kommenden Spielzeit stehen und dabei alle Eventualitäten berücksichtigen. Inwiefern jedoch die unterschiedlichen Szenarien am Ende umsetzbar sein werden, steht auf einem anderen Blatt. Klar ist: Rose wird sich in Dortmund nicht ins gemachte Nest setzen können, bereits bei seinem Einstieg kommen erste Hindernisse auf ihn und den Klub zu.