Javi Martinez könnte wieder wichtig werden
Die diesbezüglich naheliegendste Option ist Javi Martinez, der diese Position an der Seite von Bastian Schweinsteiger einst jahrelang exzellent bekleidete. Problematisch ist lediglich, dass dabei jahrelang Zeit verging und Schweinsteiger den Klub auch schon vor Jahren verlassen hat, weswegen Martinez mittlerweile 32 Jahre alt ist und unter offensichtlichen Tempodefiziten leidet.
Im Sommer stand er kurz vor einer Rückkehr zu seinem Ex-Klub Athletic Bilbao, blieb letztlich aber doch, kam seitdem hin und wieder zum Einsatz (408 Pflichtspielminuten) - und könnte jetzt wieder wichtig werden. Entweder, indem Martinez den vakant gewordenen Posten selbst bekleidet. Oder, indem er seinen neun Jahre jüngeren Landsmann Marc Roca dabei unterstützt. "Er hilft mir wirklich sehr. Seine Hilfe ist sehr wichtig für mich", sagte Roca neulich.
Bekommt Neuzugang Marc Roca seine Chance?
Roca, der übrigens den Ex-FC-Bayern-Spieler Xabi Alonso sein Vorbild nennt, kam im Sommer für neun Millionen Euro von Espanyol Barcelona und übernahm den durch den Abschied von Thiago freigewordenen Kaderplatz im defensiven Mittelfeld. Sein bisheriger Leistungsnachweis: Gegen Düren spielte er aus Mangel an Alternativen durch, beim 1. FC Köln stand er 45 Sekunden auf dem Platz und berührte den Ball kein einziges Mal.
Roca zeigte sich nach eigener Auskunft "überrascht" von der Qualität der Trainingseinheiten: "Die Bälle bewegen sich so schnell, aber das ist auch gut so. Ich bin mir sicher, dass mir das helfen wird, mich zu verbessern."
Nach dem Spiel gegen Düren kritisierte Flick Rocas Positionsspiel, lobte dafür aber seine Pässe und Spielverlagerungen. "Er wird ein bisschen brauchen, um unsere Idee vom Fußball zu verinnerlichen", erklärte Flick. "Diese Zeit wird er auch bekommen und für den einen oder anderen einspringen können." Zum Beispiel für einen verletzten Kimmich.
David Alabas Streben ins defensive Mittelfeld
Lediglich Außenseiterchancen auf Einsätze hat der 19-jährige gebürtige Münchner Angelo Stiller. Er führte die Reservemannschaft in der vergangenen Drittligasaison als Stratege im defensiven Mittelfeld zum Meistertitel und feierte gegen Düren per Einwechslung sein Profidebüt. "Er hat seine Sache gut gemacht. Wenn er weiterhin gute Leistungen in der U23 bringt, hat er die Möglichkeit, oben aufzuschlagen", sagte Flick.
Der letzte Spieler, dem dieser Schritt langfristig gelungen ist, ist übrigens David Alaba. Auch der 28-jährige Österreicher ist ein gelernter defensiver Mittelfeldspieler, wurde jedoch lange als Linksverteidiger eingesetzt, ehe ihn Niko Kovac vor einem Jahr in die Innenverteidigung schob. Unter dessen Nachfolger Flick avancierte Alaba zum Abwehrchef.
Als Goretzka und Tolisso in Köln fehlten und Martinez irgendwann müde wurde, testete Flick (dank womöglich hellseherischen Fähigkeiten) Alaba in der Schlussphase bereits im defensiven Mittelfeld. "Ich habe gelesen, dass er gerne im Mittelfeld spielt. Deshalb habe ich die Gelegenheit genutzt", sagte Flick und lächelte süffisant.
In der österreichischen Nationalmannschaft forderte Alaba seine Lieblingsposition einst angeblich vehement, vor allem aber erfolgreich ein. Beim FC Bayern wurde ihm dieser Wunsch bisher nicht erfüllt - was auch bei den zuletzt gescheiterten Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung eine Rolle gespielt haben könnte. Womöglich bekommt Alaba nun wegen Kimmichs Verletzung kurz vor seinem drohenden Abschied doch noch eine unverhoffte Bewährungschance im defensiven Mittelfeld.