BVB - Niklas Süle und sein Dasein als Bankdrücker bei Borussia Dortmund: Der Hummels der Gegenwart

Niklas Süle, BVB, Borussia Dortmund
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Niklas Süle spielt bei Borussia Dortmund bislang eine Saison zum Vergessen, sein Anteil am Aufschwung des BVB ist quasi null. Seine Trainer Edin Terzic und Julian Nagelsmann stellten Forderungen an den 28-Jährigen. So langsam sollte sich Süles Situation als Bankdrücker verändern.

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Wenigstens hat Niklas Süle seinen Humor nicht verloren. Was das beste Essen nach einem Spiel sei, wurde der Innenverteidiger von Borussia Dortmund kürzlich bei DAZN gefragt. Süle, der den Fragen nach seiner Fitness und Ernährung seit Jahren nicht entkommt, antwortete: "McDonald's."

Diese Ehrlichkeit in allen Ehren, doch sie verlängert die Debatten natürlich auch und zieht meist unmittelbar weitere Meinungsäußerungen an. Diesmal war es der seit fast vier Jahren arbeitslose Trainer Markus Babbel, der, um mit Thomas Tuchel zu sprechen, aus dem Ruder lief und urteilte: "Ich kenne ihn noch aus Hoffenheim, als er 17 war. Auch da war schon das Thema: Sechsmal Pizza, acht Döner, das geht so nicht! Ich glaube, er hat ein Problem damit, die Disziplin aufzubringen, um alles dafür zu tun. Wenn du drei, vier Kilo mehr mit dir herumschleppst, merkst du das auf dem Niveau. Da hat er große Defizite."

Auch diesen Angriff wird Süle überstehen, vor geraumer Zeit sagte er einmal mit einem innerlichen Achselzucken: "Irgendjemand meint urteilen zu müssen, in was für einer körperlichen Verfassung ich bin." Fraglicher ist aktuell eher, wie Süle aus der Situation herauskommt, in der er sich derzeit in sportlicher Hinsicht befindet.

Der 28-Jährige spielt bislang eine Saison zum Vergessen. Beziehungsweise er spielt sie nicht, sondern nur rund ein Drittel davon: Erst 403 von 1170 möglichen Minuten stand Süle beim BVB auf dem Feld. Lediglich viermal stand er in der Startformation, in vier Partien saß er die gesamte Zeit über draußen und in vier Begegnungen kam er auf eine Spielzeit von 20 oder weniger Minuten.

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BVB: Anteil von Niklas Süle am Aufschwung quasi null

Damit war im Sommer nicht unbedingt zu rechnen, als ihn Sportdirektor Sebastian Kehl zum Trainingsstart lobte: "Niki hat deutlich mehr gemacht als alle anderen. Wenn er gesund bleibt und an seinen Themen arbeitet, dann wird er noch viel, viel besser werden."

Diese Arbeit scheint nun entweder bisher noch nicht gefruchtet zu haben oder zumindest nicht in dem Maße, dass sie ausreicht, um seine Konkurrenten Nico Schlotterbeck und Mats Hummels zu verdrängen. Diesem Pärchen vertraut Trainer Edin Terzic nun schon geraumer Zeit - und seitdem ging es für den BVB bergauf. Süles Anteil am Aufschwung nach dem schwachem Saisonstart ist quasi null.

Angesprochen auf die Situation im Dortmunder Abwehrzentrum betonte Terzic zuletzt mehrfach wortgleich, wie überaus glücklich er sei, "dass wir drei Innenverteidiger auf einem sehr ähnlichen Niveau haben". Doch gespielt haben eben beinahe ausnahmslos Schlotterbeck und Hummels. "Niklas kennt die Gründe dafür. Er weiß, woran er ist. Und woran er noch arbeiten muss. Und trotzdem weiß er auch um die Wichtigkeit."

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BVB-Trainer Terzic über Niklas Süle: "Er trainiert gut"

Es ist jetzt natürlich auch keine Sensation, dass bei dieser Personalauswahl einer der drei Innenverteidiger draußen sitzt und Terzic nicht Spiel für Spiel munter hin- und hertauscht. Zumal es auch das aktuell favorisierte Duo schon getroffen hat: Hummels saß trotz starker Hin- zu Beginn der vergangenen Rückrunde längere Zeit auf der Bank, Schlotterbeck kam nach Verletzung am Saisonende in den vier letzten Bundesligaspielen nur zu einer einzigen Einsatzminute.

