Bayern: Drei Mal Viertelfinal-Aus!

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24. März 201322:26
Gesucht wird das beste Team aus 50 Jahren Bundesligaspox
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Die Bundesliga absolviert aktuell die 50. Saison ihrer Geschichte. Anlass genug, die Zeit Revue passieren zu lassen und die besten Mannschaften seit 1963 ins direkte Duell zu schicken. Bei SPOX könnt Ihr die beste Mannschaft aus 50 Jahren Bundesliga wählen. Im Viertelfinale sind gleich drei Bayern-Teams ausgeschieden. Im Halbfinale stehen sich Bayerns aktuelle Auswahl und der HSV 82/83 gegenüber. Im zweiten Semifinale duellieren sich Dortmund 11/12 und Gladbach 70/71.

Wer ist die beste Mannschaft aus 50 Jahren Bundesliga? Die Ergebnisse der 1. Runde

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Duell 1: FC Bayern 2012/13 - FC Bayern 1973/74

Beste Elf Bayern: Neuer - Lahm, Dante, Badstuber, Alaba - Schweinsteiger, Martinez - Müller, Kroos, Ribery - Mandzukic

1. Runde: Erdrutschsieg gegen den VfL Wolfsburg 2008/09 mit 85,4 Prozent.

Der Schlüsselspieler: "Zerbricht Schweinsteiger an diesem Schuss?", fragte die "Bild" nach dem verlorenen Champions-League-Finale 2012 in der Münchner Allianz Arena. Bayerns Vize-Kapitän wurde zum Gesicht der Niederlage, sein verschossener Elfmeter war entscheidend bei der Niederlage gegen den FC Chelsea. Die Chance, auf die der Klub und Schweinsteiger so lange hingearbeitet hatten, war dahin. Die Frage nach dem Psychoknacks wurde nicht nur in den Boulevardmedien diskutiert.

Später musste Schweinsteiger auch noch das Halbfinal-Aus bei der EM gegen Italien über sich ergehen lassen. Ein weiteres Mal war er einer der Schuldigen, obwohl er sich mit einer Verletzung durchs Turnier schleppte.

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Schweinsteiger antwortete mit einer herausragenden Saison. Nachdem er seine körperlichen Schwierigkeiten in Folge seiner Sprunggelenksprobleme überwunden hatte, wurde er wieder zu einer unumstrittenen Führungsfigur im Team und zum dominierenden Spieler auf dem Platz. Es ist der beste Schweinsteiger aller Zeiten, den die Leute aktuell als Reaktion auf die vielen Zweifel zu sehen bekommen.

Der Münchner ist körperlich in bestechender Verfassung und reißt in jedem Spiel mit die meisten Kilometer seiner Mannschaft ab. Er lenkt das Spiel an der Seite des Neuzugangs Javi Martinez mit klugem Passspiel und gutem Gespür für den Raum. Sein Trainer Jupp Heynckes adelte ihn als "besten Mittelfeldspieler der Welt neben Sergio Busquets".

Die Meisterschaft haben sich die Bayern in dieser Saison schon so gut wie gesichert, im DFB-Pokal sind sie klarer Favorit. Zur endgültigen Rehabilitierung fehlt Schweinsteiger nur noch der Pott mit den großen Ohren.

Beste Elf Bayern: Maier - Beckenbauer - Hansen, Schwarzenbeck, Breitner - Zobel, Roth, Kapellmann - Hoeneß, Dürnberger, Müller

1. Runde: Klarer Erfolg über den SV Werder Bremen 2003/04 mit 74,3 Prozent.

Der Schlüsselspieler: Wer über den FC Bayern der 70er Jahre spricht, der spricht zwangsläufig über die Achse Maier, Beckenbauer, Müller. Es gibt sogar ein Foto, auf dem diese drei Bayern-Legenden in einer Reihe hintereinander verewigt wurden.

Die Geschichte des FC Bayern funktioniert aber nur, wenn auch der Name Hans-Georg, genannt Katsche, Schwarzenbeck erwähnt wird. Er war der Putzer des Kaisers. Der Mann, der die Löcher stopfte, die der stürmende Libero Beckenbauer hinterließ und dem Spiel der Münchner somit Sicherheit und Stabilität verlieh. Der historische Javi Martinez sozusagen.

"Wenn man neben einem Beckenbauer spielt, wirkt man immer wie der Steifere. Aber das war eine gute Kombination. Wir haben uns blind verstanden", sagt Schwarzenbeck. Der Taktikexperte Uli Fuchs ("taz" und "Hattrick") wusste Katsches Spiel zu würdigen. Zur Erfüllung seiner Pflichten "brauchte es mehr als einen stumpfen, kopfballstarken Treter."

