Kommentar zum letzten Heimspiel des FC Bayern: Eine peinliche Inszenierung

Der FC Bayern feiert seinen fünften Meistertitel in Folge
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Der FC Bayern München bejubelt beim abschließenden Heimspiel gegen den SC Freiburg den Meistertitel. Die Feierlichkeiten dazu verkamen jedoch zu einer peinlichen Inszenierung. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Nino Duit.

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Sportlich völlig verdient gewann der FC Bayern München in dieser Saison seinen fünften Meistertitel in Folge. Die Feierlichkeiten rund um das abschließende Bundesligaspiel gegen den SC Freiburg verkamen aber zu einer peinlichen Inszenierung. Sowohl vor, als auch während und nach dem Spiel kam es zu skurrilen Szenen, die eher an ein amerikanisches Sportevent wie den Super Bowl erinnerten als an ein europäisches Fußballspiel.

Beim Einlauf in die Allianz Arena wurden die beiden Mannschaften von den Rängen mit zwei verschiedenen Choreographien begrüßt. Während die Südkurve dem scheidenden Kapitän Philipp Lahm huldigte, war auf den anderen Tribünen ein einfaches rot-weißes Karo-Muster zu sehen. Dieses hatte der Verein bei einer Event-Agentur in Auftrag gegeben und selbst bezahlt, offenbar ohne vorher Rücksprache mit den aktiven Fans zu halten und sich über deren Pläne zu informieren. Es war eine erneute Bestätigung dafür, dass sich der deutsche Rekordmeister zunehmend von seiner Basis entfernt.

"Fans und Zuschauer dienen hierbei nur als lebende Kulisse, um einen gewünschten visuellen Effekt für Foto- und Fernsehaufnahmen zu erzielen", hieß es in einer Stellungnahme der FCB-Fan-Vereinigung Club Nr. 12 über die vom Verein in Auftrag gegebene Choreographie. Diese Posse war jedoch nur der Anfang. Das ganze Spiel samt Feierlichkeiten verkam zu einer großen Kulisse für Foto, TV und Social Media.

Selbst den eigenen Spielern unangenehm

Dass der Gegner SC Freiburg noch um die Europa-League-Qualifikation kämpfte und die Partie somit auch einen sportlichen Stellenwert besaß, spielte in den Planungen des FC Bayern offenbar keine Rolle. Pop-Sängerin Anastacia trat in der Halbzeitpause auf und überzog mit ihrer Einlage kurzerhand. Knapp sieben Minuten lang mussten die Spieler auf den Wiederanpfiff warten. Die Selbst-Inszenierung des Meisters wurde dem sportlichen Wettkampf übergeordnet, das Spiel verkam zur Nebensache.

"Genervt" sei SCF-Trainer Streich davon gewesen und das völlig zu Recht. Mit seiner Meinung stand er nicht alleine da, sogar Bayern-Spieler stimmten ihm zu. Mats Hummels sagte, er könne die Kritik Streichs "hundertprozentig verstehen" und Arjen Robben "hat es leidgetan für Freiburg". Der Niederländer habe sich sogar auf dem Platz bei Streich entschuldigt, wie dieser erzählte.

Nach dem Abpfiff durften die Bayern dann exzessiv feiern, doch auch das wirkte gestellt, inszeniert. Dass auf den bereitgestellten Weißbiergläsern nicht übersehbar das Logo des offiziellen Bier-Partners des Vereins prangte, war bereits aus den vergangenen Jahren bekannt. Dass aber auch noch Go-Pro-Kameras daran montiert wurden, jedoch neu. Dem Fan in Bayern, Brasilien oder Bali durfte wohl nicht die Gelegenheit genommen werden, Xabi Alonso aus wenigen Zentimetern Entfernung beim Biertrinken zusehen zu dürfen.

"Es wird schon immer mehr Show außen rum", sagte Hummels dazu, "ich finde es ehrlich gesagt nicht ganz so berauschend, aber es scheint dazuzugehören." Traurig ist es, dass es offenbar dazugehören muss. Authentischer und echter war es jedenfalls, als all die Inszenierungen noch nicht dazugehörten. Als Feiern nicht minutiös vorbereitet und vermarktet wurden, sondern so gefeiert wurden, wie sie eben fielen. Als nicht Überlegungen, welche Rahmenbedingungen am meisten Aufmerksamkeit erlangen könnten, im Mittelpunkt standen, sondern das Spiel und seine Spieler.

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