Finale: Heynckes' Bayern vs. Fohlen-Elf

Von SPOX
Bundesliga-Voting, 50 Jahre
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Halbfinale 2: Borussia Dortmund 2011/12 - Borussia M'gladbach 1970/71

Beste Elf BVB: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Kehl, Gündogan - Blaszczykowski, Kagawa, Götze - Lewandowski

1. Runde: Der Double-Sieger 1. FC Köln 1977/78 war chancenlos gegen den Double-Sieger 2011/12, der auf 76,3 Prozent der Stimmen kam.

Viertelfinale: Knapper Sieg gegen die Bayern von 1998/99 mit 52,2 Prozent.

Das besondere Spiel: Die Superlative waren die üblichen. Von einem Treffen der Giganten war die Rede, von einem Festtag für den deutschen Fußball. Eine halbe Million Tickets hätten für das Spiel der Spiele an den Mann und die Frau gebracht werden können. Und es ging auch um sehr viel: Ums Prestige im Allgemeinen und die Wachablösung an der Tabellenspitze oder aber die Entscheidung im Titelrennen im Besonderen.

Der FC Bayern strotzte vor Selbstvertrauen. Neun Pflichtspiele in Folge hatte man wettbewerbsübergreifend gewonnen und sich in der Bundesliga die Möglichkeit erarbeitet, den Titel aus eigener Kraft zu gewinnen. Doch dazu bedurfte es einer Kleinigkeit an diesem 11. April 2012. Dazu musste ein Sieg her beim Titelverteidiger, ein Sieg in Dortmund.

Der BVB setzte im Vorfeld auf ein fast schon enervierendes Understatement. Die Bayern seien "eine tolle Mannschaft" mit "absoluten Weltklassespielern", vor denen Dortmund "Respekt hat", betonte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Ähnlich Trainer Jürgen Klopp: "Wer ganz oben dabei sein will, muss Nervenkitzel ertragen können. Wenn es am Ende reicht, sind wir verdienter Sieger, und wenn es nicht reicht, akzeptieren wir das auch."

Auf dem Platz war es dann aber vorbei mit den Respektsbezeugungen. Dortmund spielte eine überragende erste Halbzeit und hatte die Bayern eine Stunde lang vollkommen im Griff. Der Rekordmeister brachte seine gefährlichen Flügel mit Franck Ribery und Arjen Robben nicht ins Rollen. Thomas Müller war an die Kette gelegt, und Mario Gomez von der Außenwelt vollkommen abgeschnitten. Manuel Neuer und dem puren Glück war es zu verdanken, dass die Bayern nicht mit einem Rückstand in die Halbzeit gingen.

Robert Lewandowskis Hacke und Roman Weidenfellers Elfmeterparade gegen Arjen Robben entschieden schließlich die Partie zugunsten des amtierenden Meisters und brachten Dortmund der Titelverteidigung ganz nahe.

Für die Bayern war es die vierte Niederlage gegen den BVB in der Bundesliga in Serie und die Bestätigung der bösen Ahnung, dass man auf nationalem Parkett nur noch die zweite Geige spielte. "Man kann es nicht viel besser machen, als wir es gespielt haben. Hut ab vor meiner Mannschaft. Das war am Anschlag. Wie wir reagiert haben in so einer Drucksituation, das war schon außergewöhnlich", sagte Klopp und hatte vollkommen Recht.

Beste Elf Gladbach: Kleff - Sieloff, Vogts, Müller - Wimmer, Netzer, Dietrich, Köppel - Heynckes, Laumen, Le Fevre

1. Runde: Der klarste Sieg im bisherigen Turnierverlauf: 87,3 Prozent sahen die Gladbacher stärker als den 1. FC Köln 1963/64.

Viertelfinale: Souveräner Erfolg mit 58,7 Prozent im "Bruderduell" mit den Fohlen der Spielzeit 1974/75.

Das besondere Spiel: Es ist die 88. Minute im Bökelberg-Stadion. Es steht 1:1 zwischen Gastgeber Gladbach und Werder Bremen am 27. Spieltag. Günter Netzer schlägt einen ruhenden Ball gefährlich Richtung Tor. Bremens Keeper Günter Bernhard kann das Leder gerade noch über die Latte boxen, ehe er mit Gladbachs Herbert Laumen kollidiert.

Laumen verliert die Kontrolle und fällt schwungvoll - Gesäß voraus - ins Netz. Nur einen Augenblick später knickt der linke Pfosten kurz oberhalb der Grasnarbe ein, kippt nach hinten und bringt die Latte zum Einsturz. Laumen ist gefangen und hat sich Schutz reflexartig zusammengerollt. "Wenig später lag ich schon wie ein Fisch im Netz", schildert der Gladbacher das Geschehen.

Danach wird es aber erst kurios: Der unerfahrene Schiedsrichter Gert Meuser weiß nicht so recht, wie es weitergehen soll. Gladbachs Kapitän Netzer fordert den sofortigen Spielabbruch, weil er davon ausgeht, dass die Partie wiederholt wird und die Borussia dann schon den benötigten Sieg einfahren wird. Die Bremer möchten die Partie gern zu Ende spielen, weil sie mit dem 1:1 bestens leben können und richten das Tor wieder auf. Die Gladbacher Fans werfen es wieder um. Sie halten es mit Netzer.

Der Platzwart erscheint mit Werkzeug, sieht aber keine Möglichkeit, die Konstruktion zu retten. Meuser schlägt vor, dass doch jemand den Pfosten für die verbleibende Spielzeit festhalten könne, stößt mit seinem Vorschlag aber auf wenig Gegenliebe. Schließlich bricht er die Partie entnervt ab.

Zum Nachholspiel kommt es aber wider Erwarten nicht. Der DFB brummt Gladbach eine Geldstrafe in Höhe von 1500 D-Mark auf und wertet das Spiel 2:0 für Bremen.

"Nach dem Urteil standen wir dann natürlich da wie die Deppen. So ein einzelner Punkt war damals ja noch wertvoller als heute", erinnert sich Horst Köppel, der Gladbach damals in Führung geschossen hatte, im Interview mit SPOX. Die Borussia verliert im Titelrennen also einen Punkt und knapp acht Wochen später, am 33. Spieltag, sogar die Tabellenführung an Verfolger Bayern München.

Dennoch gibt es das Happyend. Weil die Bayern am letzten Spieltag in Duisburg patzen und Gladbach gleichzeitig 4:1 bei Eintracht Frankfurt gewinnt, verteidigt die Borussia ihren Meistertitel.

Die Bundesliga verdankt dem denkwürdigen Spektakel am Bökelberg nicht nur eine der sympathischsten Anekdoten ihrer Geschichte, sondern auch das Tor aus Aluminium. Herbert Laumen kam mit dem Schrecken und dem Spitznamen "Pfostenbruch" davon.

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