Seinen größten Moment erlebte er beim Endspiel des Landesmeistercups in der Verlängerung gegen Atletico Madrid. Die Bayern lagen 0:1 zurück, nichts ging, bis Schwarzenbeck aus 30 Metern einen auspackte und das 1:1 erzielte. Die Bayern retteten sich ins Wiederholungsspiel, das sie 4:0 gewannen.

Schwarzenbeck hat in seiner Karriere alles gewonnen: Deutsche Meisterschaft, DFB-Pokal, Europapokal der Landesmeister, Europapokal der Pokalsieger, Weltpokal, Europameisterschaft, Weltmeisterschaft.

Die glamouröse Welt eines Beckenbauers war ihm trotzdem fremd. Der Lyriker Wolf Wondratschek adelte ihn mit einem empfehlenswerten Gedicht, in dem er ihn auch als Arbeiter aus der Vorstadt beschrieb, "geboren für das Einfache". Schwarzenbeck betrieb nach seinem Karriereende bis 2008 einen Schreibwarenladen im Münchner Stadtteil Au. Noch heute beliefert er den FC Bayern mit Papier, Stiften und sonstigen Schreibwaren.

Duell 1: Die besten Bayern aller Zeiten gegen ihre Vorgänger

Duell 2: Die Generation Kahn/Effenberg gegen Hamburgs Jahrhundertmannschaft

Duell 3: Dortmunds Rekordjäger fordern die besten Bayern der 90er Jahre

Duell 4: Die Fohlen im Infight

Duell 2: FC Bayern 2000/01 - Hamburger SV 1982/83

Beste Elf Bayern: Kahn - Kuffour, Anderson, Linke - Sagnol, Effenberg, Jeremies, Lizarazu - Scholl, Elber, Salihamidzic

1. Runde: Deutlicher Sieg mit 84,7 Prozent im direkten Duell mit der Bayern-Mannschaft von 1986/87.

Der Schlüsselspieler: Von diesen Momenten gab es einige. Diese eine Szene brannte sich aber ins Gedächtnis nicht nur der Bayern-Fans ein: Im Halbfinal-Hinspiel in Old Trafford begrüßte Stefan Effenberg seinen Kontrahenten David Beckham mit einer mörderischen Grätsche. Beim anschließenden Tumult schaltete sich selbstredend auch Uniteds Chef-Wüterich Roy Keane mit ein, wollte gerade loslegen und Effenberg ein paar Takte stecken.

Da stand der aber schon mit erhobenem Zeigefinger vor Keane und im übertragenen Sinn auch 60.000 Red Devils. Es war Effenbergs Art, mit dem Drama von Barcelona zwei Jahre zuvor umzugehen, es war die pure Konfrontation. Und wenn auch die Fans und vielleicht auch der Gegner darauf nicht wie gewünscht reagierten: Die eigene Mannschaft wusste spätestens jetzt, dass dieses eine Spiel ihr Spiel werden sollte. "Da stellt der sich hin und droht den United-Spielern im eigenen Stadion. Wenn du so einen in der Mannschaft hast, kannst du gar nicht anders denken als: ‚Dieses Spiel gewinnen wir. Und sonst keiner'", erinnerte sich Mehmet Scholl.

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Oliver Kahn mag in der Königsklasse die entscheidenden Elfmeter gehalten, Patrick Anderson den Freistoß beim finalen Ligaspiel in Hamburg versenkt haben: Stefan Effenberg wird als Kopf dieser Bayern-Mannschaft mindestens genauso unvergessen bleiben. 25 Jahre mussten die Bayern auf diesen Tag im Mai warten. Dann war der Henkelpott wieder in München.

Vergessen die Nacht von Barcelona zwei Jahre davor, die schwarzen Stunden, die Wutrede von Franz Beckenbauer wenige Wochen davor: "Blamage", "Lehrbuben", "Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft", "Altherrenfußball", hatte der Kaiser gezürnt. Effenbergs Replikt, mit dem Pokal im Arm: "Ich habe noch in der Kabine in Mailand damals zum Franz gesagt: ‚120 Minuten marschieren und noch die Nerven behalten im Elfmeterschießen - nicht so schlecht für eine Altherrentruppe, oder!?'"

