Bundesliga-Thesen zur Saison 2022/23: Gnabry wird der neue Lewandowski - dieser Dortmunder startet durch

SPOX
05. August 202211:42
PLATZ 6 – DANIEL FARKE (Borussia Mönchengladbach): 2,2 Millionen Euro Jahresgehalt, Vertrag bis 2025.imago images
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Nach dem durchschlagenden Erfolg in der Vorsaison (Ja! Wirklich!!1!) haben wir vor dem Start der 60. Bundesliga-Spielzeit mal wieder in die Glaskugel geschaut - und gewagte Prognosen aufgestellt: Die Vorschau-Thesen für die Saison 2022/23 von den Redakteuren von SPOX und GOAL.

Gnabry wird Bayerns Top-Torschütze mit 22 oder mehr Toren

von Hendrik Gulden

Mit 35, 41 und 34 Toren in den letzten drei Spielzeiten war Robert Lewandowski nicht nur Bayerns bester Torschütze, sondern auch regelmäßig mit weitem Abstand Torschützenkönig der Bundesliga. Diese Tore fehlen jetzt zwar, aber Trainer Julian Nagelsmann und die FCB-Bosse haben das alles schon einkalkuliert.

Das Fehlen des zweimaligen Weltfußballers muss im Kollektiv aufgefangen werden. In Sadio Mane hat man auf dem Transfermarkt außerdem einen absoluten Top-Stürmer verpflichtet. Auch wenn Mane natürlich nicht die gleichen Torjägerqualitäten wie ein Lewandowski mitbringt, können die Münchner sicher einige Tore vom Senegalesen erwarten.

Der Neuzugang aus Liverpool feierte beim 5:3-Sieg über RB Leipzig im Supercup mit seinem ersten Pflichtspieltreffer (und zwei schönen Toren aus Abseitspositionen) direkt einen gelungenen Einstand. Noch etwas im Schatten des Neuen stand ein altbekannter: Serge Gnabry. Der 27-Jährige machte zwar auch sein Tor, ging neben Mane und dem überragenden Jamal Musiala aber etwas unter.

Mit der Vertragsverlängerung im Rücken ist es Gnabry jedoch durchaus zuzutrauen, dass er in dieser Saison nochmal einen großen Schritt machen und sogar vor Mane Bayerns bester Torschütze werden kann. In Nagelsmanns favorisiertem 4-2-2-2-System sollte dem Nationalspieler die neue Rolle als Teil der Doppelspitze gut liegen.

Das zeigen seine Auftritte für die DFB-Elf. Vor allem unter Ex-Bundestrainer Joachim Löw hatte er häufig zentral gespielt - mit einer beachtlichen Ausbeute. Von seinen 20 Toren für Deutschland (in 34 Spielen) erzielte er als Mittelstürmer neun. Dazu kommen vier seiner insgesamt acht Assists. Schon bei seinen vorherigen Stationen in Hoffenheim und Bremen hatte er seine Klasse im Sturmzentrum unter Beweis gestellt.

Niemand sollte von Gnabry in der kommenden Saison 40 Tore erwarten, das wäre schlichtweg vermessen. Dass am Ende 22 oder mehr Tore auf seinem Konto stehen, ist angesichts seiner Fähigkeiten aber durchaus realistisch.

Edin Terzic beerbt beim BVB seinen Nachfolger Marco Rose.imago images

BVB stolpert in der eigenen Wohlfühloase

von Justin Kraft

Bei Borussia Dortmund ist derzeit nahezu alles romantisch. Und genauso soll es sein. Es ist das Erbe, das Jürgen Klopp hinterlassen hat. Ein Fußballmärchen, das mit allen Höhen und Tiefen immer fortgeschrieben wurde - bis er dann weg war, der Protagonist. Seitdem trauert der BVB nahezu durchgängig. Keiner ist mehr so wie er, aber alle müssen sich an ihm und seinen Erfolgen messen lassen.

Die große Hoffnung nach der unbeholfen daherkommenden Entlassung von Marco Rose: Edin Terzic. Ein Dortmunder Junge, der einst selbst in der Kurve stand. Einer, der mit Worten zu begeistern weiß und der die Fans mit seiner Ausstrahlung zurückversetzt in eine der erfolgreichsten Zeiten der Klubgeschichte.

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Am Ende wird Borussia Dortmund in seiner schwarz-gelben Märchenwelt aber wieder mit der harten Realität konfrontiert werden. Terzic überzeugte schon während seiner ersten Amtszeit mehr mit Ausstrahlung und Worten als mit einer fußballerischen Grundidee, die das gesamte Potenzial aus der Mannschaft holt.

