FC Bayerns Trainer Jupp Heynckes trifft auf Julian Nagelsmanns TSG: Gegen die Jugend

Jupp Heynckes überzeugt als Trainer des FC Bayern
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Wenn der FC Bayern am Samstag auf die TSG Hoffenheim trifft (15.30 Uhr im LIVETICKER), stehen sich mit Jupp Heynckes und Julian Nagelsmann der aktuell älteste und der jüngste Trainer der Bundesliga gegenüber. Es ist die Zuspitzung zweier möglicher Ausrichtungen des Rekordmeisters für die nähere Zukunft: Will er auf der Trainerbank erneut auf Erfahrung setzen oder auf die Jugend?

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Das Wort von Jupp Heynckes hat in München Gewicht. Er ist nicht nur ein Freund von Präsident Uli Hoeneß. Er ist auch die personifizierte Expertise, was Trainerarbeit angeht.

Entsprechend hört die Vereinsführung genau hin, was der 72-Jährige ihr für die Zukunft einflüstert. Bereits bei seiner Vorstellung Mitte Oktober machte Heynckes öffentlich, wie er persönlich das Anforderungsprofil seines Nachfolgers definiert: "Es geht nicht um mich, es geht um den FC Bayern. Man gewinnt jetzt einfach Zeit. Sie werden dann einen adäquaten Trainer präsentieren. Es gibt gute, junge, deutsche Trainer." Einer von diesen, so wiederholte er Anfang November, sei "prädestiniert" dafür, der nächste Bayern-Trainer zu werden.

Namen nannte Heynckes nicht. Das hätte auch nicht zu seinem Charakter gepasst. An welche Phalanx "guter, junger, deutscher Trainer" er dabei gedacht haben dürfte, war jedoch evident. Schnell kolportierten die Gazetten die angeblichen zwei Hauptfavoriten der Entscheidungsträger beim FC Bayern. So soll der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge zu Thomas Tuchel, Präsident Uli Hoeneß dagegen zu Julian Nagelsmann tendiert haben.

Diskussionen um Nagelsmann beim FC Bayern

Nagelsmann beim FC Bayern. Eine Vorstellung, die irgendwie naheliegend erschien. Schließlich würden sich die Münchner nicht noch einmal ein Versäumnis wie einst bei Jürgen Klopp erlauben wollen, von dessen Verpflichtung der Verein aufgrund fehlender Erfahrung abgesehen und stattdessen Jürgen Klinsmann verpflichtet hatte. Jahre später kaufte Klopp dem Rekordmeister mit dem BVB national zweimal den Schneid ab, während Klinsmann nach nicht einmal einem Jahr scheiterte. Blöd gelaufen.

Und mit der Arbeit, die der gerade einmal 30-Jährige seit gut anderthalb Jahren in Hoffenheim leistet, hat er ein ähnliches Potenzial bewiesen. Er hat den Fußball der TSG als Erbe von Huub Stevens verändert, moderner und damit erfolgreicher gemacht, die Mannschaft vor einem beinahe sicheren Abstieg bewahrt und innerhalb von gerade einmal 14 Monaten auf Platz vier der Bundesliga geführt. Gepaart mit dem charismatischen Auftreten ist logisch, dass er damit Begehrlichkeiten weckte. Auch ganz oben.

Nagelsmann beim FC Bayern. Eine Vorstellung, die auch deswegen naheliegend erschien, weil der junge Shooting Star der Trainerwelt selbst öffentlich damit kokettiert hatte, dass die Münchner in seinem Karriereplan eine Rolle spielten. Und dass ein Engagement dort ihn "zu einem glücklicheren Menschen" machen würde.

Drei Monate später soll Nagelsmann in den Überlegungen beim Rekordmeister laut Bild keine Rolle mehr spielen. Den Ausschlag sollen dabei mehrere Faktoren gegeben haben.

Hoffenheim im Formtief

Zum einen stagniert die TSG unter dem 30-Jährigen seit Wochen, gewann nur zwei der letzten acht Spiele und scheiterte in Europa kläglich. In einer Europa-League-Gruppe mit Basaksehir, Ludogorets Razgrad und Sporting Braga holte Hoffenheim gerade einmal fünf Pünktchen.

Darüber hinaus machte Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp in den letzten Wochen mehrfach mit Nachdruck deutlich, dass er nicht beabsichtige, Nagelsmann vor 2019 aus seinem Vertrag freizugeben. Erst dann habe dieser aufgrund einer Klausel die Möglichkeit zu wechseln. Aufgrund der klaren Ansage könnte Hoeneß davon absehen, sein gutes Verhältnis zu Hopp aufs Spiel zu setzen.

