Der Umbau der Defensivabteilung des FC Bayern
2. November 2019, Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern München, 5:1. Durchaus ein Spiel von historischem Ausmaß und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Lange wurde der FC Bayern in der Bundesliga nicht mehr so gedemütigt wie an diesem Nachmittag und lange dauerte es danach nicht, bis sich der Klub vom damaligen Trainer Niko Kovac trennte.
Zum Abschied hatte er seinem bisherigen Assistenten und angehenden Nachfolger Hansi Flick aber immerhin noch schnell die Defensivformation geschenkt, mit der dieser seinen Siegeszug durch die Bundesliga hinlegte. Bereits am vorangegangenen Spieltag, einem 2:1-Sieg gegen Union Berlin, verteidigte Alphonso Davies erstmals links hinten. Gegen Frankfurt baute Kovac weiter um: Er beorderte David Alaba erstmals in die Innenverteidigung neben Jerome Boateng, schob Benjamin Pavard dafür auf die Rechtsverteidigerposition und Joshua Kimmich von dort ins defensive Mittelfeld.
Kovac schickte die Defensive des FC Bayern bei dieser 1:5-Niederlage tatsächlich erstmals so aufs Feld, wie sie anschließend über weite Strecken der restlichen Saison und auch beim meistertitelbringenden Sieg in Bremen unter Flick auflief. Kovac legte das Fundament, Flick baute darauf beachtliche Abwehrtürme. Wie sich die einzelnen Akteure unter ihm auf ihren neuen Positionen weiterentwickelten, ist mehr als beachtlich.
Da wäre Davies. Dieser erst 19-jährige Kanadier, der mit seiner physischen Wucht, seinem irren Tempo und seinem unbändigen Offensivdrang aus dem Nichts zu einem der besten Linksverteidiger Europas avancierte. Und dabei ist es fast schon erstaunlich, dass er sich überhaupt noch bewegen kann bei all dem Lob, mit dem er Woche für Woche überschüttet wird. Neben dem Hype um Davies geht fast unter, dass sich Pavard auf der gegenüberliegenden Seite ähnlich stetig (nur weniger spektakulär) weiterentwickelt.
Da wäre außerdem noch Alaba, der schon immer im Zentrum spielen wollte und das jetzt endlich auch darf. Zwar nicht im Mittelfeld, sondern in der Verteidigung. Aber immerhin. Innerhalb weniger Monate entwickelte sich Alaba zum unumstrittenen Abwehrchef. Seit es in den Stadien keine schreienden Fans mehr gibt, hört man bei den Spielen des FC Bayern stets einen schreienden Wiener: Alaba gibt die Kommandos. Für seinen Kollegen Joshua Kimmich ist er als Innenverteidiger gar "einer der Besten der Welt".
Und damit zu Kimmich selbst, der wie Alaba auch schon immer im Zentrum spielen wollte und das jetzt endlich auch darf - sogar auf seiner Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld. Mit seiner Bissigkeit und seinem Siegeswillen tritt Kimmich dort bereits wie ein heimlicher Kapitän auf. Macht er so weiter, wird er irgendwann auch ein echter.