SPOX: Im Winter haben Sie mit Sandro Wagner noch einen weiteren Qualitätsspieler dazubekommen, der aufgrund seiner Position auch Auswirkungen auf Sie hat. Wie erleben Sie ihn bislang?
Müller: Er hat sich sehr schnell bei uns eingelebt. Viele von uns kannten ihn schon aus der Nationalmannschaft oder von früher. Mats und ich haben schon in der Jugend mit ihm zusammengespielt. Er ist sehr positiv und arbeitet enorm viel. Für mich persönlich ist er auch wichtig. Natürlich kann man sagen, mir geht Spielzeit verloren, weil ich nicht mehr der Backup von Lewy bin. Andererseits ist das auch nicht meine Paradeposition. Ich komme dadurch nicht mehr in die Situation, dass meine Leistungen auf einer Position bewertet werden, auf der ich nicht meine Stärken ausspielen kann. Entsprechend bin ich bis jetzt sehr zufrieden. Wenn Sandro gespielt hat, hat er seine Leistung gebracht. Für Lewy ist es auch gut, dass er seine Ruhepausen bekommt. Und in den letzten Monaten läuft es bei uns sowieso wie geschmiert. Da kann man nicht viel kritisieren.
Thomas Müller über die Besonderheit von Jupp Heynckes
SPOX: Jupp Heynckes spielt bei der jüngsten Erfolgsserie eine wichtige Rolle. Was macht ihn so besonders?
Müller: Besonders macht ihn auf jeden Fall seine Intensität, wie er mit uns spricht, was er uns abverlangt. Er hat ein super Gefühl für Anspannung und Entspannung. Er gibt uns Freiheiten, fordert jedoch gleichzeitig auf dem Platz absolute Disziplin und Leistungsbereitschaft ein. Das macht er mit einer Vehemenz, die beeindruckend ist. In jeder Ansprache vor den Bundesligaspielen verlangt er uns etwas ab. Aufgrund des großen Vorsprungs in der Liga könnte er ja auch einfach sagen: "Jetzt schreibe ich die elf Spieler an die Tafel und dann gehen wir raus." Aber so ist es nicht. Er zieht es durch, das muss man ihm hoch anrechnen und die Mannschaft kommt damit super klar.
SPOX: Ist ein Grund für den Erfolg, dass er mit Teilen der Mannschaft schon Großes erreicht hat und deswegen ein Vertrauensvorschuss da war?
Müller: Das war am Anfang auf jeden Fall ein Vorteil. Er kam als Trainer im Oktober in einer Situation, in der alles ein bisschen angespannt war. Aber er kannte einige Spieler, den Verein, das Trainingsgelände und er hat zusammen mit seinem Trainerteam sofort funktioniert. Heynckes' Vorgeschichte war ein extremer Bonus.
SPOX: Wie wichtig ist es für Sie als Spieler, ab einem gewissen Punkt zu wissen, wer in der nächsten Saison Trainer sein wird?
Müller: Man wird ständig damit konfrontiert, klar. Allerdings sind wir so in unserer aktuellen Situation gefangen, dass diese Gedanken nicht aufkommen. Wenn man dann mal über den Tellerrand hinausschaut, steht ja nach der Saison auch noch eine WM an. Die neue Vereinssaison ist noch ganz weit weg. Deswegen spielt das im täglichen Geschäft für mich keine Rolle.
Die Bayern-Trainer seit Thomas Müllers Debüt
Name | Beginn der Amtszeit | Ende der Amtszeit |
Jürgen Klinsmann | 01.07.2008 | 27.04.2009 |
Jupp Heynckes | 28.04.2009 | 30.06.2009 |
Louis van Gaal | 01.07.2009 | 09.04.2011 |
Andries Jonker | 10.04.2011 | 30.06.2011 |
Jupp Heynckes | 01.07.2011 | 30.06.2013 |
Pep Guardiola | 01.07.2013 | 30.06.2016 |
Carlo Ancelotti | 01.07.2016 | 28.09.2017 |
Willy Sagnol | 29.09.2017 | 05.10.2017 |
Jupp Heynckes | 06.10.2017 | ? |
SPOX: Durch Ihren deutlichen Hinspielsieg im Achtelfinale der Champions League gegen Besiktas ist das erste Pflichtspiel, in dem es wirklich um etwas geht, erst wieder in einigen Wochen. Wie schaffen Sie es dennoch, die Spannung hochzuhalten?
Müller: Einerseits ist der Konkurrenzkampf sehr förderlich. Jeder will sich zeigen, jeder muss um seinen Platz kämpfen und will sich präsentieren. Andererseits ist der Trainer wie gesagt sehr bissig. Er ist mit dem Fuß auf dem Gas und das lässt er uns auch spüren. Er ist immer auf der Hut. Wenn sich irgendwo ein Schlendrian anbahnt, erstickt er das im Keim. Deswegen läuft es bisher auch so gut.
FC Bayern vor dem Champions-League-Rückspiel gegen Besiktas
SPOX: Mit welchen Erwartungen gehen Sie trotz des hohen Sieges in München ins Rückspiel gegen Besiktas?
Müller: Wir erwarten auf jeden Fall eine beeindruckende Kulisse. Aber wir wollen zeigen, dass wir auch dort bestehen können. Wir wollen von Anfang an ein gutes Spiel machen, damit gar nicht erst die berüchtigte Stimmung aufkommt und deren Fans daran glauben, dass ein Wunder möglich ist. Das ist unser Ziel. Deswegen freuen wir uns auf das Spiel, auch wenn der Vorsprung aus dem Hinspiel natürlich groß ist.
SPOX: Welches waren in der Vergangenheit die Stadien, die Sie am meisten beeindruckt haben?
Müller: Leider war ich in Glasgow gegen Celtic nicht dabei. Von der Stimmung dort haben alle geschwärmt. Das Bernabeu in Madrid ist auch verrückt. Mitten in der Stadt steht auf einmal ein riesiges Stadion mit einem Fassungsvermögen von 80.000. Und logischerweise habe ich sehr gute Erinnerungen an Wembley. (lacht)