Zwischen 2009 und 2017 spielte Adrian Ramos in der Bundesliga, heute lässt der kolumbianische Angreifer seine Karriere bei seinem Heimatklub America de Cali ausklingen. Im Interview mit SPOX und Goal blickt er insbesondere auf seine Zeit bei Hertha BSC und dem BVB zurück.
Der 35-Jährige erklärt, weshalb er Lucien Favre auf ewig dankbar sein wird, warum er mehr Spaß unter Thomas Tuchel als unter Jürgen Klopp hatte und was ihn dazu brachte, einen falschen Adrian Ramos zu seiner theoretischen Führerscheinprüfung zu schicken. Außerdem spricht der ehemalige Nationalspieler über sein seltsames China-Abenteuer, das nie Realität wurde, und Gehaltszahlungen in bar.
Herr Ramos, Sie lassen Ihre Laufbahn dort ausklingen, wo sie begann: in Ihrer Heimat. Gibt es ein besseres Karriereende für einen Fußballer?
Adrian Ramos: Nein, zumindest nicht für einen wie mich, der so viele Jahre so weit weg von seinem Zuhause war. Wieder hier in Kolumbien zu sein, in der Nähe meiner Familie und Freunde, das ist unbezahlbar. Ich genieße mein Leben und jede Sekunde auf dem Platz. Aber bitte kommen Sie mir nicht mit dem Wort "Karriereende". Ich bin mit meinen 35 zwar nicht mehr der Schnellste, aber für ein paar Jahre wird's noch reichen.
Und danach?
Ramos: Will ich dem Fußball verbunden bleiben. Es geht nicht ohne. Trainer oder Sportdirektor werden - das wünsche ich mir für die Zukunft. Aber Schritt für Schritt.
In Südamerika ist Fußball mehr eine Lebenseinstellung als eine Sportart. Ist Ihre Geschichte vergleichbar mit der des typischen Straßenkickers, der sich aus dem Armenviertel ins Profigeschäft gekämpft hat?
Ramos: Nein, auf keinen Fall. Ich bin außerhalb von Cali aufgewachsen, weg von den üblichen Großstadtproblemen. In dem Dorf, in dem ich groß geworden bin, war es immer ruhig. Ich hatte eine behütete Kindheit, frei von Kriminalität und Existenzängsten, und konnte in meiner Freizeit einfach nur Fußball spielen. Anfangs habe ich mit ein paar Schulkumpels gekickt, bis mich zwei Jungs mit zu einem Verein aus der Nähe genommen haben. Das hat so gut geklappt, dass ich irgendwann in der Nachwuchsabteilung von America de Cali gelandet bin.
IMAGO / LatinpressAdrian Ramos über America de Cali: "Kein eigenes Bankkonto"
America de Cali zählt nicht nur wegen seiner 14 Meistertitel zu den berühmtesten Klubs Kolumbiens. In den Siebzigern und Achtzigern war der Klub eng mit dem Cali-Kartell verbandelt, profitierte von dem Geld der Kokainbosse Gilberto und Miguel Rodriguez. Nach deren Verhaftung Mitte der Neunziger geriet der Verein in den Fokus der US-Justiz, wurde über Jahre hinweg finanziell massiv eingeschränkt und kontrolliert. War das auch noch 2004, zu Ihrer Anfangszeit als Profi, zu spüren?
Ramos: Ja, damals waren die Ticketschalter die einzige Einnahmequelle des Vereins. Weniger Zuschauer bedeutete also weniger Geld für uns Spieler. Es gab keine Sponsoren, keine staatlichen Zuschüsse. Der Verein hatte nicht mal ein eigenes Bankkonto. Wir Spieler wurden in bar bezahlt. Heute unvorstellbar.
Der Klub hat sich auch dank des einen oder anderen Spielerverkaufs wirtschaftlich erholt. Sie zum Beispiel wechselten im Sommer 2009 für umgerechnet zwei Millionen Euro zu Hertha BSC. Wie kam Ihr Kontakt zu den Berlinern überhaupt zustande?
Ramos: Mein Berater war gut in Deutschland vernetzt und hat mich dort seit 2008, als wir mit America den kolumbianischen Meistertitel geholt haben, immer mal wieder bei ein paar Vereinen empfohlen. Irgendwann hieß es dann, dass Hertha BSC an mir interessiert sei. Die Chancen auf einen Wechsel waren zunächst aber gering.
