Finale: Heynckes' Bayern vs. Fohlen-Elf

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29. März 201312:25
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Die Bundesliga absolviert aktuell die 50. Saison ihrer Geschichte. Anlass genug, die Zeit Revue passieren zu lassen und die besten Mannschaften seit 1963 ins direkte Duell zu schicken. Bei SPOX könnt Ihr die beste Mannschaft aus 50 Jahren Bundesliga wählen. Das große Finale bestreiten nun die aktuelle Mannschaft des FC Bayern, die sich gegen Hamburg 1982/83 durchgesetzt und Borussia Mönchengladbach 1970/71. Die Fohlen-Elf schlägt im Halbfinale Borussia Dortmund 2011/12.

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Wer ist das beste Team der Bundesliga-Geschichte: So lief das Viertelfinale

Halbfinale 1: FC Bayern 2012/13 - Hamburger SV 1982/83

Beste Elf Bayern: Neuer - Lahm, Dante, Badstuber, Alaba - Schweinsteiger, Martinez - Müller, Kroos, Ribery - Mandzukic

1. Runde: Erdrutschsieg gegen den VfL Wolfsburg 2008/09 mit 85,4 Prozent.

Viertelfinale: Knapper Sieg gegen die Maier-Beckenbauer-Müller-Bayern von 1973/74 mit 53,5 Prozent.

Das besondere Spiel: Einen Anflug von Menschlichkeit hatten die Bayern nach ihrem sensationellen Startrekord von acht Siegen bei 26:2 Toren gezeigt: Das Heimspiel gegen Leverkusen ging mit 1:2 verloren und die Liga atmete kollektiv auf. Schalke näherte sich auf vier Punkte an und war halbwegs wieder in Schlagdistanz.

"Die Mannschaft wird nach der Niederlage Druck kriegen, damit muss sie jetzt fertig werden", sagte Klubchef Karl-Heinz Rummenigge und verwies auf den Herbst 2011, als der damals ähnlich komfortable Bayern-Vorsprung auf Borussia Dortmund wegzubröseln begann. Er sei sehr gespannt, wie sich die Mannschaft in Hamburg schlagen werde.

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Als schweres Auswärtsspiel stufte man die Partie beim HSV im Vorfeld des 10. Spieltags ein, schließlich sei Hamburg immer ein hartes Pflaster und der letzte Bayern-Sieg dort liege ja schon sechs Jahre zurück. Zudem wähnte man den HSV auf dem aufstrebenden Ast, der mit Rückkehrer Rafael van der Vaart drei seiner vier Spiele zuvor gewonnen hatte und Kurs auf die Europacup-Plätze nahm.

Dumm nur für die Hamburger und den Rest der Liga, dass die Bayern genau jene Reaktion zeigten, die sich Rummenigge erhofft hatte. Der Rekordmeister spielte in Hamburg an der Grenze zur Perfektion. Bastian Schweinsteiger schloss einen Konter zur Führung ab, Thomas Müller ließ Rene Adler mit einem Kunstschuss aus spitzestem Winkel alt aussehen und Toni Kroos machte den Deckel drauf. Nach 53 Minuten war der HSV technisch k.o. und die Bayern-Fans sangen von der Meisterschaft. Held des Spiels war Franck Ribery, der alle drei Treffer vorbereitete.

Den Hamburgern blieb nur die Kapitulation. "Wir haben gegen eine Mannschaft verloren, die eine Klasse besser war als wir. Die Niederlage tut nicht so weh. Wir können das ganz gut einordnen", sagte Adler. Van der Vaart sah einen "chancenlosen" HSV.

Und die Bayern? Die verzichteten auf die üblichen Plattitüden, dass man ja noch nichts erreicht habe und die momentane Form nur eine Momentaufnahme sei. Ganz im Gegenteil. "Das war teilweise fast schon Fußballkunst", sagte etwa Präsident Uli Hoeneß. Trainer Jupp Heynckes sprudelte vor Freude und Energie fast über: "Überragend, erstklassig, einer ist für den anderen da, wir suchen gemeinsam den Erfolg."

Und selbst Berufsskeptiker Matthias Sammer fiel in den Chor ein und lobte Heynckes überschwänglich: "Was man bis hier hin erkennen kann, ist allein sein Verdienst." Dass diese Mannschaft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der nächste Meister werden würde, konnte man an diesem 3. November übrigens auch schon ganz gut erkennen.

Beste Elf HSV: Stein - Hieronymus - Kaltz, Jakobs, Wehmeyer - Rolff, Groh, Hartwig, Magath - Milewski, Hrubesch

1. Runde: Mit 59,6 Prozent Sieger im Duell mit dem Aufsteiger-Meister 1. FC Kaiserslautern 1997/98.

Viertelfinale: Überraschend glatter Erfolg über die Bayern von 2000/01 mit 70,3 Prozent.

