Demokratische Mitbestimmung, wie sie in Vereinen seit Hunderten von Jahren praktiziert werde, "ist so tief in unserer Gesellschaft verwurzelt, dass eine Abschaffung tiefe Verwerfungen auslösen würde", sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund: "Zum anderen würde es für den Fan viel teurer, das will ich nicht. Fußball ist in Deutschland Gott sei Dank noch Gesellschaftskitt. Drittens konnte mir noch niemand widerlegen, dass ein 50+1-Klub genauso erfolgreich sein kann. Auch wenn manche Leute darüber lachen, wenn ich Real Madrid einen 50+1-Klub nenne."
Watzke forderte die deutschen Klubs zudem auf, die Komfortzone zu verlassen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern. "In Deutschland wird es auf Dauer nicht funktionieren, wenn wir es uns zu schnell gemütlich machen", sagte Watzke: "Nicht in der Wirtschaft. Nicht im täglichen Leben. Und auch im Fußball nicht. Dagegen müssen wir ankämpfen."
Ein wichtiges Thema sei die Auslandsvermarktung. Da habe die Liga "ehrlicherweise noch gar nicht richtig angefangen, unser Potenzial richtig auszuschöpfen", so der 63-Jährige. "Wenn wir nachhaltig und in einem nennenswerten Umfang unsere Auslandserlöse erhöhen wollen, dann kommen wir nicht darum herum, Präsenz zu zeigen." Ab der kommenden Saison müsste jeder Bundesligist und zahlreiche Zweitligisten "raus in die Kernmärkte gehen". Diese sind für Watzke "die USA, Asien, irgendwann vielleicht auch mal Australien".
Als Vorbild nannte der BVB-Boss den FC Liverpool. "Jürgen Klopp setzt sich mit seinem Team 23 Stunden in den Flieger. Das ist der Weg. Auch wir als Borussia Dortmund werden wieder auf Tour gehen in Zukunft. So wie jetzt die Münchner, wofür man sie nur loben kann." Der FC Bayern war im Sommer auf einer USA-Reise. "Man kann sich zu Zeiten der Globalisierung nicht national abschotten", sagte Watzke, zumal der wirtschaftliche Wettbewerbsnachteil gegenüber den Staats- und Oligarchenklubs, speziell der Premier League, infolge der Corona-Pandemie noch einmal größer geworden sei.
Angesprochen auf den Titelkampf in der neuen Bundesliga-Saison und die Dominanz der Bayern meinte Watzke: "Die Klubs müssen alle miteinander versuchen, dass aus der Favoritenrolle nicht wieder der Titel herausspringt. Irgendwann in den nächsten Jahren passiert das, nicht zwangsläufig schon 2022/23."
Eine konzertierte Attacke des BVB, von RB Leipzig und Bayer Leverkusen sieht der Borussen-Boss aber nicht: "Jeder ist für sich selbst zuständig. Du kannst doch kein Kartell gegen den FC Bayern bilden. Das würde keinen Sinn ergeben."