Warum?
Ramos: Mir wurde klar gesagt, dass ich nur eine Alternative zu einem anderen Stürmer sei. Ich weiß bis heute nicht, welcher Stürmer das war. Aber augenscheinlich hatte die Hertha damals nicht das nötige Geld, um diesen Spieler zu verpflichten. Also wurde ich es.
IMAGO / ContrastWie dachten Sie darüber?
Ramos: Im ersten Moment war ich weniger begeistert. Verstehen Sie mich nicht falsch: Jeder Junge aus Kolumbien träumt davon, sich in einer europäischen Top-Liga zu beweisen. Doch mit der Bundesliga konnten viele nichts anfangen. Ich persönlich kannte Hertha zwar durch Marcelinho, den Brasilianer. Aber mein Wunschziel war Spanien. Wegen der Sprache, der Kultur und des Wetters. Ich habe mir vor meiner Reise nach Berlin gedacht: "Du machst das mit Deutschland jetzt, siehst aber zu, dass du schnell nach Spanien kommst."
Am Ende blieben Sie siebeneinhalb Jahre, fünf davon in Berlin.
Ramos: Paradox, ich weiß. Doch auch wenn ich am Anfang der Meinung war, in einer anderen Welt zu sein und bei null anfangen zu müssen: Meine Familie und ich haben uns in Deutschland verliebt. Wir haben dort so viele herzliche Menschen kennengelernt, die Freunde geworden sind. Das hätte ich nie gedacht. Außerdem hat die Bundesliga mich vom ersten Tag an gefesselt. Gerade in meinen ersten Jahren bei der Hertha konnte noch jeder jeden schlagen. Das war faszinierend - genauso wie die Stimmung in den Stadien. Ich wollte dort nicht mehr weg.
Adrian Ramos: Hertha BSC? "Wie eine Achterbahnfahrt"
Bei der Hertha regierte damals wie heute überwiegend das Chaos. Sie stiegen mit dem Verein zweimal ab und wieder auf, arbeiteten mit insgesamt acht Trainern zusammen.
Ramos: Meine Zeit bei der Hertha war wie eine Achterbahnfahrt. So viele Höhen, so viele Tiefen. Keine Stabilität. Dafür ständige Unruhe. Im Nachhinein bin ich dankbar, das alles erlebt zu haben, denn dadurch habe ich gelernt, mit Rückschlägen umzugehen. Auch, wenn ich sowohl nach dem ersten als auch nach dem zweiten Abstieg wegwollte.
Warum wurde daraus nichts?
Ramos: Die Hertha wollte mich nicht gehen lassen. Ich war natürlich sauer, weil ich einige Angebote aus der Bundesliga hatte. Aber ich habe den Standpunkt des Vereins respektiert und mich abgesehen davon auch in der Mannschaft wohlgefühlt. Wir waren eine tolle Truppe mit vielen coolen Typen. Die Brasilianer Cicero und Raffael zum Beispiel, die mir sehr bei meiner Eingewöhnung geholfen haben. Oder Fabian Lustenberger und Steve von Bergen, zwei herausragende Persönlichkeiten, die einem im Training gezeigt haben, wie der Hase läuft. Wer da nicht mitgezogen hat, hat das zu spüren bekommen - mal verbal, mal mit einer Grätsche.
IMAGO / MISWelche Ihrer vielen Hertha-Trainer bleibt Ihnen besonders in Erinnerung?
Ramos: Markus Babbel. Der war nett und doch streng, hat vielen Spielern mental unglaublich geholfen. Rein fußballerisch habe ich unter Jos Luhukay wohl am meisten dazugelernt.
Und Lucien Favre?
Ramos: Ach, der Herr Favre. Ein fantastischer Trainer und ein noch fantastischerer Mensch, wirklich. Schade, dass er nur ein paar Wochen nach meinem Wechsel zur Hertha gefeuert wurde. Aber ich werde ihm auf ewig dankbar sein, denn ohne ihn wäre ich vermutlich nie in der Bundesliga gelandet. Er hat sich am meisten für meine Verpflichtung eingesetzt und an mich geglaubt. Das hat sich dann auch später noch einmal bestätigt, als er mich unbedingt zu Borussia Mönchengladbach holen wollte. Leider hatte die Hertha etwas dagegen. Ich hätte gerne länger mit Herrn Favre zusammengearbeitet.
