Die erste wichtige Frage lautet: Gibt es in Haalands Vertrag eine Ausstiegsklausel über 75 Millionen Euro, die bis Ende April gilt? Oder handelt es sich lediglich um eine mündliche Absprache zwischen beiden Parteien? BVB-Boss Hans-Joachim Watzke sagte im Dezember: "Eine Ausstiegsklausel kann ich so nicht bestätigen."
Wie SPOX und GOAL erfahren haben, gibt es ein "Gentlemen's Agreement" zwischen Dortmund und der Entourage des Norwegers, durch das sich beide verpflichtet haben, einen Abgang Haalands in diesem Sommer nicht zu verhindern, wenn ein zufriedenstellendes Angebot für Dortmund eintrifft, das über diesen 75 Millionen Euro liegt.
Im Gegensatz zu den Praktiken von anderen Vereinen wird bei der Borussia nichts Schriftliches fixiert. Das heißt: Wenn der BVB sein Wort gegeben hat, wird er es auch halten.
Borussia Dortmund ist börsennotiert
Ein weiterer wichtiger Punkt im "Fall Haaland" ist, dass Borussia Dortmund als einziger deutscher börsennotierter Klub seinen Investoren und deren Interessen verpflichtet ist. Mit anderen Worten: Wenn der Verein einen Haaland-Verkauf beschließen und daraufhin mehrere Angebote eingehen würden, müsste sich Dortmund mit dem höchsten Angebot auseinandersetzen und könnte vermutlich kein Angebot akzeptieren, das deutlich unter dem liegt, das er für fair hält.
Nach Informationen von SPOX und GOAL möchte Watzke das Wort, das man Haaland gegeben hat, respektieren. Aber er ist ebenfalls dazu verpflichtet, ein Angebot anzunehmen, das den Interessen der Investoren nicht schadet. Beim BVB wird man sich vermutlich alle Angebote anhören, Haaland wird bei der Wahl seines neuen Klubs das letzte Wort haben, jedoch muss wohl ebenfalls sichergestellt werden, dass das gewählte Angebot das höchstmögliche ist.
Dortmund ist als börsennotierter Fußballverein grundsätzlich zu Ad-hoc-Mitteilungen verpflichtet, wenn ein solch großer Transfer wie der von Haaland ansteht. Denn: Insiderinformationen, die den Aktienkurs beeinflussen könnten, müssen nach §15 WpHG unverzüglich veröffentlicht werden.
Ausbildungsentschädigung und Prozentsatz eines Weiterverkaufs
Das ist aber noch nicht alles. Ein weiterer wichtiger Punkt bei einem möglichen Verkauf von Erling Haaland liegt in der Entscheidung der Dortmunder, ihre wirtschaftlichen Interessen zu wahren. Wie das? Mit der Zahlung der Ausbildungsentschädigung an die früheren Haaland-Klubs, die der neue Arbeitgeber des Norwegers übernehmen soll, und dem Sichern eines Prozentsatzes bei einem Weiterverkauf des Norwegers an einen dritten Verein in einigen Jahren.
Unabhängig von der Börsennotierung wird der BVB, von einem möglichen Haaland-Interessenten wohl verlangen, dass er die Kosten des FIFA-Solidaritätsmechanismuses für die bisherigen Vereine des Norwegers, also Molde und Salzburg, trägt.
Der BVB möchte sich wahrscheinlich dieses Geld sparen und den Verein, der Haalands wirtschaftliche Rechte erwirbt, dafür aufkommen lassen. Darüber hinaus schließt Dortmund offenbar nicht aus, dass beim Verkauf von Haaland ein prozentualer Geldanteil eines künftigen Weiterverkaufs für Dortmund reserviert wird. Auf diese Weise würde der BVB weiterhin Geld verdienen.
Hinzu kommen noch die Rahmenbedingungen eines möglichen Verkaufs, die einen Deal erschweren können: Wenn Dortmund beispielsweise eine Sofortzahlung für den Transfer verlangt, könnte das ein Stolperstein für den ein oder anderen Verein werden. Wenn Dortmund dagegen einer Ratenzahlung zustimmt, würde das mehr Spielraum für den kaufenden Klub ermöglichen.
Raiola, das Umfeld und die Provisionen
Dann wäre da noch die Sache mit Haalands Berater, seinem Umfeld und den saftigen Provisionen. Der heikle Gesundheitszustand von Mino Raiola, dem Agenten des Spielers, verkompliziert einen möglichen Haaland-Abgang.
In Dortmund-nahen Kreisen wird spekuliert, dass Raiola die Vorgänge an einen Cousin sowie seine langjährige rechte Hand Rafaela Pimienta, eine brasilianische Anwältin, delegiert hat. Obwohl mehrere Medien darüber berichtet haben, dass Erling Haalands Vater und sein Berater im Falle eines Verkaufs rund 100 Millionen an Provisionen kassieren würden, wissen SPOX und GOAL, dass diese Zahlungen im Falle eines Vertragsabschlusses deutlich geringer ausfallen werden.
Ein Gehalt von 25 Millionen Euro pro Saison
Bereits vor einigen Monaten hat sich ein englischer Verein um die nötigen wirtschaftlichen Bedingungen bemüht, um den Norweger verpflichten zu können. Wie SPOX und GOAL erfahren haben, wurde von jenem Verein ein Jahresgehalt von 35 Millionen Euro netto pro Saison verlangt. Ein astronomisches Gehalt. Der Klub zog sein Angebot folglich zurück.
Im Moment wäre Haaland vermutlich bereit, sich einem großen Verein anzuschließen, solange sein Gehalt bei 25 Millionen Euro netto pro Saison liegt, was circa 50 Millionen Euro brutto entspräche. Mit anderen Worten: Wenn ein Verein beschließt, Haaland für fünf Spielzeiten zu verpflichten, muss er mit Gehaltskosten von rund 250 Millionen Euro brutto rechnen.
Borussia Dortmund: Die nächsten Spiele
Datum | Wettbewerb | Gegner |
Samstag, 02.04., 18.30 Uhr | Bundesliga | RB Leipzig (Heim) |
Freitag, 08.04., 20.30 Uhr | Bundesliga | VfB Stuttgart (Auswärts) |
Samstag, 16.04., 15.30 Uhr | Bundesliga | VfL Wolfsburg (Heim) |
Samstag, 23.04., 18.30 Uhr | Bundesliga | FC Bayern (Auswärts) |
Samstag, 30.04., 15.30 Uhr | Bundesliga | VfL Bochum (Heim) |