Beste Elf HSV: Stein - Hieronymus - Kaltz, Jakobs, Wehmeyer - Rolff, Groh, Hartwig, Magath - Milewski, Hrubesch

1. Runde: Mit 59,6 Prozent Sieger im Duell mit dem Aufsteiger-Meister 1. FC Kaiserslautern 1997/98.

Der Schlüsselspieler: Seine Laufbahn ist unweigerlich verbunden mit dem Namen Fritz Walter. Und wer, bitteschön, kann das schon von sich behaupten? Die schöne Geschichte hat nur zwei Haken: Erstens handelte es sich bei jenem Walter nicht um Walter, Kaiserslautern. Sondern um Walter, Mannheim. Und zweitens bedeutete die Begegnung mit dem kleinen Fritz von den Waldhof-Buben sogleich das Karriere-Aus für Holger Hieronymus. Es war ein Zusammenprall, der eine schwere Knieverletzung zur Folge hatte und eine der hoffnungsvollsten Figuren der 80er Jahre mit einem Mal aus dem aktiven Geschäft kegelte.

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26 Jahre war Holger Hieronymus da gerade einmal alt, das oft bemühte beste Fußballeralter lag noch vor ihm. Dann aber: Walter, Fritz aus Mannheim, Knie kaputt, Ende. Als kleiner Trost kann sich Hiernonymus sagen, dass er bis dahin ziemlich viel ziemlich richtig gemacht hat.

Beim Hamburger SV wurde er gleich in seiner ersten Saison Stammspieler, viele sehen in ihm etwas voreilig die sportliche Reinkarnation von Franz Beckenbauer als Libero - hinter oder vor der Abwehr. Mit dem HSV gewinnt er 1982 und 1983 die Meisterschaft, seinen größten Auftritt behält er sich aber für die internationale Bühne vor. Nachdem er bei Jupp Derwall in der Nationalmannschaft nie den Durchbruch schafft, bleibt seine DFB-Vita mit nur drei Länderspielen stark unterrepräsentiert.

Dafür schlägt im Sommer 83 in Athen seine große Stunde: Im Finale um den Landesmeistercup geht Felix Magaths goldener Schuss in die Geschichtsbücher ein. Die wahren Helden des Abends sind aber Dietmar Jakobs und Hieronymus. Jakobs legt Paolo Rossi, Hieronymus den damals besten Mittelfeldspieler Europas, Michel Platini, 90 Minuten lang an die Kette. Keine zehn Monate später folgt das abrupte Ende.

Duell 1: Die besten Bayern aller Zeiten gegen ihre Vorgänger

Duell 2: Die Generation Kahn/Effenberg gegen Hamburgs Jahrhundertmannschaft

Duell 3: Dortmunds Rekordjäger fordern die besten Bayern der 90er Jahre

Duell 4: Die Fohlen im Infight

Duell 3: Borussia Dortmund 2011/12 - FC Bayern 1998/99

Beste Elf BVB: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Kehl, Gündogan - Blaszczykowski, Kagawa, Götze - Lewandowski

1. Runde: Der Double-Sieger 1. FC Köln 1977/78 war chancenlos gegen den Double-Sieger 2011/12.

Der Schlüsselspieler: Dortmunds Wahnsinns-Saison hat sicherlich viele Gesichter. Roman Weidenfeller, Mats Hummels, den Emporkömmling Robert Lewandowski oder Ilkay Gündogan, der sich nach Startschwierigkeiten sensationell entwickelt hat. Aber Shinji Kagawa überstrahlte wohl alle.

Die Rückrunde der vorangegangenen Saison verbrachte Kagawa fast komplett im Krankenstand, das Mitbringsel vom Asien-Cup war ein durchtrennter Mittelfußknochen und bedeutete de facto das Aus für die restliche Saison. Das 350.000-Euro-Schnäppchen des BVB hatte die schwierigste Zeit seiner noch frischen Karriere zu überstehen und nicht wenige waren skeptisch, ob er die erste schwere Verletzung würde verkraften können. Er konnte.

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Von der ersten Minute an drückte er dem Dortmunder Spiel noch mehr seinen Stempel auf, als er es schon bei seiner Premierensaison vermochte. Noch flinker, noch lebendiger machte er das aggressive Spiel, war Vorbereiter und Vollstrecker. Am Ende standen eindrucksvolle Statistiken: Mit dem BVB holte er das erste Double der Vereinsgeschichte.