Adrian Ramos: "Preetz hat oft sehr nervös gewirkt"
Klingt, als seien Sie nicht besonders gut auf die damalige sportliche Leitung um Michael Preetz zu sprechen.
Ramos: Es war schwierig für mich, mit Herrn Preetz warm zu werden - gerade am Anfang, als ich kein Wort Deutsch verstanden habe. Er hat auf mich oft sehr nervös gewirkt. Mit der Zeit wurde unser Verhältnis aber besser und wir sind am Ende auch sehr freundschaftlich auseinander gegangen. Trotzdem: Die Unruhe der Verantwortlichen hat sich eigentlich in all den Jahren durch den Verein gezogen. Das war schade. Mit einem stabileren Umfeld hätten wir auch sicher erfolgreicher sein können.
Ihre Zeit in Berlin war nicht nur sportlich turbulent. Es gab da auch ein privates Scharmützel.
Ramos: Ich kann mir denken, worauf Sie hinaus wollen.
Dann erzählen Sie doch mal, wie Sie im Mai 2014 auf die Idee kamen, einen falschen Adrian Ramos zu Ihrer theoretischen Führerscheinprüfung zu schicken.
Ramos: Wissen Sie, ich hatte ja schon den Führerschein in Kolumbien gemacht und war ein einwandfreier Autofahrer. Nach meinem Wechsel zur Hertha hat man mir dann aber mitgeteilt, dass meine Lizenz in Deutschland maximal sechs Monate gültig sei und ich danach erneut Prüfungen ablegen müsse.
IMAGO / Bernd KönigAdrian Ramos: Führerschein? "Scheiße, das packst du nie"
Das ist typisch deutsch, Herr Ramos.
Ramos: Und auch gut so! Denken Sie etwa, in Kolumbien wird genauso Auto gefahren wie in Deutschland? Natürlich nicht. Die Deutschen sind sehr verantwortungsbewusst, das gefällt mir. Aber damals habe ich das natürlich anders gesehen. Ich war genervt und wollte einfach nur Auto fahren. Stattdessen musste ich für diese Prüfung lernen. Doch ich konnte mit all diesen Zetteln beim besten Willen nichts anfangen und habe nur gedacht: "Scheiße, das packst du nie."
Und dann?
Ramos: Habe ich mich entweder mit dem Taxi oder von einem Kumpel aus Kolumbien, den ich in Berlin kennengelernt habe, zum Training fahren lassen. Jahrelang. Können Sie sich vorstellen, wie ätzend so etwas ist? Wenn man eigentlich weiß: Man kann fahren, darf es aber nicht ...
Und dann kamen Sie eines Tages auf die Idee, sich für die Theorieprüfung anzumelden, aber jemand anderen unter Ihrem Namen dorthin zu schicken.
Ramos: Dazu möchte ich nichts sagen.
Ihre Mitspieler haben Sie sicher damit aufgezogen.
Ramos: Und wie! Das sind halt so Fehler im Leben, die man niemals gemacht haben möchte.
Zumindest hat das mit dem Führerschein dann ja noch in Dortmund geklappt. Dafür lief es dort mit dem Toreschießen nicht so gut wie in Berlin. In 79 Einsätzen für den BVB gelangen Ihnen 19 Tore, nachdem Sie für die Hertha in 176 Spielen 65-mal getroffen hatten. Kam der Schritt zu einem Topklub mit 28 möglicherweise zu spät?
Ramos: Das weiß ich nicht. Wäre meine Zeit in Dortmund erfolgreich verlaufen, würden Sie mir diese Frage jetzt nicht stellen. Aber klar, bestenfalls geht man mit 23 oder 24 zu einem Topklub, um sich noch etwas zu entwickeln und auch mal ein paar Fehler zu machen. Wenn man mit 28 zu einem solchen Klub geht und nicht sofort abliefert, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass langfristig mit einem geplant wird.
Warum kamen Sie in ihren zweieinhalb Jahren in Dortmund so selten über die Rolle des Backups hinaus?
Ramos: Die Konkurrenz war natürlich eine andere als in Berlin. Pierre-Emerick Aubameyang hatte einen wahnsinnigen Lauf. Aber ich habe mich gerade in meiner zweiten Saison, also seit der Ankunft von Thomas Tuchel, sehr wohl beim BVB gefühlt. Tuchel hat mir vertraut und ich habe dieses Vertrauen mit Toren zurückgezahlt.
