Die Geschichte von Alaba-Berater Pini Zahavi: "Sie finden kaum einen warmherzigeren Menschen in dieser Branche"

Von Kerry Hau und Haruka Gruber
Pini Zahavi zählt zu den mächtigsten Akteuren des Fußballs.
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Schon 1998 vermittelten ihn ein paar Geschäftsmänner aus Russland an Roman Abramowitsch, den er fünf Jahre später während eines Helikopterflugs über die Stamford Bridge von einem Kauf des zu jener Zeit klammen FC Chelsea überzeugen sollte.

Fortan gehörte Zahavi automatisch dem "inner circle" von Abramowtisch an und hatte bei nahezu allen Transfers der Blues seine Finger im Spiel. Mal mehr, mal weniger legal. 2006 koordinierte er zum Beispiel die umstrittene Verpflichtung von Ashley Cole, die für reichlich Kritik sorgte, weil Chelsea ohne Arsenals Zustimmung mit dem noch langfristig bei den Gunners unter Vertrag stehenden Cole verhandelte.

Ein Regelverstoß, den Arsenal bei der FA hinterlegte. Am Ende schaltete sich sogar die FIFA ein und entzog Coles Berater Jonathan Barnett für ein Jahr die Lizenz. Zahavi kam natürlich ungeschoren davon. Er sei weder ein Anhänger von Cole noch habe er "offiziell Chelsea vertreten", beschwichtigte er.

Dubiose Machenschaften bei Chelsea und Portsmouth

Auch beim FC Portsmouth ging Zahavi viele Jahre lang ein und aus. Er brachte nicht nur diverse Spieler vom israelischen Topklub Maccabi Haifa an der englischen Südküste unter, er wickelte auch den Verkauf des Klubs an Alexandre Gaydamak ab.

Ein Freundschaftsdienst für dessen Vater Arcadi, israelischer Milliardär sowjetischer Abstammung und Besitzer von Beitar Jerusalem, der einst aus Frankreich fliehen musste, weil gegen ihn ein internationaler Haftbefehl wegen Waffenschmuggels erlassen wurde.

Mit Avram Grant installierte Zahavi zwischenzeitlichen einen weiteren Vertrauten als technischen Direktor bei Portsmouth. Beide sind bis heute eng befreundet. "Pini hat sich seinen Erfolg mit all seiner Akribie, Ehrlichkeit und Professionalität erarbeitet", sagt der 65-Jährige im Gespräch mit SPOX und Goal. "Sonst wäre er nicht überall so gut vernetzt, sonst würden ihm nicht so viele Stars vertrauen."

Überall vernetzt: Pini Zahavi (l.) mit PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi.
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Überall vernetzt: Pini Zahavi (l.) mit PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi.

Der Neymar-Deal brachte Zahavi angeblich zwölf Millionen ein

Stars wie der Brasilianer Neymar, dem Zahavi 2017 seinen 222 Millionen Euro schweren Wechsel zu Paris Saint-Germain ermöglichte, oder die Bayern-Profis Robert Lewandowski und David Alaba, die ihn für Vertragsgespräche anheuerten.

Zahavis Expertise wird, obwohl er mittlerweile schon 77 ist, geschätzt. Er gilt als Agent, der die Interessen seiner Klienten knallhart durchboxt. Noch mehr als "moderne" Koryphäen der Beraterszene wie Mino Raiola, Jorge Mendes oder Fali Ramadani. Dafür lässt er sich fürstlich entlohnen. Allein der Neymar-Deal soll ihm zwölf Millionen Euro eingebracht haben.

Bei den Bayern, die in Corona-Zeiten umso mehr um ein vergleichsweise gesundes Gehaltsgefüge bemüht sind, kommen Zahavis Verhandlungsmethoden nicht sonderlich gut an. Karl-Heinz Rummenigge haderte schon im Juli, die Forderungen im Alaba-Poker seien zu hoch, während Uli Hoeneß nun im Sport1-Doppelpass schimpfte, Zahavi sei "ein geldgieriger Piranha", der in aller Dreistigkeit eine Beratergage im zweistelligen Millionenbereich aufrufe, sollte Alaba seinen 2021 auslaufenden Vertrag verlängern.

Ärger mit dem FC Bayern: "Uli Hoeneß kennt mich gar nicht"

Der Gescholtene dementierte dies und erinnerte Hoeneß freundlich daran, ihn bislang erst einmal persönlich getroffen zu haben. "Wir haben nie gesprochen, er kennt mich nicht - wie kann er solche Dinge über mich sagen?", wunderte sich Zahavi in der Bild-Zeitung über das Verhalten des Münchner Ehrenpräsidenten. Dabei verwies er auf die zahlreichen Verhandlungen, die er bereits führte. Er habe in seiner Laufbahn "nie" für Probleme gesorgt.

Eine Aussage, die nicht ganz der Wahrheit entspricht. Zahavi war nachweislich in so manchem Premier-League-Skandal wie ebenjenem Cole-Transfer oder auch Portsmouths zwischenzeitlichem Sturz in die Insolvenz verwickelt, darüber hinaus wurden ihm illegale Schmiergeldzahlungen und dubiose Firmenbeteiligungen nachgesagt.

Dass er bis heute nicht für seine Vergehen belangt worden ist und sich weiter als "Saubermann" geben kann, liegt unter anderem daran, dass seine Spieleragentur in Israel registriert ist und sich dadurch der Gerichtsbarkeit anderer europäischer Fußballverbände entzieht.

Wer ist Pini Zahavi? "Ein echter Gentleman"

Wer also ist Zahavi? Ein geldgieriger Geschäftsmann mit dem Hang zum Bösewicht, ohne Moral und Skrupel? Oder doch ein tüchtiger Ex-Journalist, der dank seines Riechers für Profit zum mächtigsten Akteur der Branche aufstieg?

Sein Freund Grant sagt zu SPOX und Goal: "Sie finden kaum einen warmherzigeren Menschen in dieser Branche. Pini ist ein echter Gentleman." Auch der Guardian beschreibt ihn als "freundlich, humorvoll, aufrichtig und bescheiden". Ähnlich Cohen, Zahavis erster Klient: "Er will kein Star sein, deswegen hält er sich zurück. Die Leute wissen gar nicht, wie er wirklich ist."

Zahavi selbst meinte einmal: "Ich habe sehr gute Verbindungen, weil ich nie jemanden im Stich lasse und nie mit Tricks spiele. Ich interessiere mich nur für Fußball, Fußball, Fußball. So einfach ist das."

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