RB Leipzig zieht vor Gericht: Bundesliga verschärft Kampf gegen Zuschauerobergrenze

SID
RB Leipzig geht als erster Bundesligist gerichtlich gegen die Zuschauer-Obergrenze vor.
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RB Leipzig geht als erster Bundesligist gerichtlich gegen die Zuschauerobergrenze vor. Das Vorgehen steht stellvertretend für einen zunehmenden Konfrontationskurs der Klubs gegen die Politik.

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Die Geduld ist aufgebraucht, die Zeit des freundlichen Dialogs vorbei, die Fußball-Bundesliga geht auf Konfrontationskurs zur Politik: Der nahezu vollständige Zuschauerausschluss in den deutschen Stadien wird zum Fall für die Justiz. Als erster Bundesliga-Klub geht RB Leipzig gerichtlich gegen die Obergrenze vor - und könnte den Startschuss für eine Klagewelle gegeben haben.

Die Sachsen, die derzeit nur 1000 Fans in der Red Bull Arena begrüßen dürfen, haben beim sächsischen Oberverwaltungsgericht in Bautzen einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung im Eilverfahren gestellt. Man hoffe, dass auf diesem Wege "kurzfristig eine für alle Seiten sachlich faire, gerechtfertigte und nachvollziehbare Entscheidung und zugleich eine Lösung" hinsichtlich der aktuell extremen Zuschauerbeschränkung bei den Heimspielen erwirkt werden könne.

Der Schritt wirkt angesichts der angespannten Coronalage deplatziert. Am Samstag, als RB die Stellung des Antrags kommunizierte, lag die deutschlandweite Inzidenz bei 1127,7. Sie stieg am Sonntag auf den Rekordwert von 1156,8. Das nächste Heimspiel hat RB am 11. Februar gegen den 1. FC Köln.

Die Klubs setzen den hohen Fallzahlen umfangreiche Hygienekonzepte, zu denen etwa die Maskenpflicht oder die 2G-Plus-Regel zählen, entgegen.

RB Leipzig geht als erster Bundesligist gerichtlich gegen die Zuschauer-Obergrenze vor.
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RB Leipzig geht als erster Bundesligist gerichtlich gegen die Zuschauer-Obergrenze vor.

Watzke kritisiert "Symbolpolitik"

Trotzdem hatte sich die Politik zuletzt dagegen entschieden, bundesweit einheitliche Lockerungen bei den Zuschauerobergrenzen zu beschließen.

Heftige Kritik übte daran unter anderem Hans-Joachim Watzke als Geschäftsführer von DFB-Pokalsieger Borussia Dortmund. Der künftige Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Fußball Liga (DFL) sprach zum wiederholten Mal von "Symbolpolitik" auf Kosten der Sportklubs.

Die Bundesliga ist im europäischen Vergleich von tiefgreifenderen Maßnahmen betroffen. In der englischen Premier League kann derzeit trotz hoher Fallzahlen unter Vollauslastung gespielt werden, in Spanien dürfen die Stadien zu 75 Prozent ausgelastet sein, in Italien immerhin noch zu 50 Prozent.

Die hohen Kosten der Pandemie dürften derweil RB zum Gang vor das Gericht bewegt haben. Man wisse, dass die Pandemie viele im Land schwer getroffen habe, sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff zuletzt im Bild-Interview.

Aber: "Wir haben trotz eines Minus von über 60 Millionen Euro in den vergangenen zwei Jahren viel Verständnis für Entscheidungen der Politik gehabt. Aber jetzt ist der Punkt, wo jeder Bundesbürger, jeder Unternehmer und auch jeder Bundesligaclub pragmatische, logische und nachvollziehbare Entscheidungen erwarten kann."

RB Leipzig: Folgen die NRW-Klubs?

Andere Klubs könnten dem Leipziger Beispiel folgen. Insbesondere in Nordrhein-Westfalen ist der Ärger gegen das Quasi-Zuschauerverbot groß. Nach den Sonderregeln in Bayern (bis zu 10.000 Fans) und Baden-Württemberg (bis zu 6000 Zuschauer) droht bei juristischen Verfahren allerdings ein noch größerer Flickenteppich.

Eine generelle Prognose der Erfolgsaussichten ist dabei schwierig. Ausschlaggebend ist die jeweilige Corona-Schutzverordnung der Länder. RB Leipzig wird seine Chancen ausgelotet haben.

 

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