Fast wöchentlich grüßen die Marcus-Thuram-Gerüchte. Der Offensivmann von Borussia Mönchengladbach wird in diesen Tagen wieder mit einigen potenziellen neuen Arbeitgebern in Verbindung gebracht. Der Fakt, dass sein Vertrag mit den Fohlen im kommenden Sommer ausläuft, macht die Gerüchte umso brisanter. In der Thuram-Verlosung ist erneut auch Bayern München.
Der deutsche Rekordmeister hat die Baustelle im Mittelsturm nach dem Abgang von Robert Lewandowski noch nicht zur Zufriedenheit aller Beteiligten geschlossen. Zunächst versuchte es Julian Nagelsmann mit einer fluiden Doppelspitze, dann mit Sadio Mané und später mit Serge Gnabry als jeweiligem Solo-Neuner. In den vergangenen Spielen durfte sich Eric Maxim Choupo-Moting auf der Position versuchen und tat dies bravourös. Aber natürlich ist der 33-Jährige keine langfristige Lösung.
Sollte Nagelsmann nicht wieder zu einer Grundformation mit Doppelspitze zurückkehren, müssen die Bayern nach einer Alternative für die Neun Ausschau halten. Der 32-malige Meister wurde bereits in der Vergangenheit immer wieder mit Thuram in Verbindung gebracht.
Ein ablösefreier Wechsel im Sommer scheint nicht unrealistisch - trotz des möglichen Interesses anderer Klubs. Zudem wäre dieser Transfer ein recht risikoarmes Investment. Aber würde Thuram wirklich die angesprochene Baustelle im Mittelsturm mit einem Schlag beheben?
Thuram brilliert im Farke-System
Diese Frage stellt sich angesichts des Spielerprofils von Thuram und seinen Auftritten in den vergangenen Jahren zwangsläufig. Er kam 2019 zu Borussia Mönchengladbach und spielte unter dem damaligen Fohlen-Trainer Marco Rose zunächst vorne zentral, aber im Verlauf der ersten zwei Jahre mehrheitlich auf der linken Flügelstürmerposition. Nur gelegentlich stürmte Thuram an der Seite von Breel Embolo oder Alassane Pléa in einer Doppelspitze.
Das änderte sich unter Adi Hütter in der Spielzeit 2021/22, als Thuram über das Jahr hinweg häufiger zwischen Linksaußen und Mittelsturm pendelte, wobei es Monate gab, in denen Thuram weiterhin auf dem Flügel blieb. In dieser Saison hat er sich im Sturmzentrum festgespielt, während Pléa auf der linken Außenbahn aufgeboten wird. Die beiden Franzosen haben also über einen längeren Zeitraum nach und nach die Positionen getauscht.
Nur ist der 25-Jährige kein rückwärtsgewandter Zielspieler, der mit dem Gesicht zum eigenen Tor die Bälle lange verteidigen und weiterleiten kann. Sein Spiel ist vorwärtsgewandt. Schon als Flügelstürmer zog der Franzose gerne in den Strafraum und versuchte Halbfeldflanken direkt zu verwerten. Deshalb verwundert es auch nicht, dass er sich als Gladbacher Mittelstürmer sehr gut ins System von Daniel Farke eingefügt hat.
Farkes Team macht das effektive Spielfeld lang und kreiert freie Zonen. Thuram wird häufig mit Dynamik ins letzte Drittel oder direkt in den Strafraum geschickt. Mit 7,5 erhaltenen Vorwärtspässen und 6,4 Ballberührungen im Strafraum pro 90 Minuten gehört er laut FBref.com zu den besten 15 Prozent aller Stürmer in den Top-5-Ligen Europas. Das handfeste Resultat sind acht Tore bei 6,9 Expected Goals in der Bundesliga und damit Rang eins in der Torschützenliste. Gleichzeitig ist seine Produktivität im Passspiel im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen, was der neuen Rolle geschuldet ist.
Thuram: Qualitativ ein Spieler für den FC Bayern
Der Name Thuram stand einst für defensive Weltklasse, wobei sich Vater Lilian ebenfalls nicht in eine einzelne Schublade stecken ließ, denn er war ein gleichwertig guter Rechts- als auch Innenverteidiger. Bei Sohn Marcus ist es ähnlich. Er gehört zu einer großen Riege von Angreifern, die außen und innen gleichermaßen spielen können. Namen wie Marcus Rashford, Donyell Malen, Heung-min Son oder auch die Bayern-Spieler Sadio Mané und Serge Gnabry kommen einem in den Sinn.
Doch genau darin liegt die Krux: Thuram bringt trotz seiner größeren Statur ein ähnliches Verständnis von Offensivfußball wie etwa Mané und Gnabry mit. Er wurde gerade bei Guingamp auf dem Flügel groß, hatte das Spiel oftmals vor sich und versucht auch heute noch im Mittelsturm weiterhin nach vorne zu agieren und weniger als Lewandowski-hafter Ballhalter aufzutreten, weil diese Spielweise auch nicht durch seine technischen Fähigkeiten wie auch seine Wahrnehmung auf dem Spielfeld begünstigt wird.
Die Bayern spielen unter Nagelsmann jedoch eine enge Formation und benötigen bei Angriffen aus dem offenen Spielaufbau immer wieder einen guten Ablagenstürmer. Thuram könnte diese Rolle einnehmen und wohl auch passabel erfüllen, der große Durchbruch in puncto Mittelstürmer-Suche wäre er allerdings in diesem Kontext nicht.
Angesichts des weiträumigen Gladbacher Spiels bestünde in den kommenden Monaten zudem nicht die Möglichkeit für Thuram, sein Spiel als ballhaltender und prallender Mittelstürmer zu verfeinern. Das könnte bei einem Wechsel zu den Bayern erst an der Säbener Straße geschehen.
So sind die aktuell wieder aufflammenden Gerüchte hinsichtlich eines möglichen Wechsels von Thuram zu den Bayern ein wenig kritisch zu sehen. Er hat die Klasse für den Rekordmeister, aber er wäre momentan nicht der für die oftmals dominant auftretende Mannschaft notwendige Mittelstürmer.
FC Bayern: Die Spiele bis zur WM-Pause
Termin | Gegner | Wettbewerb | Ort |
29. Oktober, 15.30 Uhr | FSV Mainz 05 | Bundesliga | Heim |
1. November, 21 Uhr | Inter Mailand | Champions League | Heim |
5. November, 15.30 Uhr | Hertha BSC | Bundesliga | Auswärts |
8. November, 20.30 Uhr | Werder Bremen | Bundesliga | Heim |