Der Pokalsieg überschattete vieles und ließ einen Mythos entstehen, der bis heute Bestand hat. Es ist gut möglich, dass Terzic erfolgreicher ist als Rose. Das sollte er mit diesem deutlichen Kaderupgrade auch sein. Aber für einen Titel wird es am Ende wieder nicht reichen. Dortmund braucht Reibung und Ansporn, aber keine Märchenwelt. Ob es Terzic gelingt, die Wohlfühloase zu durchbrechen? Dafür muss er deutlich mehr zeigen als in der Vergangenheit.

In der Bundesliga wird Dortmund deutlich mehr damit zu tun haben, Leipzig und Leverkusen zu distanzieren, als auf den FC Bayern schielen zu können. Und im DFB-Pokal braucht es immer auch das Quäntchen Glück.

Farke macht Gladbach zum Überraschungsteam der Saison

von Jochen Tittmar

Mir persönlich würde zur Begründung meiner These ja ein simpler Satz reichen: Ich glaube daran, weil Daniel Farke bislang überall starke Arbeit abgeliefert hat und ich mir sehr gut vorstellen kann, dass er das bei den Fohlen genauso tun wird.

Gut, ich hole etwas aus: Farke hat in den sechs Wochen, die er jetzt in Gladbach ist, eine positive Grundstimmung in den Verein und sein Umfeld gebracht. Gewiss, das war nach der enorm turbulenten Vorsaison nicht die allergrößte Kunst. Dennoch personifiziert er bereits jetzt deutlich stärker als Sportdirektor Roland Virkus den Aufbruch in ein neues Kapitel.

Ganz wichtig dabei ist, dass die Spieler fast durch die Bank begeistert von Farke und seiner auf dominantem Ballbesitz fußenden Spielphilosophie sind, wie aus diversen Interviews und Medienrunden schon früh in der Zusammenarbeit hervorging. Es ist zwar mit Vorsicht zu genießen, aber dennoch: Sieben Partien coachte Farke bislang, Gladbach verlor keine einzige.

Ich denke auch, der Borussia wird zugutekommen, dass der Erneuerungsprozess fernab von internationalen Verpflichtungen voranschreiten kann. Die klassischen englischen Wochen fallen weg, es bleibt mehr Zeit für Training und Regeneration.

Dazu ist Gladbach gewissermaßen eine Wundertüte. Die Erwartungen sind nach dem miesen Vorjahr zurückgeschraubt und man kann ein wenig aus der Rolle des Underdogs agieren. Zusammen mit dem freilich weiterhin mehr als ordentlichen Kader und dem in meinen Augen sehr guten Trainer wird Farke die Borussia zum Überraschungsteam der Saison entwickeln.

Mario Götze glänzte beim 4:0-Sieg der Frankfurter im Pokal in Magdeburg.getty

Mario Götze zeigt's der Welt noch mal

von Maximilian Lotz

Spätestens nach seiner starken Vorstellung im DFB-Pokal in Magdeburg ist Mario Götze wieder in aller Munde. Nach zwei Jahren bei der PSV Eindhoven hat sich der WM-Held von 2014 eindrucksvoll zurückgemeldet und nicht nur sein Trainer Oliver Glasner gerät ins Schwärmen.

"Hervorragend", beurteilte der Coach der Frankfurter Eintracht Götzes Leistung anschließend. Er habe sich "super zwischen den Linien bewegt", mit dem ersten Kontakt gekonnt die Gegner ins Leere laufen lassen, immer wieder die Mitspieler eingesetzt und nicht zuletzt habe Götze laut Glasner "diesen weiträumigen Blick, wenn dich der Gegner presst, dann die richtige Lösung parat zu haben, das ist schon allerhöchste Kunst".

In der Tat war Götze in jeder Szene die Spielfreude anzusehen. Und zugleich die Reife, die den mittlerweile 30-Jährigen auszeichnet. Ob mit oder ohne Ball - Götze ist der neue Taktgeber im Offensivspiel der Frankfurter, schafft durch intelligente Laufwege Räume oder spielt den auslösenden Steilpass für den nächsten Angriff.

Auch dank Glasner. "Er lässt mir natürlich auch die Freiheiten", sagte Götze. "Ich glaube, ich kann vielleicht das Puzzleteil in dem System sein." Nicht nur in Frankfurt, sondern auch wieder in der Nationalmannschaft. Laut Sport Bild soll Götze bereits auf Hansi Flicks Liste für die WM stehen, der Bundestrainer gratulierte ihm auch zum Wechsel nach Frankfurt.