Als einziger "echter" Mittelfeldspieler schaffte er es mit zehn Toren unter die Top Ten der Torjägerliste, bei den Assists waren lediglich Franck Ribery (12) und Juan Arango (11) besser als Kagawa (9). Im November wurde er dann zur Krönung noch zu Asiens Fußballer des Jahres gewählt. Da war er schon im Trikot von Manchester United unterwegs. Im Rückblick formulierte sein Mentor Jürgen Klopp den vielleicht eindrucksvollsten unter vielen Lobgesängen: "Shinji war vielleicht einer der außergewöhnlichsten Spieler, den wir jemals gesehen haben."

Beste Elf Bayern: Kahn - Matthäus - Babbel, Kuffour - Basler, Effenberg, Jeremies, Lizarazu - Salihamidzic, Elber, Zickler

1. Runde: Den Klassiker der 90er Jahre entschieden die Bayern mit 57,1 Prozent für sich gegen den BVB von 1994/95.

Der Schlüsselspieler: Wie wertvoll Jens Jeremies für den FC Bayern zu dieser Zeit war, bringt ein Zitat von Mehmet Scholl wunderbar zum Ausdruck. "Einmal gegen Arsenal London, da hat der Jens Jeremies deren Franzosen Vieira umgetreten - aber übel! -, und als der wieder aufstand, hat der Jerry zu ihm gesagt: 'Siehst du die Mittellinie? Kommst du drüber, macht es aua! Hier drüben aua, da drüben gut!'"

Jeremies kam 1998 von den Blauen des TSV 1860 München zu den Roten des FC Bayern. Ein mutiger Schritt, der sich für den gebürtigen Görlitzer schnell bezahlt machen sollte. Bei den Bayern wurde Jeremies zum besten defensiven Mittelfeldspieler Deutschlands - und auch zum letzten Libero.

Es war ein Markenzeichen dieser Bayern-Mannschaft, die ja mit Lothar Matthäus noch einen Spieler aus einer anderen Generation aufbot, die Rolle des Liberos neu zu interpretieren. Matthäus und Jeremies lieferten sich ein Wechselspiel auf dieser Position vor und hinter der Abwehr. Gleichzeitig sicherte Jeremies den Spielmacher Stefan Effenberg mit Laufstärke und Robustheit ab.

Jeremies machte in seiner Debütsaison bei den Roten nur ein Tor, er war ja auch für andere Dinge zuständig. Dieses wählte er jedoch sorgfältig aus: Im Derby gegen die Löwen traf er per Kopf zum 1:0, Endstand 3:1.

Die letzte Adelung erfuhr "Jerry", wie er von seinen Mannschaftskollegen gennant wurde, nach dem verlorenen Champions-League-Finale 2012 der Bayern gegen den FC Chelsea. "Vielleicht haben wir nicht genug Spieler, die so etwas erzwingen wollen. Ich habe keinen Jens Jeremies gesehen, der dem Gegner schon beim Einlaufen in die Waden beißt."

Duell 1: Die besten Bayern aller Zeiten gegen ihre Vorgänger

Duell 2: Die Generation Kahn/Effenberg gegen Hamburgs Jahrhundertmannschaft

Duell 3: Dortmunds Rekordjäger fordern die besten Bayern der 90er Jahre

Duell 4: Die Fohlen im Infight

Duell 4: Borussia M'gladbach 1970/71 - Borussia M'gladbach 1974/75

Beste Elf Gladbach: Kleff - Sieloff, Vogts, Müller - Wimmer, Netzer, Dietrich, Köppel - Heynckes, Laumen, Le Fevre

1. Runde: Der klarste Sieg der Auftaktrunde: 87,3 Prozent sahen die Gladbacher stärker als den 1. FC Köln 1963/64.

Der Schlüsselspieler: Er war der vielleicht beste Spielmacher der deutschen Fußballgeschichte und der erste richtige Popstar im deutschen Fußball. Günter Netzer bestimmte das Spiel von Borussia Mönchengladbach wie kein anderer vor und nach ihm.

Netzer war ein klassischer Zehner, Charakterkopf und Führungspersönlichkeit. Sein Trainer Hennes Weisweiler erkannte seine Stärken sofort und zog den jungen Netzer von der linken Außenbahn ins Zentrum. "Dafür war ich auch prädestiniert. Das hat er schlauerweise sofort erkannt und mich immer wieder angetrieben", sagt Netzer.

Der Trainer war für Netzer ein väterlicher Freund, mit dem er sich aber auch die eine oder andere Diskussion lieferte. Nicht immer war Weisweiler mit der Spielweise Netzers einverstanden, der entgegen der Ansage das Tempo auch mal verschleppte und nicht ständig nach vorne stürmen wollte.

