Erst seit wenigen Monaten steht Josko Gvardiol bei RB Leipzig unter Vertrag, zählt beim Vizemeister allerdings schon zu den festen Größen in der Abwehr. Dabei zeichnet ihn besonders seine Physis aus. Doch das ist bei weitem nicht die einzige Stärke des 18-Millionen-Mannes, wie Trainer Jesse Marsch zu berichten weiß.
Nach schwierigen Saisonstart scheint RB Leipzig langsam ins Rollen zu kommen, zuletzt überzeugten die Sachsen beim 2:1-Erfolg gegen den BVB. Eine zentrale Rolle dabei nahm Abwehrmann Josko Gvardiol ein. Der kroatische Nationalspieler gehörte zu den besten Spielern auf dem Platz und bereitete das 1:0 durch Christopher Nkunku mit einem Traumpass aus der eigenen Hälfte vor.
Entsprechend positiv äußerte sich nach der Partie RB-Trainer Jesse Marsch. Er lobte Gvardiol während der Pressekonferenz ausdrücklich und sieht in seinem jungen Abwehrmann schon jetzt einen "Superspieler", wie er auf Nachfrage von SPOX und GOAL sagte: "Er ist einer der besten 19-jährigen Verteidiger, die ich je gesehen habe." Doch was macht Gvardiol aus?
Trotz seiner "nur" 1.85 Meter Körpergröße und einem Gewicht von rund 80 Kilogramm wirkt der Kroate beim Blick von der Tribüne, als würde er keinem Zweikampf aus dem Weg gehen. Er ist ein physischer Verteidiger der Marke Fabio Cannavaro. Das unterstreichen auch die Zahlen: Nur Offensivakteur Nkunku führt bei RB mehr Zweikämpfe.
Wie erfolgreich Gvardiol dabei ist, zeigen seine durchschnittlich mehr als acht Balleroberungen pro Liga-Spiel - eine weitere vereinsinterne Statistik, die der Kroate anführt und die auch deshalb so bemerkenswert ist, weil in RBs Pressingkonstrukt zumeist die vorderen Linien den Ball erobern sollen.
gettyGvardiol bei RB Leipzig: Mehr Assists als Forsberg, Poulsen, Olmo und Angelino zusammen
Doch nicht nur mit Körperlichkeit kann Gvardiol punkten. "Ich würde sagen, dass mein Spiel auf Physis basiert, ich aber auch meine Technik einbringen kann", erklärte er im März im Gespräch mit SPOX und Goal eine weitere Eigenmschaft von sich.
Wie stark der Linksfuß technisch ausgebildet ist, zeigte er auch gegen den BVB. In der 29. Minute, als linkes Glied der Dreierkette im Spielaufbau beinahe an der Auslinie positioniert, hob er kurz den Blick und fand, obwohl von Julian Brandt angelaufen, die Zeit, aus der eigenen Hälfte einen perfekt getimten Pass auf den startenden Nkunku zu spielen. Der tauchte dank des Traumpasses allein vor Kobel auf. 1:0 für RB.
Es war bereits die vierte von Gvardiol vorbereitete Großchance in der dieser Saison. Bei RB initiiert nur Dominik Szoboszlai (6) mehr Hochkaräter. Zudem sammelte der Verteidiger seinen zweiten Assist in der laufenden Bundesligasaison - mehr als die Offensivakteure Forsberg, Poulsen, Olmo und Angelino zusammen.
Josko Gvardiol: Auch beim FC Bayern ist er kein Unbekannter
In einem Punkt sieht Trainer Marsch aber noch Entwicklungspotential: "Manchmal ist er mir noch zu ruhig. Ein Innenverteidiger muss für mich ein Anführer und Organisator sein und darf nicht ruhig sein." Allerdings: "Josko hat eine überragende Mentalität und stellt viele gute Fragen. Er ist immer bereit, sich zu verbessern."
Das dürfte auch mit Blick auf seinen Klub stimmen. Zumal er sich mit derart starken Anlagen in den Fokus einiger Weltklubs gespielt haben dürfte. Beim FC Bayern beispielsweise ist Gvardiol kein Unbekannter.
Bereits vor seinem Wechsel zu RB zeigte der Rekordmeister Anfang 2020 Interesse am damals 18-Jährigen von Dinamo Zagreb. Vor allem Miroslav Klose, zu dieser Zeit noch Co-Trainer beim FCB, soll seine Begeisterung für den Innenverteidiger zum Ausdruck gebracht haben, nachdem er ihn bei einem Aufeinandertreffen der U19 des FCB und Dinamos Nachwuchs in der Youth League gesehen hatte.
Das verriet der heutige Spielerberater und frühere Mitspieler Kloses Jurica Vranjes der kroatischen Zeitung Sportske novosti. "Er ist sehr interessiert an Josko Gvardiol", sagte Vranjes damals. Mittlerweile ist Klose nicht mehr bei Bayern und anstelle von Gvardiol holten die Münchner Dayot Upamecano für 42,5 Millionen Euro.
Auf seinen Nachfolger bei RB, Gvardiol, könnten bald ähnlich große Klubs zukommen wie bei Upamecano. Das Potential dazu hat er. Und den Willen auch, wie er SPOX und GOAL im Frühjahr sagte: "Ich würde sagen, dass ich mich an Sergio Ramos und Virgil van Dijk orientiere."