Wie war Ihr Verhältnis zu Tuchels Vorgänger Jürgen Klopp?
Ramos: Am Anfang gut. Er wollte mich ja auch unbedingt in seiner Mannschaft haben. Aber Sie wissen ja, was das für eine Saison war.
Adrian Ramos über Klopp: "Mache ihm keinen Vorwurf"
Die, in der Dortmund auf Platz 17 überwinterte. Schon komisch, wenn man von der häufig abstiegsgefährdeten Hertha zu einem Titelaspiranten wechselt, um mit diesem dann auch um den Klassenerhalt zu kämpfen, oder?
Ramos: Ich habe gedacht, ich sei im falschen Film oder irgendein Fluch liege auf mir. Die Saison war eine Katastrophe. Leider habe ich nach ein paar Spielen zu Beginn kaum noch gespielt. Klopp hat anderen Spielern mehr vertraut.
Mit welcher Begründung?
Ramos: Ich würde nicht gut genug trainieren. Einmal hat er mich sogar aus sportlichen Gründen aus dem Kader gestrichen. Das war bitter.
IMAGO / DeFodiAber berechtigt?
Ramos: Ich habe es als ungerecht empfunden, schließlich war ich nicht der einzige Spieler mit Formschwankungen. Ja, es gibt Tage, an denen man selbst im Training nicht das Tor trifft. Bin ich deswegen ein schlechterer Spieler? Nein. Es geht um Vertrauen. Und auch wenn ich sehr viel unter Klopp gelernt habe: Sein Vertrauen habe ich nur zu Beginn gespürt.
Gut für Sie, dass es Klopps letzte Saison beim BVB war - und Tuchel übernahm.
Ramos: Es gehört zum Fußball dazu, dass man zu dem einen Trainer einen besseren Draht hat als zu dem anderen. Ich mache Klopp keinen Vorwurf, die Saison war auch für ihn sehr hart. Aber ja: Mit Thomas waren Spaß- und Lernfaktor für mich wesentlich größer. Er hat uns beigebracht, mehr Kontrolle in unser Spiel zu bringen, aber bei Ballbesitz trotzdem schnell in die Tiefe zu kommen. Mir hat seine Philosophie gefallen.
Adrian Ramos über Tuchel: "Kann Dinge sagen, die wehtun"
Wie war Ihr persönliches Verhältnis zu ihm?
Ramos: Super. Er wollte mich zu Hertha-Zeiten schon nach Mainz holen. Deshalb waren wir direkt auf einer Wellenlänge.
Andere Spieler sollen nicht so gut mit Tuchel ausgekommen sein.
Ramos: Thomas ist ein Fußballbesessener, der vor allem im taktischen Bereich extrem hohe Anforderungen an seine Spieler stellt. Wer diesen Anforderungen nicht gerecht wird, hat ein Problem. Dann kann Thomas sehr schnell sehr laut werden und manchmal auch Dinge sagen, die wehtun. Dass sich der eine oder andere in diesem Geschäft dann schnell auf den Schlips getreten fühlt, ist leider normal. Ich hatte aber nie das Gefühl, als würde er mit seiner Kritik jemanden persönlich angreifen wollen. Ich bin gut mit seiner Art zurechtgekommen. Andere nicht. Eines ist für mich aber klar: Sollte ich eines Tages Trainer werden, dann werde ich sicher nicht so viel brüllen wie Thomas. (lacht)
So gerne Sie auch unter Tuchel arbeiteten: In seiner zweiten Saison setzte er Sie kaum noch ein.
Ramos: Aubameyang war so sensationell, ich konnte gar nicht sauer auf den Trainer sein. Aber ich bin natürlich auch kein Profi, der sich mit der Bank zufriedengibt.
Die Folge: Sie unterschrieben in der Winterpause bei Chongqing Dangdai Lifan aus China, ließen sich aber zunächst noch für ein halbes Jahr nach Granada ausleihen.
Ramos: Die Besitzer des chinesischen Vereins waren gleichzeitig die Hauptanteilseigner beim FC Granada. Dadurch hatte sich die Gelegenheit ergeben, nach Granada zu wechseln. Das war mir auch lieber so.
gettyAdrian Ramos über BVB-Abschied: "China die einzige Option"
Heißt, Sie wollten von Anfang an nicht nach China?