Netzer, der Sohn eines Gemüsehändlers aus Mönchengladbach, etablierte seinen eigenen Stil. Seine präzisen, langen Pässe waren außergewöhnlich, seine Standards immer eine Gefahr. Dabei stand er zu Beginn mit Schuhgröße 47 nicht gerade im Verdacht, ein feines Füßchen zu haben.

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Doch genau das war es, was seinen Mangel an Einsatz wettmachen sollte. "Ich war doch mein ganzes Leben am liebsten faul", sagte Netzer einmal über sich. "Wenn ich Ehrgeiz gehabt hätte, wäre ich ein zweiter Pele geworden." Auch so reichte es zu einer Legende. In Gladbach benannten sie sogar das Maskottchen nach ihm: Jünter.

Für den Feingeist Netzer war der Fußballplatz aber zu klein. Er wollte immer mehr, eröffnete früh eine Versicherungsagentur und rechnete dem damaligen Borussia-Manager Helmut Grashoff vor: "Hören Sie mal, ich verdiene viermal weniger als Beckenbauer, Maier und Müller in München, obwohl wir die gleiche Kategorie sind. Das kann ja nicht sein. Dann müssen Sie mir andere Aktivitäten gestatten."

Er wurde zum Herausgeber der Stadionzeitschrift "Fohlen Echo" und eröffnete die Diskothek Lovers' Lane in Mönchengladbach. "Der Trainer ist fast in Ohnmacht gefallen. Aber erstaunlicherweise begann da meine stärkste Zeit, als ich die Diskothek und die Bar hatte."

Beste Elf Gladbach: Kleff - Vogts, Wittkamp, Surau, Bonhof - Stielike, Danner, Wimmer - Simonsen, Jensen, Heynckes

1. Runde: Ein wahres Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich die Gladbacher mit dem FC Bayern 1971/72. Am Ende entschied eine Winzigkeit für die Borussia (50,1 Prozent).

Der Schlüsselspieler: Nach seiner Karriere war er einer von vielen. Herbert Wimmer, von jedem nur Hacki gerufen, meldete eine Totto-Lotto-Annahmestelle in Aachen an. Der Klassiker unter den Berufen ausrangierter Profi-Fußballer, zumindest in jener Zeit. Als er noch nicht hinterm Tresen stand, pflügte Wimmer durch das Gladbacher Mittelfeld, so wuchtig und ausdauernd wie vor ihm noch kein anderer auf dem Bökelberg.

Die Gladbacher Stars seiner Zeit hießen Bonhof, Simonsen, Heynckes, sogar Vogts. Er war der Laufbursche, der Inbegriff des Wasserträgers. Ohne Schienbeinschoner, die Stutzen immer ganz nach unten gerollt, wurde er zum Albtraum gegnerischer Spielmacher. Er räumte den Schutt weg, für den sich die Virtuosen zu schade waren. "Wimmer ist Alltag, ich bin Sonntag", sagte Günter Netzer einst. Für Wimmer kein Problem. Hätte es damals schon die gläsernen Spieler von heute gegeben, Wimmer hätte womöglich nur herzhaft gelacht über eine Laufleistung von zwölf Kilometern pro Spiel. Trotz einer ziemlich schiefen Hüfte.

Dabei spielte Wimmer gerne auch rechts auf dem Flügel, zumindest auf dem Papier. In Wirklichkeit trieb er sich überall rum, arbeitete zu, grätschte, foulte, spielte Doppelpässe, ging ins Dribbling. Wimmer bediente die gesamte Palette. In diese Rolle musste er allerdings auch erst hineinwachsen. Ursprünglich war er ein gewitzter Spieler, mit schnellen Beinen und tiefem Körperschwerpunkt.

Sein Spitzname war nicht etwa ein dezenter Hinweis auf seine übertrieben harten Spielweise, "das kam deshalb, weil ich so gut Haken schlagen konnte", stellt Wimmer klar. Als Mitglied der bis heute besten deutschen Nationalmannschaft aller Zeiten siegte er 1972 nicht nur in Wembley (3:1), sondern holte später auch den EM-Titel erstmals nach Deutschland. Unweit des Bökelbergs hat die Borussia drei ihrer Helden für immer in Bronze verewigt: Netzer, Vogts - und Wimmer.

Duell 1: Die besten Bayern aller Zeiten gegen ihre Vorgänger

Duell 2: Die Generation Kahn/Effenberg gegen Hamburgs Jahrhundertmannschaft

Duell 3: Dortmunds Rekordjäger fordern die besten Bayern der 90er Jahre

Duell 4: Die Fohlen im Infight