Das besondere Spiel: Uli Stein war kalt wie Hundeschnauze: "Wir brauchen nicht nach Bremen gucken, wir gewinnen hier sowieso", sagte der HSV-Keeper kurz vor dem Spiel auf Schalke am letzten Spieltag in eine Fernsehkamera. Aber zumindest mit einem Ohr waren die Hamburger beim großen Rivalen.

Werder war punktgleich mit dem HSV und empfing den VfL Bochum im eigenen Stadion. Ein Sieg für Rudi Völler und Co. schien sicher wie das Amen in der Kirche.

Ernst Happel: Das grantige Genie

Die Voraussetzungen für die Hamburger waren nicht ganz ideal. Ernst Happel sprach von einer "abnormalen Hitze" an diesem 6. Juni 1983 und der HSV hatte nicht eben entspannte Tage hinter sich. Noch ganz frisch war der größte Triumph der Vereinsgeschichte mit dem 1:0 im Landesmeisterfinale gegen Juventus, aber auch die damit verbundenen Strapazen.

Es ging auch nicht gut los im Parkstadion, denn Stürmer Jürgen Milewski verletzte sich ohne gegnerische Einwirkung schon nach 20 Minuten so schwer, dass er ausgewechselt werden musste. Da Lars Bastrup ebenfalls verletzt war, musste Allan Hansen einspringen.

Dennoch ging der HSV in Führung. Es war das letzte Mal, dass der Spielzug "Manni Flanke, ich Kopfball, Tor!" zur Anwendung kam. Kaltz zog den Ball mit einer seiner berühmten Bananenflanken von der rechten Seite nach innen und Hrubesch vollstreckte mit unnachahmlicher Wucht. Es war das 18. Saisontor des "Langen". Sein letztes von 96 Bundesliga-Toren für den HSV.

Der Spitzenreiter führte, doch die Freude währte nicht allzu lang. Unmittelbar vor der Pause entwischte Wolfram Wuttke der HSV-Abwehr und vollstreckte alleinstehend vor Stein zum 1:1. Noch war nichts passiert, auch in Bremen stand's 1:1. Doch dann ließ es Frank Neubarth für Werder klingeln (49.) und die Grün-Weißen lagen an der Tabellenspitze. Aber nur 150 Sekunden lang, denn dann kam Felix Magath.

Der Held von Athen trotzte der sengenden Hitze und sprintete nach einem Ballgewinn des HSV in der eigenen Hälfte unwiderstehlich los. 30, 40 Meter später servierte Hamburgs Nr. 10 dann ein Weltklassezuspiel quer durch den Schalker Defensivverbund genau auf den Fuß von Wolfgang Rolff, der mit etwas Glück zum 2:1 für den HSV traf (52.).

Auch wenn jeder Schritt "zur Qual" wurde, wie Rolff sagte, und Libero Holger Hieronymus nach einer Stunde verletzt vom Platz musste, brachte der HSV den Sieg nach Hause und die Meisterschaft in trockene Tücher. Die "Westfälische Rundschau" bezeichnete den HSV damals als "Fußballmaschine, das perfekteste Team Europas". Selbst Happel wollte da nicht widersprechen. Und Horst Hrubesch sang: "Kling, Glöckchen, klingelingeling - HSV ist Meister, Werder ist nur Zweiter, Stuttgart leider Dritter, oh, wie ist das bitter."

Seite 2: Dortmund 11/12 - Gladbach 70/71

Halbfinale 2: Borussia Dortmund 2011/12 - Borussia M'gladbach 1970/71

Beste Elf BVB: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Kehl, Gündogan - Blaszczykowski, Kagawa, Götze - Lewandowski

1. Runde: Der Double-Sieger 1. FC Köln 1977/78 war chancenlos gegen den Double-Sieger 2011/12, der auf 76,3 Prozent der Stimmen kam.

Viertelfinale: Knapper Sieg gegen die Bayern von 1998/99 mit 52,2 Prozent.

Das besondere Spiel: Die Superlative waren die üblichen. Von einem Treffen der Giganten war die Rede, von einem Festtag für den deutschen Fußball. Eine halbe Million Tickets hätten für das Spiel der Spiele an den Mann und die Frau gebracht werden können. Und es ging auch um sehr viel: Ums Prestige im Allgemeinen und die Wachablösung an der Tabellenspitze oder aber die Entscheidung im Titelrennen im Besonderen.

Der FC Bayern strotzte vor Selbstvertrauen. Neun Pflichtspiele in Folge hatte man wettbewerbsübergreifend gewonnen und sich in der Bundesliga die Möglichkeit erarbeitet, den Titel aus eigener Kraft zu gewinnen. Doch dazu bedurfte es einer Kleinigkeit an diesem 11. April 2012. Dazu musste ein Sieg her beim Titelverteidiger, ein Sieg in Dortmund.

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Der BVB setzte im Vorfeld auf ein fast schon enervierendes Understatement. Die Bayern seien "eine tolle Mannschaft" mit "absoluten Weltklassespielern", vor denen Dortmund "Respekt hat", betonte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Ähnlich Trainer Jürgen Klopp: "Wer ganz oben dabei sein will, muss Nervenkitzel ertragen können. Wenn es am Ende reicht, sind wir verdienter Sieger, und wenn es nicht reicht, akzeptieren wir das auch."