Ramos: So ist es. Doch der BVB hat damals auf eine Ablösesumme bestanden, eine Leihe war keine Option. Und jetzt beantworten Sie mir mal folgende Frage: Welcher europäische Verein will im Winter zwölf Millionen Euro für einen Spieler bezahlen, der so gut wie nie zum Einsatz kommt?
Keiner.
Ramos: Richtig. China war die einzige Option. Dabei wäre ich am liebsten in Deutschland geblieben. Einige Bundesligisten waren an einer Leihe interessiert, es gab auch Anfragen aus anderen europäischen Spitzenligen. Aber Borussia Dortmund wollte da nicht mitmachen.
Immerhin wurde aus der Zwischenstation Granada eine Dauerstation. Sie bestritten letztlich kein einziges Spiel für die Chinesen.
Ramos: Alles andere hätte für meine Familie und mich keinen Sinn gemacht. Aus privater Sicht hatten wir in Granada eine sehr schöne Zeit. Gutes Wetter, gutes Essen, man war schnell am Meer.
Und wie lief es sportlich?
Ramos: Naja. Wenn ich ehrlich bin, habe ich dort nicht ansatzweise mein Potenzial abgerufen. 16 Tore in 88 Spielen - das ist Durchschnitt. Und ich wollte nicht in der Liga Durchschnitt sein, in der ich vor meinem Wechsel nach Deutschland unbedingt spielen wollte.
Glauben Sie, die BVB-Bosse haben Ihnen die letzten Jahre Ihrer Karriere durch die verwehrte Bundesliga-Leihe ein wenig verbockt?
Ramos: Nein, wir sind auch freundschaftlich und ohne Groll auseinander gegangen. Das ist halt Fußball, ein hartes Geschäft, in dem es um viele Millionen geht. Als Spieler musst du damit klarkommen, dass nicht immer alles nach deinen Vorstellungen verläuft. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Besonders die Zeit in Deutschland war wunderbar.
IMAGO / Sven SimonAdrian Ramos über Reus: "Ein wahrer Kapitän"
An welchen Mitspieler in Dortmund denken Sie besonders gerne zurück?
Ramos: Wir hatten sehr viele talentierte Jungs und tolle Persönlichkeiten im Team. Marco Reus zum Beispiel, der war mein Nachbar und daher auch privat immer ein wichtiger Ansprechpartner. Ein wahrer Kapitän. Und ein klasse Fußballer.
Einige Beobachter sehen Reus kritisch. Der allgemeine Vorwurf: Er bringe keine Führungsqualitäten mit.
Ramos: Dieser Meinung können nur Leute sein, die Marco nicht kennen. Er spricht und hilft seinen Mitspielern, gerade den jungen. Dazu identifiziert er sich mit dem Verein und der Stadt. Ist er kein guter Kapitän, weil er weniger schreit als der Prototyp eines Kapitäns? Auch ein stiller Anführer ist ein Anführer. Das gilt für Marco ebenso wie für andere Typen wie Schmelle, Piszczu oder Hummels. Die waren und sind immens wichtige Stützen in der Kabine. Wer das Gegenteil behauptet, liegt falsch.
Der BVB gilt eben als emotionaler Klub. Auch deshalb schienen einige Fans und Verantwortliche nie mit Lucien Favre warm zu werden.
Ramos: Der Erfolg einer Mannschaft hängt nicht in erster Linie von den Charaktereigenschaften ihres Trainers ab. In sich gekehrte, weniger emotionale Trainer können ebenso erfolgreich sein wie Mentalitätsmonster. Das beste Beispiel ist Carlo Ancelotti. Der ist die Ruhe selbst und hat in seiner Trainerlaufbahn alles gewonnen. Warum? Weil in erster Linie die fachlichen Kenntnisse zählen. Die hat Herr Ancelotti. Die hat auch Herr Favre, der dazu noch ein sehr warmherziger Mensch ist. Ich frage mich, wie man so jemanden nicht mögen kann.
Adrian Ramos im Steckbrief
Name | Gustavo Adrian Ramos Vasquez |
Geburtsdatum/-ort | 22. Januar 1986 in Santander de Quilichao |
Größe | 1,85 m |
Gewicht | 75 kg |
Position | Sturm |
starker Fuß | rechts |
Spiele/Tore/Vorlagen (Klubebene) | 385/116/55 |
Spiele/Tore/Vorlagen (Nationalelf) | 37/4/3 |