Während der PR-Reise nach Texas plante Sven Mislintat noch die Mission Klassenerhalt, wenige Tage nach der Rückkehr aus den USA ist seine Zeit beim VfB Stuttgart abgelaufen. Nach gescheiterten Gesprächen über die Vertragsverlängerung hat sich der Fußball-Bundesligist vorzeitig von seinem Sportdirektor getrennt. Es habe "keinen gemeinsamen Nenner für eine Fortsetzung" der Zusammenarbeit gegeben, sagte Mislintat.
Der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle bedauerte in der gemeinsamen Mitteilung am Mittwoch Mislintats Entscheidung, das "absolut marktgerechte Angebot" des Vereins nicht anzunehmen. "Die Verhandlungen jetzt zu beenden", betonte er, "ist eine gemeinsame Entscheidung aller Verantwortlichen."
Diese müssen sich nun nach einem neuen Sportdirektor umschauen - und eine weitere wichtige Personalie abhaken. Ob es nach der WM-Pause mit Interimstrainer Michael Wimmer weitergeht, soll spätestens bis zum Trainingsstart am 12. Dezember geklärt sein. Bis dahin will der VfB "die nötigen Personalentscheidungen treffen, um mit einem starken Team in die zweite Saisonhälfte zu gehen".
Stuttgart liegt nach 15 Spieltagen mit nur drei Siegen auf Relegationsplatz 16. Wimmer hatte den VfB im Oktober nach der Entlassung von Pellegrino Matarazzo übernommen und die Schwaben - laut Mislintat - in eine "gute Ausgangsposition" im Kampf gegen den Abstieg geführt. Dennoch ist Wimmers Zukunft offen, gehandelt wurden in Stuttgart zuletzt der Däne Jess Thorup, der Niederländer Alfred Schreuder und Routinier Bruno Labbadia.
Auf Mislintats Unterstützung kann Wimmer nicht mehr bauen, als dessen Nachfolger sind Rachid Azzouzi (SpVgg Greuther Fürth) und Marcus Mann (Hannover 96) im Gespräch.
Nach kicker-Informationen soll erst die Entscheidung über den neuen Sportdirektor fallen - und dann die Trainerfrage geklärt werden. Es wartet viel Arbeit auf Wehrle sowie dessen weltmeisterliche Berater Sami Khedira und Philipp Lahm.
Rückendeckung von den Fans darf Wehrle dabei nicht erwarten, Mislintat war wegen seiner emotionalen Art an der Seitenlinie und seiner cleveren Kaderzusammenstellung beliebt, mehr als 12.000 Anhänger hatten eine Online-Petition für den Verbleib des früheren Chefscouts von Borussia Dortmund und dem FC Arsenal unterzeichnet.
Nach seinem Wechsel aus London verhalf er dem VfB zur Rückkehr in die Bundesliga, bei den Transfers von Silas, Sasa Kalajdzic oder dem derzeitigen WM-Teilnehmer Wataru Endo bewies Mislintat die Qualitäten, die ihm den Spitznamen "Diamantenauge" eingebracht hatten. In dieser Saison entwickelten sich jedoch nicht alle von Mislintat geholten Talente wie gewünscht, für Trainer Matarazzo folgte das Aus, sein Assistent Wimmer übernahm.