Auf dem Platz war es dann aber vorbei mit den Respektsbezeugungen. Dortmund spielte eine überragende erste Halbzeit und hatte die Bayern eine Stunde lang vollkommen im Griff. Der Rekordmeister brachte seine gefährlichen Flügel mit Franck Ribery und Arjen Robben nicht ins Rollen. Thomas Müller war an die Kette gelegt, und Mario Gomez von der Außenwelt vollkommen abgeschnitten. Manuel Neuer und dem puren Glück war es zu verdanken, dass die Bayern nicht mit einem Rückstand in die Halbzeit gingen.

Robert Lewandowskis Hacke und Roman Weidenfellers Elfmeterparade gegen Arjen Robben entschieden schließlich die Partie zugunsten des amtierenden Meisters und brachten Dortmund der Titelverteidigung ganz nahe.

Für die Bayern war es die vierte Niederlage gegen den BVB in der Bundesliga in Serie und die Bestätigung der bösen Ahnung, dass man auf nationalem Parkett nur noch die zweite Geige spielte. "Man kann es nicht viel besser machen, als wir es gespielt haben. Hut ab vor meiner Mannschaft. Das war am Anschlag. Wie wir reagiert haben in so einer Drucksituation, das war schon außergewöhnlich", sagte Klopp und hatte vollkommen Recht.

Beste Elf Gladbach: Kleff - Sieloff, Vogts, Müller - Wimmer, Netzer, Dietrich, Köppel - Heynckes, Laumen, Le Fevre

1. Runde: Der klarste Sieg im bisherigen Turnierverlauf: 87,3 Prozent sahen die Gladbacher stärker als den 1. FC Köln 1963/64.

Viertelfinale: Souveräner Erfolg mit 58,7 Prozent im "Bruderduell" mit den Fohlen der Spielzeit 1974/75.

Das besondere Spiel: Es ist die 88. Minute im Bökelberg-Stadion. Es steht 1:1 zwischen Gastgeber Gladbach und Werder Bremen am 27. Spieltag. Günter Netzer schlägt einen ruhenden Ball gefährlich Richtung Tor. Bremens Keeper Günter Bernhard kann das Leder gerade noch über die Latte boxen, ehe er mit Gladbachs Herbert Laumen kollidiert.

Laumen verliert die Kontrolle und fällt schwungvoll - Gesäß voraus - ins Netz. Nur einen Augenblick später knickt der linke Pfosten kurz oberhalb der Grasnarbe ein, kippt nach hinten und bringt die Latte zum Einsturz. Laumen ist gefangen und hat sich Schutz reflexartig zusammengerollt. "Wenig später lag ich schon wie ein Fisch im Netz", schildert der Gladbacher das Geschehen.

Danach wird es aber erst kurios: Der unerfahrene Schiedsrichter Gert Meuser weiß nicht so recht, wie es weitergehen soll. Gladbachs Kapitän Netzer fordert den sofortigen Spielabbruch, weil er davon ausgeht, dass die Partie wiederholt wird und die Borussia dann schon den benötigten Sieg einfahren wird. Die Bremer möchten die Partie gern zu Ende spielen, weil sie mit dem 1:1 bestens leben können und richten das Tor wieder auf. Die Gladbacher Fans werfen es wieder um. Sie halten es mit Netzer.

Der Platzwart erscheint mit Werkzeug, sieht aber keine Möglichkeit, die Konstruktion zu retten. Meuser schlägt vor, dass doch jemand den Pfosten für die verbleibende Spielzeit festhalten könne, stößt mit seinem Vorschlag aber auf wenig Gegenliebe. Schließlich bricht er die Partie entnervt ab.

Zum Nachholspiel kommt es aber wider Erwarten nicht. Der DFB brummt Gladbach eine Geldstrafe in Höhe von 1500 D-Mark auf und wertet das Spiel 2:0 für Bremen.

"Nach dem Urteil standen wir dann natürlich da wie die Deppen. So ein einzelner Punkt war damals ja noch wertvoller als heute", erinnert sich Horst Köppel, der Gladbach damals in Führung geschossen hatte, im Interview mit SPOX. Die Borussia verliert im Titelrennen also einen Punkt und knapp acht Wochen später, am 33. Spieltag, sogar die Tabellenführung an Verfolger Bayern München.

Dennoch gibt es das Happyend. Weil die Bayern am letzten Spieltag in Duisburg patzen und Gladbach gleichzeitig 4:1 bei Eintracht Frankfurt gewinnt, verteidigt die Borussia ihren Meistertitel.

Die Bundesliga verdankt dem denkwürdigen Spektakel am Bökelberg nicht nur eine der sympathischsten Anekdoten ihrer Geschichte, sondern auch das Tor aus Aluminium. Herbert Laumen kam mit dem Schrecken und dem Spitznamen "Pfostenbruch" davon.

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