5. Kimmich reift zum Führungsspieler
Mal Rechtsverteidiger, mal Sechser - und das ohne Qualitätsabfall: Joshua Kimmich zeigt in dieser Saison, wie vielseitig einsetzbar er ist. Aktuell macht der Nationalspieler seine Sache in der Mitte so gut, dass es auf den ersten Blick keinen Grund gibt, ihn zurück in die Viererkette zu beordern.
Andererseits tummeln sich mehr Mittelfeldspieler als Außenverteidiger im Kader des Rekordmeisters. Und: Rafinha, 33, ist auf der rechten Abwehrseite zwar immer noch solide, aber kein adäquater Ersatz zum zehn Jahre jüngeren und weitaus laufstärkeren Kimmich.
"Mir ist es egal, wo ich spiele", so der Schwabe. Gut für Kovac, der inzwischen weiß, dass er sich immer auf Kimmich verlassen kann. Neben seiner Rolle als Leistungsträger wächst der Dauerbrenner, der in der Hinrunde alle möglichen Minuten in der Liga (1530) und der Champions League (540) bestritt, auch immer mehr in die des Lautsprechers hinein.
Er stellt sich auch an schlechten Tagen der Presse, geht sehr selbstkritisch mit sich und seinen Kollegen um. Fast schon wie ein Kapitän. Der 23-Jährige: "Wenn ich etwas zu sagen habe, dann spreche ich das an. Für mich ist es aber wichtig, mit Leistung voranzugehen. Das ist, neben dem Umgang mit den Mitspielern, die Basis, wenn man Führungsspieler werden möchte."
6. Die Wagner-Festspiele sind vorüber
Im Vergleich zu Sandro Wagner hat Kimmich fast neun Mal so viele Spielminuten auf seinem Konto. Der erst vor einem Jahr als Backup für Robert Lewandowski zurückgeholte Mittelstürmer ist unter Kovac nur ein Chronist.
Zwar wirkt sich das momentan nicht negativ auf Lewandowskis Leistungen (22 Tore in 24 Pflichtspielen) aus, in einer langen Saison mit drei Wettbewerben wird aber auch der Pole die eine oder andere Verschnaufpause benötigen. Wagner, der in der vergangenen Saison noch mit elf Scorerpunkten in 18 Spielen glänzte, scheint derzeit nicht mehr gut genug.
Dass er seinen Herzens- und Heimatverein trotz diverser Angebote aus England verlässt, ist nach jetzigem Stand aber ebenso unwahrscheinlich wie die Verpflichtung eines neuen Stürmers. Eine Möglichkeit für Kovac wäre, Gnabry auf der Lewandowski-Position zu testen. Im DFB-Team wusste der Neuzugang aus Hoffenheim zuletzt als Neuner zu gefallen.
7. Die Neuen überzeugen
So oder so: Gnabry darf sich, sobald er seine Muskelverletzung überstanden hat, auf viele Einsätze im Bayern-Trikot freuen. Der 23-Jährige überzeugt an neuer Wirkungsstätte bislang auf ganzer Linie, ist mit vier Toren und vier Assists der nummerisch beste Flügelspieler der Münchner in der laufenden Spielzeit. Die Verantwortlichen sind mit ihm zufrieden. "Mit ihm haben wir eine Waffe im Spiel. Er hat die Geschwindigkeit und weiß auch, wie man Tore macht. Ich wusste, dass er das kann. Er ist für uns sehr wichtig", so Salihamidzic.
Neben Gnabry zeigt mit Leon Goretzka auch der zweite prominente Neuzugang ansehnliche Leistungen. Der Ex-Schalker, ebenfalls 23, ist im zentralen Mittelfeld gesetzt, kam trotz kleinerer Verletzungspausen auf 22 von 26 möglichen Hinrunden-Einsätzen und steuerte dabei fünf Scorerpunkte (zwei Tore, drei Vorlagen) bei. Besonders stark spielte Goretzka zuletzt an der Seite seines guten Freundes Kimmich auf der Sechs.
Die Konkurrenzsituation im Mittelfeld ist groß. Umso beachtlicher, dass selbst der nach seiner verunglückten Leihe an Swansea City zurückbeorderte Renato Sanches unter Kovac einen ordentlichen Eindruck macht. Der 21-jährige Portugiese war in seiner ersten Saison in München noch völlig verloren gewesen, jetzt steht er immerhin schon bei 16 Einsätzen und drei Torbeteiligungen. Die Rückrunde wird zeigen, ob er mehr als ein Ergänzungsspieler sein und das ungeliebte Etikett mit der Aufschrift "Fehleinkauf" entfernen kann.
Die Bayern-Spieler mit den meisten Einsatzminuten (alle Wettbewerbe)
Spieler | Gespielte Minuten |
Neuer, Manuel | 2340 |
Kimmich, Joshua | 2271 |
Lewandowski, Robert | 2123 |
Alaba, David | 1924 |
Süle, Niklas | 1826 |
Müller, Thomas | 1825 |
Boateng, Jerome | 1530 |
Ribery, Franck | 1521 |
Thiago Alcantara | 1505 |
Goretzka, Leon | 1377 |
8. Die Jugend bleibt (noch) auf der Strecke
Die Sehnsucht der Bayern ist groß, nach Thomas Müller (2009) und David Alaba (2010) endlich wieder Leistungsträger aus der eigenen Jugend zu rekrutieren. Salihamidzic machte es sich in den vergangenen Monaten zur Herzensaufgabe, verheißungsvolle Talente langfristig zu binden und einzusetzen.
Im Frühjahr stattete er Innenverteidiger Lukas Mai (18), die Offensivspieler Franck Evina (18), Meritan Shabani (19) und Oliver Batista Meier (17) sowie Torhüter Ron-Thorben Hoffmann (19) mit Profiverträgen aus. "Ich bin sehr daran interessiert, dass wir den jungen Spielern eine Chance geben. Wir werden frischen Wind reinbringen", versprach Salihamidzic damals.
Bisher hielten sich die Einsatzgelegenheiten für die jungen Wilden allerdings noch in Grenzen. Shabani durfte unter Kovac immerhin einmal in der Bundesliga und einmal im Pokal ran, der südkoreanische Außenstürmer Woo-yeong Jeong (19) kickte neun Minuten in der Champions League. Der Rest versuchte sich bisher erfolglos, über die A-Jugend oder die Regionalliga-Mannschaft des Rekordmeisters für höhere Aufgaben zu empfehlen.