Leon Goretzka ab 2018 beim FC Bayern München: Kampf der Granaten

Andreas Lehner
19. Januar 201818:53
Spielen zukünftig auch im Klub zusammen: Leon Goretzka, Thomas Müller und Sandro Wagner (v.l.)imago
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Leon Goretzka spielt ab der Saison 2018/19 beim FC Bayern München. Für die Münchner ist der Transfer ohne Risiko, für Goretzka der nächste Schritt auf dem Weg zum höchsten Level. Beide Seiten sollten aber auch ausreichend Geduld mitbringen.

Jupp Heynckes war voll des Lobes für den Neuzugang. "Er ist für mich ein großes Talent, weil er sehr viel mitbringt. Er hat einen sehr guten Charakter, er ist ein sehr laufstarker, aggressiver Mittelfeldspieler mit einem guten Torabschluss", sagte der 72-jährige Trainer des FC Bayern München auf der Pressekonferenz am Freitag.

Natürlich war auch an der Säbener Straße der im Sommer anstehende Transfer von Leon Goretzka vom FC Schalke 04 nach München Thema Nummer eins. Heynckes' Einschätzung war aber nicht auf den 22-jährigen deutschen Nationalspieler gemünzt, sondern auf Corentin Tolisso, einen 23-jährigen französischen Nationalspieler, der vor der Saison als teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte für 41,5 Millionen Euro von Olympique Lyon nach München gekommen war.

Gleichwohl treffen die von Heynckes genannten Eigenschaften auch alle auf Goretzka zu. Dass beide, Goretzka und Tolisso, der gleich Spielertyp sind, wäre zu viel gesagt, aber das herausragende Alleinstellungsmerkmal Goretzkas auf Schalke wird im Münchner Luxuskader schwinden.

FC Bayern hält Leon Goretzka in der Bundesliga

Es gibt nur wenige Mannschaften in Europa, deren Leistungsdichte so hoch ist wie in München. Mit seiner Entscheidung pro München hat Goretzka auch ja gesagt zum harten Konkurrenzkampf und zu weniger Spielzeit in der Bundesliga.

Es ist also aus mehrerlei Hinsicht skurril, wenn Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge in der offiziellen Pressemitteilung betont, "dass Leon Goretzka der Bundesliga erhalten bleibt". 16 von 18 Bundesligisten dürfte es ziemlich egal gewesen sein, ob Goretzka zukünftig auf Schalke, in München oder in Barcelona gespielt hätte.

Für Goretzka aber ist der Wechsel der nächste große Schritt in seiner Karriere. Nach seinem Transfer von Bochum zu Schalke wurde er in Königsblau zum Nationalspieler, jetzt will er sich in München auf internationalem Top-Niveau beweisen. In der Champions League wird er dazu die Möglichkeit bekommen.

Transfer von Leon Goretzka für den FC Bayern ohne Risiko

In welchem Umfang er das auf Anhieb tun kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wie integriert er sich ins Team? Wie heißt der neue Trainer? Und welchen Fußball spielt der FC Bayern dann? Sowohl Spieler als auch Klub sollten also auf jeden Fall ausreichend Geduld mitbringen, bis sie sich aneinander gewöhnt haben.

Für den Klub ist der Transfer aufgrund der fehlenden Ablöse von überschaubarem Risiko, Handgeld und Gehalt sind kalkulierbar und bei einem Weiterverkauf würden die Bayern auch ordentlich kassieren, selbst wenn Goretzka den Sprung zum Stammspieler nicht schaffen sollte.

"Leon ist ein sehr junger Spieler, der Verjüngungsprozess des FC Bayern wird damit fortgesetzt. Neue, junge Leute, neue Impulse - das finde ich sehr positiv", sagte Heynckes. Er habe viel mit seinem Co-Trainer Peter Hermann gesprochen. "Leon hat einen sehr guten Charakter, ist ein intelligenter Junge und ist sehr leistungsorientiert."

Goretzkas Konkurrenten: Thiago, James und Müller

Goretzka hat in seiner jungen Karriere schon viele Vergleiche mit den Großen der deutschen Fußballgeschichte provoziert. Vor allem Michael Ballack und Lothar Matthäus werden immer wieder genannt. Seine größten Stärken sind seine Dynamik aus der Tiefe und der Zug zum Tor.

Diese kann er in den bevorzugten Bayern-Systemen 4-3-3 und 4-2-3-1 am besten auf der Acht oder der Zehn einbringen. Hier spielen nicht nur der von Heynckes so gelobte Tolisso oder der aktuell noch ausgeliehene Renato Sanches, sondern auch echte Granaten wie Uli Hoeneß wohl sagen würde: Goretzkas Hauptkonkurrenten heißen Thiago Alcantara, James Rodriguez und Thomas Müller.

Vermutlich nicht mehr dazugehören wird Arturo Vidal, der den Goretzka-Transfer auch als deutliches Signal verstehen kann, dass er den Verein ein Jahr vor Ablauf seines Vertrags im Sommer verlassen kann.

"Er ist sehr aktiv, lauf-, spielfreudig, engagiert", sagte Heynckes kürzlich über den Chilenen. Er hoffe in der Rückrunde auf den "alten Vidal". Mit 30 Jahren steht er aber schon für die Vergangenheit. Tolisso und Goretzka sind die Zukunft.