Bei beiden drehte sich der Wind schnell wieder in die gewünschte Richtung. Nun muss Süle, im Vorjahr noch in 34 von 41 Pflichtspielen in der Startelf, diese schwierige Phase überstehen. Sie ist mittlerweile mehr als nur eine Momentaufnahme, sondern vielmehr ein klarer Trend. Immerhin sendete Terzic zuletzt positive Signale.

Vor dem 3:3 gegen Frankfurt meinte der Coach, dass alle drei Spieler "sehr nah beieinander sind", wenngleich das aktuelle Duo "sich sehr gut gefunden und uns eine gute Stabilität gegeben" hat. Aber: "Trotzdem wissen wir um die Qualitäten und das Potential von Niklas Süle. Wir wissen, dass es jetzt in den nächsten Tagen noch sehr viele wichtige Spiele für uns geben wird und da wird auch immer das Risiko abgewägt, was es bedeutet, wenn jemand nicht so ganz frisch oder angeschlagen in ein Spiel hineingehen würde. Da ist Niklas sehr stabil. Er trainiert gut und verdient sich gerade, auf dem Platz zu stehen. Deshalb wird es auch nicht mehr lange dauern."

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Niklas Süle erhält Forderung von Julian Nagelsmann

So langsam sollte sich auch etwas tun für Süle, denn auch die Zeit bis zur Heim-EM im kommenden Jahr wird knapper. Bundestrainer Julian Nagelsmann nominierte Süle zwar zuletzt im Gegensatz zu Schlotterbeck für die USA-Reise, doch da sah man besonders in der Partie gegen Mexiko eben auch sehr deutlich, dass der dort als Rechtsverteidiger eingesetzt Süle derzeit keinerlei Rhythmus hat.

Einen Süle ohne ausreichend Spielpraxis wird Nagelsmann nicht für das Turnier nominieren, so viel dürfte feststehen. Zumal auch er dem Abwehrspieler Aufgaben ins Pflichtenheft geschrieben hat. "Er muss an seine maximale Leistung herankommen und den Anspruch haben, in Dortmund absoluter Stammspieler zu sein. Ob rechts oder innen, ist zweitrangig. Nicht nur mitzulaufen, sondern eine tragende Rolle zu spielen", sagte Nagelsmann.

Nach Süles missglücktem Auftritt gegen Mexiko, bei dem er bei beiden Gegentoren schlecht aussah, nahm in Nagelsmann aber in Schutz. "Bei Niklas habe ich das einkalkuliert und bewusst gemacht. Wir können auf ihn nicht verzichten, weil er einer der besten Spieler auf der Position in der Bundesliga ist. Auf Sicht schätzen wir diesen Spieler stark ein. Deshalb haben wir entschieden, ihn trotzdem mitzunehmen. Damit er weiß, dass wir mit ihm planen."

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BVB vor schweren Wochen - Chancen für Niklas Süle?

Die nächste Nominierung für die Länderspiele gegen die Türkei (18. November) und Österreich (21. November) wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Nimmt Nagelsmann Süle erneut mit, würde er seinen Worten Taten folgen lassen. Aussicht auf Besserung ist auch im Verein gegeben. Nicht nur durch Terzics kürzliche Aussage.

Der BVB hat bis Weihnachten noch mindestens elf Pflichtspiele zu absolvieren. Die kommenden neun werden allesamt knüppelhart: im Pokal gegen Hoffenheim, dann in der Liga gegen den FC Bayern, anschließend Newcastle, Stuttgart, Gladbach, Mailand, Leverkusen, Leipzig und Paris. Da würde es verwundern, sollten Süles Spielanteile weiter auf dem derzeit überschaubaren Niveau bleiben.

"Sich ungerecht behandelt zu fühlen, ist relativ dumm. Du musst versuchen, dem Trainer die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen", sagte Süle beim DFB Anfang September zu seiner Situation in der Nationalelf, für die er zuvor nicht nominiert worden war. Da war Hansi Flick noch Bundestrainer und er kein Bankdrücker in Dortmund. Nun haben sich die Vorzeichen verändert - und Süle wird daran gemessen, wie gut er seine damalige Äußerung in die Tat umsetzen kann.

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BVB: Die kommenden Gegner von Borussia Dortmund

DatumWettbewerbGegnerHeim/Auswärts
1.11., 18 UhrDFB-PokalTSG HoffenheimH
4.11., 18.30 UhrBundesligaFC BayernH
7.11., 18.45 UhrChampions LeagueNewcastle UnitedH
11.11., 15.30 UhrBundesligaVfB StuttgartA
25.11., 15.30 UhrBundesligaBorussia MönchengladbachH
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