Heynckes' Erfolg durch Erfahrung sorgt für Umdenken

Der entscheidende Grund jedoch liegt angeblich in demjenigen, der spätestens seit seiner jetzigen Amtszeit in München den Status einer Lichtgestalt hat: Jupp Heynckes.

Der hat in den drei Monaten, seitdem er das Ruder von Carlo Ancelotti übernommen hat, mit Ausnahme der 1:2-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach ausschließlich Siege in Pflichtspielen eingefahren. Darüber hinaus hat er den Anspruch von Hoeneß und Rummenigge erfüllt, den Verein zu "befrieden". Keine Leistungsträger, die Unzufriedenheit zur Schau stellen, keine öffentlich ausgetragenen teaminternen Spannungen. Und alle sprechen nur positiv von Heynckes und vor allem von dessen Erfahrung.

Letzteres gab zumindest angeblich den Anstoß für ein Umdenken bei Hoeneß; für den Gewinn der Auffassung, dass Nagelsmann vielleicht doch noch zu jung sei für die große Aufgabe FC Bayern.

Bedenken, die auch Heynckes höchstselbst im Herbst gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung geäußert hatte: "Für Julian Nagelsmann wäre es vielleicht gut, wenn er noch ein paar Jahre bei Hoffenheim bleibt und auch internationale Erfahrung sammelt", hatte er in einem Interview gesagt.

Heynckes: "Bayern oder Real andere Hausnummer"

Dabei habe er seinen Kollegen explizit nicht kritisieren wollen. Jedoch hatte er sein Loblied auf die guten, jungen, deutschen Trainer bereits bei seiner Vorstellungs-PK im Oktober eingeschränkt: "Bayern oder Real zu trainieren, das ist eine andere Hausnummer als die Vereine, die sie bis jetzt trainiert haben."

Heynckes wird nicht müde, die Wichtigkeit von Erfahrung für den Trainerjob zu betonen. Legitimerweise.

Wenn die Bayern am Samstag auf die TSG Hoffenheim treffen, treten der derzeit mit Abstand älteste (72) und der aktuell jüngste Bundesligatrainer (30) erstmals im direkten Duell aufeinander. Als Heynckes am 1. Juli 1987 erstmals Trainer der Münchner wurde, war Nagelsmann noch nicht einmal geboren.

Mit Heynckes und Nagelsmann stehen zwei Trainer an der Seitenlinie, die exemplarisch für die beiden Extreme stehen, in die das Pendel der Münchner Zukunftsplanungen ausschlagen könnte. Der Routinier gegen die Jugend.

"Experiment" Klinsmann veränderte Bayerns Politik

Seit dem gescheiterten "Experiment" Klinsmann ist der FC Bayern nicht mehr das Risiko gegangen, auf einen eher unerfahrenen, aber dafür frischen Trainer zu setzen. Van Gaal, Guardiola, Ancelotti und nun Heynckes waren allesamt hochkarätige Übungsleiter. Sie brachten neben jeder Menge Titeln und einer riesigen Strahlkraft durchaus eigene Ideen und Konzepte mit nach München, wussten diese aber kraft ihrer Vita zu legitimieren.

In einem konservativ geführten Verein wie dem FC Bayern böte die Entscheidung für einen 30 Jahre alten Trainer ohne Meriten aus der Vergangenheit schnell Angriffsfläche für Scheindiskussionen wie die um Klinsmanns Buddhas.

Etwa Thomas Tuchel hätte dagegen jahrelange Erfahrung in Bundesliga und Champions League, eine Dortmunder Rekordsaison und einen Pokalsieg in seiner Vita stehen. Zumindest aus dieser Sicht wäre er die sportlich konservativere, weniger riskante Variante.

Nagelsmanns Bewerbungsschreiben

Ein Bewerbungsschreiben kann Nagelsmann am Samstagnachmittag in der Allianz Arena persönlich einreichen. Ein weiteres Bewerbungsschreiben.

Denn bislang ist der Trainer-Youngster gegen den FC Bayern noch ungeschlagen. Sein Team gewann in drei Bundesligaspielen zweimal und spielte einmal remis. Spätestens nach dem Sieg Anfang September, bei dem Nagelsmann Ancelotti klug ausgecoacht hatte, waren Diskussionen über die Bayern-Tauglichkeit und darüber entbrannt, ob nicht taktisches Verständnis und Charisma fehlende Erfahrung wettmachen könnten.

Sollte Nagelsmann dieses Kunststück auch gegen Großmeister Heynckes gelingen, könnte sich die Stimmung beim Rekordmeister noch einmal drehen. Womöglich hätte er dann auch im 72-Jährigen selbst, der davon überzeugt ist, dass Nagelsmanns Weg "sowieso irgendwann zu Bayern" führen werde, einen Fürsprecher.

Es wäre ein Pfund. Denn Heynckes' Wort hat in München Gewicht wie kaum ein zweites.

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