Julian Nagelsmann? Thomas Tuchel? Oder eine Übergangslösung bis zum Saisonende? Klar war am Tag nach dem großen Beben beim FC Bayern und der Entlassung von Trainer Carlo Ancelotti nur eines an der Säbener Straße: Am Sonntag, wenn der deutsche Rekordmeister bei Hertha BSC antritt (15.30 Uhr im LIVETICKER), wird Willy Sagnol die Mannschaft ein- und aufstellen. Während der Länderspielpause wollen die Münchner dann einen neuen Trainer finden, sagte Präsident Uli Hoeneß.
Am Freitagnachmittag wurde Hasan Salihamidzic aus der Deckung geschickt: kein Karl-Heinz Rummenigge, kein Hoeneß, kein Sagnol und schon gar kein neuer Trainer. Über den, betonte Sportdirektor Salihamidzic, "diskutieren wir intern", das gelte für "Namen und das Profil, das der Trainer haben muss". Immerhin ließ er sich entlocken, dass es "gut wäre", spräche der neue Mann Deutsch. Aber sonst? Noch mal, "ich kann keine Namen nennen, keine Profile".
Einordnung zum Ancelotti-Aus: Wie konnte es soweit kommen?
Der FC Bayern, signalisierte Salihamidzic, muss auf Zeit spielen. "Erst mal ist Willy Sagnol unser Interimstrainer", sagte er, genau genommen: "Die Lösung bis auf Weiteres." Wichtig sei zunächst das Spiel bei der Hertha, "das wollen wir unbedingt gewinnen, dann schauen wir weiter". Es sei ja "keine normale Situation, dass wir uns in der Saison vom Trainer trennen, das müssen wir erst mal sacken lassen", ergänzte er.
Kein Dementi aus Hoffenheim
Nagelsmann, der gerade in München ein Haus baut, wäre dem FC Bayern wohl am liebsten. Nach wie vor ist es ein offenes Geheimnis, dass er am Ende der laufenden Saison hätte kommen sollen, trotz eines Vertrages bei 1899 Hoffenheim bis 2021 - und trotz einer Vereinbarung mit Ancelotti bis 2019. Aber nun? Kaum vorstellbar, dass er sofort wechselt oder die Bayern bis nach der Saison warten wollen.
Neuer Bayern-Trainer: Die drei Lösungsmöglichkeiten.
Andererseits: Ein klares Dementi aus Hoffenheim gab es nicht. Nagelsmann sagte: "Ich konzentriere mich auf unser Spiel am Sonntag beim SC Freiburg. Da will ich besser Fußball spielen." Ein wenig präziser wurde Sportdirektor Alexander Rosen: Die Gefahr eines Abschieds von Nagelsmann "ist so gering, ich kann gar nicht sagen, wie gering sie ist. Ich würde ja sagen, dass mich das Thema nervt. Aber das tut es nicht mal. Es langweilt mich einfach nur."
Also Tuchel? Spricht Deutsch, ist zu haben, wohnt in München, wäre eine Light-Version von Pep Guardiola, nach dem sie sich beim FC Bayern plötzlich wieder sehnen - und wie Sportbuzzer und Sport Bild am Freitagnachmittag übereinstimmend berichteten, sollen bereits Gespräche stattgefunden haben. Allerdings: Tuchel gilt auch als schwieriger Charakter mit Problemen im direkten Umgang mit Spielern. Mats Hummels, so ist zu hören, ist im Sommer 2016 nicht ausschließlich zum FC Bayern gewechselt, sondern auch vor Tuchel aus Dortmund geflüchtet.
"Wir sind keine Amateure"
Und eine Übergangslösung mit Sagnol bis Saisonende? Mit oder ohne einen erfahrenen Partner, etwa Jupp Heynckes, der über das Saisonende hinaus keine Ambitionen mehr hegt. Sagnol hat bereits die französische U20 und U21 trainiert, außerdem von 2014 bis 2016 Girondins Bordeaux. Er spricht Französisch, Italienisch und Deutsch, außerdem Bairisch. Er ist Publikumsliebling. Und einer wie geschaffen für ein "Mia san mia".
Die Stimmen zur Ancelotti-Entlassung.
Aber, noch mal Salihamidzic: "Wir werden jetzt alle Informationen sammeln und genau analysieren." Und dann? "Werden Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und ich in einen Raum gehen und erst wieder rauskommen, wenn wir uns einig sind." Und vor allem: "Wir sind keine Amateure, wir sind Vollprofis, wir werden die beste Lösung für den FC Bayern finden."