Bayern Münchens Präsident Herbert Hainer hat sich abermals schützend vor Sportvorstand Hasan Salihamidzic gestellt, der bei den Anhängern des Rekordmeisters zuletzt aufgrund der internen Streitigkeiten mit Trainer Hansi Flick und dessen öffentlich formulierten Wunsch nach Vertragsauflösung im Sommer in Ungnade gefallen war.
"Sachliche Kritik ist selbstverständlich immer zulässig. Persönliche Angriffe und Hetze verurteilen wir allerdings auf das Schärfste - dafür gibt es beim FC Bayern nicht den geringsten Platz", wird Hainer am Mittwoch auf den Social-Media-Kanälen des FCB zitiert.
Der 66-Jährige hatte bereits am Dienstag während eines Mitgliederdialogs im Vorfeld des Heimspiels gegen Bayer Leverkusen (2:0) die Personalpolitik des Sportvorstandes verteidigt. Diese war in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder Bestandteil des offenen Konflikts zwischen Salihamidzic und Flick gewesen.
Unter anderem hatte der Bayern-Trainer Salihamidzic indirekt, aber öffentlich in puncto Kaderplanung brüskiert, indem er sagte, dass der FCB "letztes Jahr eine Mannschaft hatte, die qualitativ - ich glaube, das weiß jeder - besser war als die Mannschaft dieses Jahr".
"Wir verstehen alle, dass der Trainer neue Spieler verlangt, und auch Topspieler, damit wir dieses Niveau halten", sagte Hainer am Dienstag: "Aber wir haben seit dem 8. März eine Pandemie und keine Zuschauer mehr in den Stadien."
"FC Bayern geschlossen gegen Anfeindungen in Richtung Salihamidzic"
Hainer verwies in dieser Sache auf einen Einnahmeverlust von rund 150 Millionen Euro, die der Rekordmeister durch das Corona-Virus habe. Der Trainer schaue traditionell auf kurzfristigen Erfolg, so Hainer weiter, der Sportvorstand sei aber auch für "die wirtschaftliche Stabilität" verantwortlich.
Die versöhnlichen Töne, die Hainer anschlug, kamen jedoch zu spät, um das Verhältnis zwischen Salihamidzic und Flick zu kitten. Am vergangenen Samstag bestätigte Flick in einem Interview mit Sky, den FC Bayern um eine Auflösung seines bis 2023 laufenden Vertrags zum Saisonende gebeten zu haben.
In der Folge hatten Bayern-Fans Partei für den Triple-Trainer ergriffen und eine Online-Petition gestartet, mit der sie den sofortigen Rücktritt oder den Rauswurf Salihamidzics forderten. Bis Mittwochabend hatten rund 63.000 Menschen die Petition unterschrieben.
Dieser Forderung wird der FC Bayern jedoch wohl nicht nachkommen. "Der FC Bayern stellt sich geschlossen und mit Nachdruck gegen Anfeindungen in Richtung Hasan Salihamidzic", betonte Hainer. Der Vertrag des 44-Jährigen beim deutschen Rekordmeister läuft infolge seiner Beförderung vom Sportdirektor zum Sportvorstand anno 2020 noch bis zum Ende der Saison 2023.
FC Bayern: Fan-Bündnis distanziert sich von Anfeindungen
Die Fan-Initiative "Pro Hansi Flick, Brazzo raus!" warf dem Vorstand ihrerseits vor, die legitime Meinung des Anhangs "unter Zuhilfenahme des Vorwurfs der Hetze" zu diffamieren. "Selbstredend distanzieren wir uns von jeglicher Form der Anfeindung", hieß es in einer Mitteilung der Gruppierung, die nach eigenen Angaben rund 5000 Bayern-Fans weltweit vertritt. In ihrer Umfrage haben sich 66.000 gegen Salihamidzic und für Trainer Hansi Flick ausgesprochen.