Der große Hoffnungsträger ist schon wieder weg: Nach nicht einmal elf Monaten hat Klubchef Carsten Schmidt bei der kriselnden Hertha seinen Abschied verkündet. "Unauflösbare private Gründe" als Folge von "Krankheit in meinem direkten familiären Umfeld" hätten ihn zu diesem Schritt gezwungen, teilte der 58-Jährige am Dienstag mit. Zuvor waren sehr zum Unmut von Investor Lars Windhorst wieder einmal Details an die Öffentlichkeit gekommen.
"Seinen Weggang von Hertha BSC bedaure ich zutiefst. Er hatte große Pläne, wie ich weiß", schrieb Windhorst am Nachmittag bei Twitter und fügte nach einem gemeinsamen Telefonat an: "Wir beide waren bestürzt darüber, dass vorab wieder Dinge an die Öffentlichkeit gebracht wurden, die vertraulich waren." Die Entscheidung des 58-Jährige respektiere er aber ausdrücklich.
Schmidt hatte sein Amt als Vorsitzender der Geschäftsführung am 1. Dezember angetreten, der langjährige CEO und Senior Advisor des Medienkonzerns Sky sollte die Berliner in die Zukunft führen. Trotz der von Windhorst bereitgestellten 374 Millionen Euro gelang es Schmidt in Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Fredi Bobic aber nicht, den Hauptstadtklub aus dem sportlichen Mittelmaß herauszuführen. Aktuell belegt die Hertha nur Rang 14 der Tabelle.
Schmidts Aufgabenbereich übernehmen Bobic und Schiller
Den Aufgabenbereich von Schmidt übernehmen ab sofort Bobic und der zweite Geschäftsführer Ingo Schiller. "Ich danke dem Präsidium und Aufsichtsrat von Hertha BSC, dass meinem Wunsch zur Vertragsauflösung einvernehmlich und kurzfristig nachgekommen wurde", sagte Schmidt, der seine Sympathien zum Verein betonte: "Ich werde als Mitglied dem Klub auf immer eng verbunden bleiben."
Auch die Hertha wies auf die ausschließlich "privaten" Gründe für die Trennung hin. Nach "vertrauensvollen Gesprächen" habe der Klub der Bitte "schweren Herzens" entsprochen, sagte Präsident Werner Gegenbauer in einer ersten Reaktion und dankte Schmidt "für die wertvolle Arbeit". Für Mittwoch kündigten die Berliner zudem eine Pressekonferenz an.
Schmidt war im September 2020 durch einen Beschluss des Präsidiums und des Aufsichtsrates des Hertha BSC e.V. ernannt und vorgestellt worden, seinen Job trat er sechs Wochen später an. Der Manager sollte dabei helfen, den "stetig wachsenden Anforderungen in einem Bundesliga-Verein als Wirtschaftsunternehmen Rechnung zu tragen und die Geschäftsführung zu erweitern", sagte Gegenbauer damals.
Dies gelang nur zum Teil. Schmidt trug bei der Hertha die Gesamtverantwortung und leitete die Bereiche Marketing, Vertrieb, Strategie, Unternehmenskommunikation und Internationalisierung. Sein wichtigstes Ziel war es, den Klub nach oben zu führen. "Die Voraussetzungen sind da", sagte Schmidt im Januar, sein Handeln sei langfristig ausgelegt.
Nun aber zieht sich der Hoffnungsträger zurück. Die Arbeit für Hertha habe ihm "zu jeder Zeit große Freude bereitet", sagte er zum Abschied. Seine großen Pläne bleiben unerfüllt.