Duell 4: Borussia M'gladbach 1970/71 - Borussia M'gladbach 1974/75
Beste Elf Gladbach: Kleff - Sieloff, Vogts, Müller - Wimmer, Netzer, Dietrich, Köppel - Heynckes, Laumen, Le Fevre
1. Runde: Der klarste Sieg der Auftaktrunde: 87,3 Prozent sahen die Gladbacher stärker als den 1. FC Köln 1963/64.
Der Schlüsselspieler: Er war der vielleicht beste Spielmacher der deutschen Fußballgeschichte und der erste richtige Popstar im deutschen Fußball. Günter Netzer bestimmte das Spiel von Borussia Mönchengladbach wie kein anderer vor und nach ihm.
Netzer war ein klassischer Zehner, Charakterkopf und Führungspersönlichkeit. Sein Trainer Hennes Weisweiler erkannte seine Stärken sofort und zog den jungen Netzer von der linken Außenbahn ins Zentrum. "Dafür war ich auch prädestiniert. Das hat er schlauerweise sofort erkannt und mich immer wieder angetrieben", sagt Netzer.
Der Trainer war für Netzer ein väterlicher Freund, mit dem er sich aber auch die eine oder andere Diskussion lieferte. Nicht immer war Weisweiler mit der Spielweise Netzers einverstanden, der entgegen der Ansage das Tempo auch mal verschleppte und nicht ständig nach vorne stürmen wollte.
Netzer, der Sohn eines Gemüsehändlers aus Mönchengladbach, etablierte seinen eigenen Stil. Seine präzisen, langen Pässe waren außergewöhnlich, seine Standards immer eine Gefahr. Dabei stand er zu Beginn mit Schuhgröße 47 nicht gerade im Verdacht, ein feines Füßchen zu haben.
Doch genau das war es, was seinen Mangel an Einsatz wettmachen sollte. "Ich war doch mein ganzes Leben am liebsten faul", sagte Netzer einmal über sich. "Wenn ich Ehrgeiz gehabt hätte, wäre ich ein zweiter Pele geworden." Auch so reichte es zu einer Legende. In Gladbach benannten sie sogar das Maskottchen nach ihm: Jünter.
Für den Feingeist Netzer war der Fußballplatz aber zu klein. Er wollte immer mehr, eröffnete früh eine Versicherungsagentur und rechnete dem damaligen Borussia-Manager Helmut Grashoff vor: "Hören Sie mal, ich verdiene viermal weniger als Beckenbauer, Maier und Müller in München, obwohl wir die gleiche Kategorie sind. Das kann ja nicht sein. Dann müssen Sie mir andere Aktivitäten gestatten."
Er wurde zum Herausgeber der Stadionzeitschrift "Fohlen Echo" und eröffnete die Diskothek Lovers' Lane in Mönchengladbach. "Der Trainer ist fast in Ohnmacht gefallen. Aber erstaunlicherweise begann da meine stärkste Zeit, als ich die Diskothek und die Bar hatte."
Beste Elf Gladbach: Kleff - Vogts, Wittkamp, Surau, Bonhof - Stielike, Danner, Wimmer - Simonsen, Jensen, Heynckes
1. Runde: Ein wahres Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich die Gladbacher mit dem FC Bayern 1971/72. Am Ende entschied eine Winzigkeit für die Borussia (50,1 Prozent).
Der Schlüsselspieler: Nach seiner Karriere war er einer von vielen. Herbert Wimmer, von jedem nur Hacki gerufen, meldete eine Totto-Lotto-Annahmestelle in Aachen an. Der Klassiker unter den Berufen ausrangierter Profi-Fußballer, zumindest in jener Zeit. Als er noch nicht hinterm Tresen stand, pflügte Wimmer durch das Gladbacher Mittelfeld, so wuchtig und ausdauernd wie vor ihm noch kein anderer auf dem Bökelberg.
Die Gladbacher Stars seiner Zeit hießen Bonhof, Simonsen, Heynckes, sogar Vogts. Er war der Laufbursche, der Inbegriff des Wasserträgers. Ohne Schienbeinschoner, die Stutzen immer ganz nach unten gerollt, wurde er zum Albtraum gegnerischer Spielmacher. Er räumte den Schutt weg, für den sich die Virtuosen zu schade waren. "Wimmer ist Alltag, ich bin Sonntag", sagte Günter Netzer einst. Für Wimmer kein Problem. Hätte es damals schon die gläsernen Spieler von heute gegeben, Wimmer hätte womöglich nur herzhaft gelacht über eine Laufleistung von zwölf Kilometern pro Spiel. Trotz einer ziemlich schiefen Hüfte.
Dabei spielte Wimmer gerne auch rechts auf dem Flügel, zumindest auf dem Papier. In Wirklichkeit trieb er sich überall rum, arbeitete zu, grätschte, foulte, spielte Doppelpässe, ging ins Dribbling. Wimmer bediente die gesamte Palette. In diese Rolle musste er allerdings auch erst hineinwachsen. Ursprünglich war er ein gewitzter Spieler, mit schnellen Beinen und tiefem Körperschwerpunkt.
Sein Spitzname war nicht etwa ein dezenter Hinweis auf seine übertrieben harten Spielweise, "das kam deshalb, weil ich so gut Haken schlagen konnte", stellt Wimmer klar. Als Mitglied der bis heute besten deutschen Nationalmannschaft aller Zeiten siegte er 1972 nicht nur in Wembley (3:1), sondern holte später auch den EM-Titel erstmals nach Deutschland. Unweit des Bökelbergs hat die Borussia drei ihrer Helden für immer in Bronze verewigt: Netzer, Vogts - und Wimmer.
Duell 1: Die besten Bayern aller Zeiten gegen ihre Vorgänger
Duell 2: Die Generation Kahn/Effenberg gegen Hamburgs Jahrhundertmannschaft
Duell 3: Dortmunds Rekordjäger fordern die besten Bayern der 90er Jahre