Baustelle Corona
Apropos Köln... Das mit 50.000 Zuschauern voll gepackte Derby zwischen Köln und Gladbach inmitten explodierender Inzidenzen Ende November, bei dem die enthemmten Fans weitgehend maskenfrei und ohne Abstand feierten, gilt vielen als sinnbildlich für die Haltung der Bundesliga in der Pandemie.
"Wer jetzt noch sagt, Fußball-Spiele seien Superspreader-Events oder ein Stadionbesuch sei lebensgefährlich, sagt vorsätzlich etwas Falsches", hatte Christian Seifert Anfang September mit Verweis auf Abfragen bei den Klubs über sehr geringe Infektionsfälle an den ersten Spieltagen erklärt.
Fakt ist aber auch: Weder gibt es bis heute empirische Untersuchungen über die Ansteckungsgefahren in vollen Stadien und auf dem Weg dorthin in öffentlichen Verkehrsmitteln, noch sind die Zahlen vom Spätsommer übertragbar auf die aktuelle Lage seit Ende Oktober mit sprunghaft gestiegenen Infektionen in der vierten Welle und der nun schon wieder drohenden neuen Omikron-Welle.
Bundesliga: Keine freiwilligen Einschränkungen bis zuletzt
Dennoch hat der organisierte Fußball bis zur nun erfolgten Geisterspiel-Verordnung der Ministerpräsidentenkonferenz sehr wenig aus freien Stücken beigetragen, um in Politik und Gesellschaft ein Zeichen zu setzen - auch dafür sind die restriktiven Maßnahmen die Quittung. Weitgehend kategorisch wurden bis zuletzt noch freiwillige Zuschauerreduzierungen oder verpflichtende 2G plus-Maßnahmen abgelehnt.
Das ist einerseits verständlich angesichts der großen finanziellen Nöte der Vereine durch die Corona-Folgen und nun erneut drohender Einnahmeausfälle durch die fehlenden Zuschauer von im Schnitt zwischen zwei und vier Millionen Euro pro Partie. Andererseits haben fast alle Klubs ihrer bei Ausbruch der Pandemie zunächst angekündigten neuen Zurückhaltung keine Taten folgen lassen und weiter Millionen ausgegeben statt mehr für schlechte Zeiten zu sparen.
So hat die Bundesliga laut einer aktuellen FIFA-Veröffentlichung die Ausgaben für Spielerberater bei internationalen Transfers um mehr als 35 Prozent von 56,6 auf 74,7 Millionen Euro gesteigert - einzig die Premier League gibt noch mehr aus. "Die anfangs vorgegebene Demut des Unterhaltungsgeschäfts ist längst einer Hybris gewichen, wenn es denn diese Demut überhaupt je gab", kommentierte die Frankfurter Rundschau.
Und auch die prominente Fraktion der Impfverweigerer beim FC Bayern hat dem Image des Fußballs nicht gutgetan. Hoffnungsvoll stimmte immerhin das Umdenken zum Jahresende, allen voran bei Joshua Kimmich, der seinen wichtigen Meinungswandel zudem sehr reflektiert öffentlich erklärte, statt wie so viele andere abzutauchen.