Götze entschied sich frühzeitig und bewusst für die Eintracht. Damit hat er beispielsweise Timo Werner etwas voraus, schließlich sucht dieser noch nach einer passenden Lösung für die neue Saison. Und die anhaltenden Formschwankungen eines Leroy Sane lassen dessen Platz bei Flick auch durchaus wackeln.

Vor fünf Jahren bestritt Götze sein bislang letztes von 63 Länderspielen. Damit weitere dazukommen, muss er zeigen, dass er sein ganzes Können nicht nur an einem lauen Sommerabend in Magdeburg abrufen kann, sondern auch auf größerer Bühne. In der Bundesliga etwa zum Auftakt gegen seinen Ex-Klub Bayern München oder nächste Woche im Supercup gegen Real Madrid und dann im Herbst in der Champions League. Wenn er sich seine Leichtigkeit und Spielfreude bewahrt, sollte ihm das locker gelingen. Und dann wird Götze es auch bei der WM nochmal allen zeigen ...

Frank Kramer und Schalke: Diese Ehe wird nicht lange halten

Von Filippo Cataldo

Beim FC Schalke 04 haben sie einige Dinge richtig gemacht nach dem Aufstieg, am wichtigsten dabei war: Sie sind nicht gleich wieder größenwahnsinnig geworden. Den Schalkern scheint es ernst damit, die Aufgabe demütig anzugehen. Sie scheinen zu wissen, dass es mit der insgesamt recht bundesligaunerfahrenen Mannschaft erst einmal darum geht, in der Liga anzukommen und dann die Klasse zu sichern.

Mit der Wahl des Trainers hat sich der Aufsteiger aber keinen Gefallen getan. Frank Kramer hat zweifellos Ahnung und die richtigen Ideen. Er weiß, was er tut - nur hat es der Coach in seiner Karriere selten geschafft, das auch seinen Mannschaften zu vermitteln.

Seit er 2015 bei der SpVgg Greuther Fürth entlassen wurde, war er bei keinem Klub länger als 13 Monaten tätig. Bei Arminia Bielefeld schaffte er zwar in der Saison 2020/2021 als Nachfolger des beliebten Uwe Neuhaus den Klassenerhalt, jedoch scheiterte er daran, der Mannschaft einen aktiveren Spielstil zu vermitteln. Genau dafür - und um Bielefeld zum Ausbildungs- und Weiterverkaufsverein für hochklassige Talente zu machen - war er aber geholt worden. Stattdessen waren die Auftritte der Arminia in der Endphase der vergangenen Saison unter Kramer im besten Fall blutarm.

Kramer steht als Trainer mittlerweile nicht mehr für Aufbruch. Schalke könnte die letzte Chance als Cheftrainer eines deutschen Bundesligavereins für den ehemaligen DFB-Juniorentrainer sein. Doch dafür ist Schalke 04, Demut hin, Respekt vor der Bundesliga her, nicht der richtige Verein. Die Ehe zwischen Schalke und Kramer wird daher nicht lange halten.

Schalke und Bremen haben mit dem Abstieg nichts zu tun

von Tim Ursinus

Traditionell werden die Aufsteiger mehr oder weniger an vorderster Stelle genannt, wenn es um die Abstiegskandidaten geht. In der Saison 2022/23 ist aber alles etwas anders. Schalke 04 und Werder Bremen hätten den Gang in die Zweitklassigkeit nie antreten dürfen - und werden es nicht noch einmal. Beide Abstiege waren letztlich verdient. Mit dem direkten Wiederaufstieg liegen die jeweiligen Krisen aber hinter den Klubs. Die Rehabilitation wurde längst eingeleitet - und der Neuanfang scheint vielversprechend.

Schalke hat seinen Kader radikal umgebaut: Teure Streichkandidaten wie Ozan Kabak wurden abgegeben - und auf der Habenseite stehen zwölf Neuzugänge. Einzig der Abgang von Ko Ikatura wiegt schwer. Dafür wurde sich auf jeder Position sinnvoll verstärkt. Die Transfers der Talente Tom Krauß und Alex Kral sind klare Ausrufezeichen. Japans Kapitän Maya Yoshida als neuer Abwehrchef, Rechtsverteidiger Cedric Brunner und die Mittelffeldspieler Tobias Mohr sowie Florent Mollet sind weitere logische Transfers.

