Lothar Matthäus im Interview über seine Medien-Karriere: "Ab und zu werde ich für meine Sitzhaltung kritisiert"

Lothar Matthäus ist der meistzitierte TV-Experte.
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Hatten Sie ein Experten-Vorbild?

Matthäus: Genau wie früher als Spieler war auch in dieser Rolle Günter Netzer mein Vorbild. Er hat das damals gemeinsam mit Gerhard Delling sehr gut gemacht. Auch Jürgen Klopp fand ich hervorragend. Bei Jürgen hat mir seine Emotionalität gefallen, bei Günter seine Gelassenheit, Lockerheit und Schlitzohrigkeit.

Welchem aktuellen Spieler trauen Sie eine Karriere als Experten zu?

Matthäus: Christoph Kramer macht das gut. Was er während der Europameisterschaft losgelassen hat, ist nicht nur fachlich gut angekommen. Er war dabei auch witzig, locker, lustig und positiv.

Was war der schönste Moment Ihrer Experten-Karriere?

Matthäus: 2001 war ich gemeinsam mit Sebastian Hellmann beim Champions-League-Finale in Mailand. Obwohl ich zwei Jahre vorher die Finalniederlage gegen Manchester United mitnehmen musste, habe ich mich wahnsinnig über den Sieg von Bayern München gefreut. Ich habe mich gefreut für die Jungs, die mit mir zwei Jahre vorher dieses bittere Ereignis erlebt haben.

Was sind die wichtigsten Fähigkeiten, die man als Experte haben sollte?

Matthäus: Glaubhaftigkeit: Also dass man merkt, dass du es bist. Korrektheit: Dass alles faktisch richtig ist. Die Fähigkeit, Liebe und Leidenschaft zum Sport rüberzubringen. Und es muss immer Spaß dabei sein.

Matthäus über seine Schwächen als Experte

Inwiefern haben Sie sich als Experte im Laufe der Zeit weiterentwickelt?

Matthäus: Schon als Spieler haben mich jedes Training und jedes Spiel weitergebracht. Genau so ist es heute auch. Ich merke, dass ich das eine oder andere falsch mache: Dass ich vielleicht mal falsch in die Kamera schaue, dass ich mal zu lange rede, dass ich mal etwas falsch einschätze, dass ich mal Namen verwechsle. Aber das ist alles menschlich und ich will auch menschlich rüberkommen.

Was für externe Rückmeldungen bekommen Sie für Ihre Auftritte als Experte?

Matthäus: Manche sagen, dass ich das gut mache. Aber es gibt Gott sei Dank auch welche, die mich darauf hinweisen, was ich besser machen könnte. Ab und zu werde ich für meine Sitzhaltung kritisiert. Ich rutsche beim Sitzen gerne nach hinten, statt gerade zu bleiben. Manchmal bekomme ich während Sendungen auch Nachrichten wie: "Wie siehst du heute wieder aus? Geh' mal wieder zum Friseur! Rasier' dich mal!"

Bei Sky erscheint allwöchentlich Ihre geschriebene Kolumne. Wie läuft die Produktion ab?

Matthäus: Jeden Montag telefoniere ich eine halbe Stunde lang mit dem Ghostwriter. Da suchen wir uns zwei, drei spannende Themen vom Wochenende raus. Generell kommen keine Themen in Frage, die ich nicht haben möchte. Und wenn ich eines will, dann wird das auch geschrieben. Ich bin aber auch bereit, Vorschläge vom Ghostwriter anzunehmen. Zwei Stunden später ruft er mich wieder an. Dann gehen wir den Text eine Viertelstunde lang durch und verbessern Dinge. Es soll so rüberkommen, wie ich es sagen würde. Und nicht, wie er es schreibt. Manchmal nimmt er Wörter, die ich in meinem Sprachgebrauch nicht nehmen würde. Das wird dann umgeändert.

Würde es Sie reizen, die Kolumnen selbst zu schreiben?

Matthäus: Dafür bräuchte ich mehr Zeit. Ich könnte es aber auch nicht so rüberbringen, wie Leute, die das gelernt haben.

Lothar Matthäus arbeitet als Testimonial für den Wettanbieter Interwetten.

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