Der FC Bayern München hat den ersten Titel der Saison 2022/2023 eingefahren. Im Supercup besiegte der Rekordmeister den DFB-Pokalsieger RB Leipzig mit 5:3 (3:0). Nach einer beinahe überragenden ersten Halbzeit verfielen die Bayern in der zweiten Hälfte wieder in alte Probleme und machten es am Ende unnötig spannend.
Für die Münchner trafen der überragende Jamal Musiala, Neuzugang Sadio Mane und Benjamin Pavard in der ersten Halbzeit, nach Leipzigs Treffer zum 1:3 durch Marcel Halstenberg erhöhte Serge Gnabry zum 4:1. Christopher Nkunku per Elfmeter und Dani Olmo machten es nochmal spannend.
"Hintenraus war es eng. In der ersten Halbzeit haben wir es sehr gut gemacht", sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann bei Sat.1: "Ab der 60. Minute hat man gesehen, dass uns die Körner ausgehen. Wir sind halt noch nicht so lange in der Vorbereitung. Aber wir haben verdient gewonnen, das steht außer Frage."
Leipzigs Coach Domenico Tedesco war vor allem von der offensiven Power der Bayern beeindruckt: "Die Bayern haben verdient gewonnen. Besonders aufgrund der ersten Halbzeit, da haben sie ihre Stärken ausgespielt. Ihre Pfeile kommen von überall: Links, rechts, halblinke Bahn, halbrechte Bahn, zentral. Wahnsinn, echt Wahnsinn. In der zweiten Halbzeit haben wir umgestellt, waren dem 4:4 näher als die Bayern dem 5:3. Man hat gesehen, dass Bayern als absoluter Favorit in diese Saison geht", sagte er.
RB Leipzig - FC Bayern München: Die Analyse
Nur in den vor allem von Leipziger Seite recht robust geführten ersten zehn Minuten herrschte zwischen den beiden Mannschaften in der ersten Halbzeit so etwas wie Ausgeglichenheit. In der achten Minute rettete Marcel Sabitzer, der in der vergangenen Saison zu Recht oft kritisierte Ex-Leipziger, in höchster Not für die Bayern, als die Leipziger nach einem Ausflug von Manuel Neuer gerade aufs verwaiste Tor schießen wollten.
Doch spätestens nach dem wunderschönen Führungstreffer von Jamal Musiala per Schlenzer vom rechten Strafraumeck links ins Tor (15.) gestalteten die Bayern in fast schon beängstigend souveräner Manier das Spiel und dominierten die Leipziger. Und das, ohne dass allzu großer Aufwand dafür nötig schien.
Von Bayerns zahlreichen teuren Neuzugängen des Sommers schenkte Trainer Julian Nagelsmann bei seinem Ex-Klub zunächst nur Sadio Mane das Vertrauen. Neben Matthijs De Ligt, Noussair Mazraoui und Co saßen auch Leroy Sane und Kingsley Coman auf der Bank. Die Kadertiefe des FC Bayern dürfte in der kommenden Saison jedenfalls kein Problem sein. Bei RB Leipzig stand Bayerns Wunschspieler Konrad Laimer in der Startelf.
Der Österreicher, in der vergangenen Saison einer der besten Sechser der Bundesliga, leistete sich vor Musialas 0:1 den entscheidenden Ballverlust und schaffte es auch anschließend nicht, auch nur einen Fuß in die Partie zu bekommen. Nach den ersten 45 Minuten standen gerade mal 19 Ballkontakte und acht Pässe ins einer Staistik, außerdem nur drei von neun gewonnene Zweikämpfe - alles, nur keine Zahlen, die einen für den FC Bayern empfehlen.
Beim 2:0 zeigten die von Nagelsmann in einer 4-2-2-2-Grundordnung aufs Feld geschickten Bayern ansatzweise, wie ihre Angriffsstrategie in der Zeit nach Robert Lewandowski aussehen könnte. Auf Geheiß der Verantwortlichen soll der Rekordmeister vorne variabler spielen und die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen. Beim 2:0 sah das so aus: Der überragende Musiala steckte in höchster Geschwindigkeit einen Pass auf den völlig freistehenden Serge Gnabry durch, der auf den beinahe noch freier stehenden Sadio Mane im Zentrum passte. Der bis dahin äußerst unauffällige Mane wuchtete den Ball an Peter Gulasci vorbei zum 2:0 ins Tor, an der Seitenlinie ballte Julian Nagelsmann die Fäuste. "Wenn Serge da vorne den Ball bekommt, muss ich im Strafraum stehen. Weil ich weiß, dass es dann gefährlich wird", sagte der Torschütze bei Sky.
