Pyrotechnik keine Waffe! "Unsere Kurve" begrüßt dreijährige Hafstraße für Fan der TSG Hoffenheim nach Böllerwurf

SID
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Die mehrjährige Haftstrafe für einen Böllerwerfer aus dem Lager der Anhänger von Bundesligist TSG Hoffenheim stößt beim Fanbündnis "Unsere Kurve" auf Unterstützung.

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"Wir sehen das Urteil positiv", sagte Bündnissprecher Thomas Kessen dem SID einen Tag nach dem aufsehenerregenden Urteil des Landgerichts Augsburg.

"Wir unterscheiden zwischen Pyro als optischem Stilmittel und Pyro als Waffe. Böller sind für uns noch nicht einmal ein Teil von Pyro, und wer Waffen einsetzt, gehört vor Gericht", erklärte Kessen die Haltung seiner Organisation zu einem der härtesten Richtersprüche in der deutschen Rechtsgeschichte wegen Gewaltexzessen bei Fußballspielen.

In dem Augsburger Verfahren war ein Hoffenheimer Fan zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden. Das Gericht sah den Tatvorwurf der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion in Tateinheit mit Körperverletzung in zwölf Fällen als erwiesen an.

Der geständige Täter hatte im November während des TSG-Bundesligaspiels beim FC Augsburg einen in Deutschland verbotenen Mamba-Böller mit extrem starker Sprengkraft in einen Zuschauerblock geworfen. Laut Gericht würden solche Knallkörper auch zur Sprengung von Geldautomaten benutzt.

Tausende Menschen seien durch die Explosion in Terrorangst versetzt worden, hielt das Gericht bei seiner mündlichen Urteilsbegründung außerdem fest. Die Verletzten, zu denen auch Kinder gehörten, müssen vereinzelt ein Leben lang die Folgen der Tat ertragen. Neben dem Hauptangeklagten erhielten drei weitere TSG-Fans wegen Beihilfe Bewährungsstrafen zwischen zehn und 18 Monaten.

Aus Kessens Sicht sollte das Urteil aber nicht zur Rechtfertigung von strengeren Fan-Kontrollen durch Polizei und weitere Sicherheitskräfte der Vereine führen. "Für Hardliner ist jeder Vorfall, bei dem Menschen zu Schaden kommen, ein willkommener Anlass nach noch mehr Law and Order (dt.: Recht und Ordnung/d.Red.) zu rufen. Wir sind aber skeptisch, ob das Problem dadurch gelöst wird", sagte der Politikwissenschaftler. Kessen plädierte vielmehr für Stärkung von "sozialpädagogischen Fanprojekten, weil dadurch jüngere Fans erreicht werden können und Fehlverhalten in Zukunft verhindert werden kann".