Die Qualität ist zweifellos vorhanden. Mit dem Schwung des überragenden Endspurts in der vergangenen Saison ist nicht nur der Klassenerhalt realistisch, sondern auch ein gesicherter Mittelfeldplatz in der unteren Tabellenhälfte. Ein guter Saisonstart ermöglicht auch dem kritisch gesehenen Trainer Frank Kramer, die auf Schalke so wichtigen Fans von sich zu überzeugen.

Auch Bremens Transfersommer lief nahezu perfekt. Bis auf Ömer Toprak wurden alle Aufstiegshelden gehalten. Von fünf Stammkräften, darunter Marco Friedl und Torjäger Niclas Füllkrug, wurde der Vertrag verlängert. Amos Pieper und Niklas Stark hieven die Defensive auf ein höheres Niveau. Oliver Burke gleicht die Tempodefizite des Sturmduos Füllkrug und Niklas Dorsch aus. Jens Hage, der an Thomas Delaney erinnert, soll der neue Fädenzieher im Mittelfeld werden.

Das Team von Ole Werner hat Schalke und auch einigen anderen Teams also vor allem eines voraus: die Eingespieltheit. Werder wird zwar nicht mehr dominant spielen können, die Gefahr der Fehleinschätzung ist unter Werner, der dem Team seine Spielidee in Rekordzeit vermittelt hatte, aber nicht gegeben. Zumal dieser Kader - auch dank der intelligenten Transfers - immer für eine Überraschung gut ist und gegen bessere Gegner auch auf konsequenten Konterfußball umschalten kann.

Jamie Bynoe-Gittens will beim BVB durchstarten.imago images

BVB: Jamie Bynoe-Gittens wird der nächste Sancho

von Patricia Seiwert

Bei Borussia Dortmund wird Jamie Bynoe-Gittens in dieser Saison seinen großen Durchbruch erleben. Der 17-Jährige tritt in die Fußstapfen von Jadon Sancho - zu seiner BVB-Zeit immerhin ein sogenannter kommender Weltstar. In den letzten Jahren hat der BVB häufig bewiesen, dass man junge Spieler ins kalte Wasser werfen kann - mit Erfolg.

Bynoe-Gittens hat das notwendige Selbstbewusstsein, er hat bereits selbst gesagt, dass er gerne der neue Sancho wäre. Darüber hinaus ist der Flügelspieler temporeich, gut im Eins-gegen-eins und sammelte schon gegen Ende der letzten Saison erste Einsatzzeiten. Es ist daher angedacht, dass er sich in der neuen Spielzeit eine größere Rolle erarbeiten soll.

Zumal dem BVB die Flügelspieler etwas abhandengekommen sind und Trainer Edin Terzic dazu tendiert, jungen Spielern eine echte Chance zu geben. Zwar können Karim Adeyemi und Donyell Malen dort spielen, aber beide müssen ihre Konstanz erst einmal nachweisen. Selbige fehlte beispielsweise Julian Brandt oder auch Giovanni Reyna, der häufig verletzt fehlte. Bynoe-Gittens muss sich bei dieser Konkurrenz nicht verstecken. Er hat das Zeug, die große schwarz-gelbe Überraschung dieser Saison zu werden.

Da hilft auch Baumgart nichts: Köln steigt ab

von Chris Lugert

Steffen Baumgart hat dem 1. FC Köln in der Vorsaison neues Leben eingehaucht. Seine ihm eigene Art, einen Kader mitreißen zu können, führte die Geißböcke völlig überraschend in den Europapokal - zumindest in die Playoff-Runde der Conference League.

Sollte diese überstanden werden, winken dem FC und seinen enthusiastischen Fans mindestens sechs weitere Europapokalabende. Und das Konto der Kölner wird sich über das - wenn auch eher überschaubare - Preisgeld ebenfalls freuen. Denn hier drückt der Schuh. Die finanzielle Situation am Geißbockheim ist alles andere als rosig.

Der Verkauf von Salih Özcan zum BVB brachte zwar etwas Geld ein, doch in den Kader konnte kaum investiert werden. Die Neuzugänge Steffen Tigges, Sargis Adamyan und Linton Maina sollen in der Offensive für Breite sorgen, ihre Bundesliga-Tauglichkeit haben alle drei aber noch nicht unter Beweis gestellt.

Gleichzeitig droht weiter der Abgang von Großverdiener Anthony Modeste, der offen mit einem Wechsel kokettiert. Modeste war in der vergangenen Spielzeit für 23 Tore verantwortlich - der gesamte restliche Kader kam auf 33 Treffer. Ohne ihren mit Abstand besten Torjäger ist der Kader der Kölner nicht gut genug, um auf zwei Hochzeiten tanzen zu können.