Entsprang das 3:0 dann einem neuerlichen Geniestreich Musialas, der zum wiederholten Mal Lukas Klostermann düpierte und den Ball auf Benjamin Pavard zurücklegte (45.), war der Treffer zum 4:1 in der insgesamt wilderen zweiten Halbzeit das Ergebnis einer gelungenen Tempovershärfung der Bayern. Der eingewechselte Kingsley Coman passte zu Thomas Müller, dessen Schuss Peter Gulasci nur in die Mitte klatschen konnte; Serge Gnabry verwertete den Abpraller. Ein paar Augenblicke später hatten die Leipziger Glück, dass Mane bei seinem zweiten Treffer, erneut nach einer Tempoverschärfung der Münchner, knapp im Abseits stand.
Zuvor hatte Marcel Halstenberg per Kopf den Leipziger Anschlusstreffer erzielt. Dass auch dieser Treffer am Ende den Gesamteindruck des Spiels trübte, hatten sich die Münchner zuzuschreiben. Christopher Nkunku traf erst per Elfmeter zum 2:4 (77.), Dani Olmo in der 89. sogar noch zum 3:4. Spätestens da waren die Bayern, für die Sadio Mane noch zwei Treffer aus knappen Abseitspositionen erzielte, in der Defensive wieder in alte Verhaltensweisen verfallen.
So war die Partie am Ende ein Spiegelbild der vergangenen Saison: Eine erste Halbzeit wie die Hinrunde, nur in noch besser. Und eine Schlussphase, die an weite Strecken der doch eher zittrigen Rückrunde erinnerte. Das 5:3 von Leroy Sane in der achten Minute der Nachspielzeit beendete dann das unnötigerweise zum wilden Ritt verkommenen Spiel.
RB Leipzig - FC Bayern München: Die Aufstellungen
RB Leipzig: Gulácsi - Halstenberg, Orban, Simakan, Klostermann - Laimer, Kampl (ab 52. Olmo) - Szoboszlai, Henrichs, Forsberg (ab 52. Silva) - Nkunku.
Bayern München: Neuer, Hernández, Upamecano, Pavard, Davies - Kimmich, Sabitzer - Musiala, Müller - Gnabry, Mane.
RB Leipzig - FC Bayern München: Die Daten des Spiels
Tore: 0:1 Musiala (14.), 0:2 Mane (31.), 0:3 Pavard (45.), 1:3 Halstenberg (58.), 1:4 Gnabry (66.), 2:4 Nkunku (77.), 3:4 Olmo (89.), 3:5 Sane (90 plus 8).
Der Star des Spiels: Jamal Musiala (FC Bayern München)
Es war eine goldrichtige Entscheidung von Julian Nagelsmann, dem 19-Jährigen eine der beiden Spielmacherpositionen anzuvertrauen. Der Nationalspieler schlenzte den Ball wunderbar zum 1:0 ins Tor, gab den nicht minder kunstfertigen vorletzten Pass vor Sadio Manes 2:0 und bereitete mit zwei Wacklern, die Nationalmannschaftskollegen Lukas Klostermann ganz alt aussehen ließen, Benjamin Pavards 3:0 vor. Und wenn er nicht gerade an Treffern beteiligt war, dribbelte "Bambi", dass es eine reine Freude war.
Der Flop des Spiels: Lukas Klostermann (RB Leipzig)
Lieferte sich ein enges Duell mit Konrad Laimer um den Titel des Flops. 24 Ballverluste, davon 19 in der ersten Halbzeit, und ein paar eher unschöne Aktionen gegen Jamal Musiala ließen Halstenberg gelingen.
Der Schiedsrichter: Robert Schröder
Der Hannoveranr hatte mit der Leitung des über weiter Strecken eher körperlosen Spiels keine Probleme. Christopher Nkunkus Abseitstreffer zum vermeintlichen 1:1 blieb auch nach Ansicht des VAR Abseits, obwohl die TV-Bilder eher vermuten ließen, dass der letzte Pass unfreiwillig von Bayerns Serge Gnabry gekommen war.