Immer vorausgesetzt, die Kölner ziehen in die Gruppenphase der Conference League ein, stehen bis zur WM-Pause Mitte November acht englische Wochen auf dem Programm - Playoff-Spiele eingeschlossen. Selbst mit Modeste, der bereits 34 Jahre alt ist, wird dieses Programm zu einer Mammutaufgabe.

Ohne ihn droht eine Vorrunde, die im Europapokal vielleicht für tolle Nächste sorgt, in der Liga aber zum großen Problem wird. Und ein Rucksack, der sich auch in der Rückrunde nicht mehr abstreifen lässt. Ob die Baumgart'sche Art da allein hilft? Sehr fraglich.

Union Berlin spielt gegen den Abstieg

von Thomas Lehmitz-Artmann

Seit der Saison 2019/20 ist Union Berlin nun schon in der Bundesliga und immer haben es die Eisernen geschafft, die Erwartungen zu übertreffen. Letzte Saison sprang dabei sogar der fünfte Platz heraus und damit die Teilnahme an der Europa League. Mit diesem Höhenflug ist jetzt Schluss.

Die größere, internationale Bühne mit stärkeren Gegnern wie der AS Rom, Manchester United oder dem FC Arsenal wird für den Absturz sorgen. Auch wenn es durch die neuerdings erlaubten Stehplätze endlich in die alte Försterei geht, werden die Fans sich dort unangenehm auf den Hosenboden der Tatsachen setzen müssen. Bei 18.000 Stehplätzen und nur 4.000 Sitzplätzen ein noch unangenehmer Vorgang.

Jordan Siebatcheu und Jamie Leweling können Abgänge wie Taiwo Awoniyi und Grischa Prömel nicht ersetzen. 50 Tore waren schon letzte Saison nicht besonders viel und wird diese Saison noch einmal unterboten. Zudem ist die Liga mit Schalke und Werder in der Breite noch einmal stärker geworden. Weniger Tore und stärkere Gegner bedeuten dann auch weniger Siege und den Abstiegskampf. Daran wird auch der "Öko-Wikinger" nichts ändern.

Schon im ersten Pflichtspiel der Saison im DFB-Pokal gegen den Chemnitzer FC tat sich die Union extrem schwer. Erst in der Verlängerung gelang der Sieg gegen den Regionalligisten. "So wie wir heute gespielt haben, können wir keine Bundesliga spielen.", sagte Union-Manager Oliver Ruhnert nach dem Spiel bei Sky. Wenn die vom Chef erwartete Steigerung ausbleibt, wird das bisher erstklassige Märchen der Eisernen leider ein Ende finden.

Sollen Schalke in der Liga halten: Sebastian Polter und Simon Terodde.imago images

Terodde und Polter schießen zusammen nicht mehr als 15 Tore

von Daniel Buse

Der FC Schalke 04 feierte den direkten Wiederaufstieg nach dem Katastrophenjahr überschwänglich - und in diesem emotionalen Ausnahmezustand wurde auf einmal Simon Terodde zum WM-Kandidaten hochgelobt, zumindest in Gelsenkirchen und Umgebung.

Das seltsame Thema war für einen Journalisten Grund genug, bei einer DFB-Pressekonferenz sogar Bundestrainer Hansi Flick nach dem S04-Knipser und dessen Aussicht auf eine Dienstreise nach Katar zu befragen. "Simon Terodde ist schon ein Stürmer, der sehr viele Tore macht - jetzt in der 2. Liga", gab Flick zu Protokoll.

Und damit ist schon alles gesagt: Der Zusatz ist das Entscheidende, denn bislang hat Simon Terodde in seiner doch schon langen Karriere noch nicht bewiesen, dass er auch in Deutschlands höchster Spielklasse eine Tormaschine sein kann. Lange Jahre war er in der 2. Liga unterwegs, in der Bundesliga gelangen ihm bislang in 58 Partien magere zehn Treffer.

Seltsamerweise holten die Schalker mit Sebastian Polter vom VfL Bochum einen weiteren erfahrenen, wuchtigen Mittelstürmer, quasi einen Terodde-Klon. Auch Polter glänzte bislang in der Bundesliga nicht (19 Tore in 97 Spielen). Dass die beiden nun Seite an Seite für Königsblau in der Bundesliga stürmen, ist schwer vorstellbar.

Dass die beiden nun im gesetzteren Alter von 34 und 31 Jahren auf einmal nach dem Aufstieg durchstarten und mehr als 15 Tore zusammen erzielen, ebenso. Und dass Simon Terodde mit zur WM fährt, ist ausgeschlossen.